Was «in Christus» ist, ist nicht «in mir». Das offensichtliche in dieser kurzen Formel ist entscheidend zum Verständnis des Evangeliums.

Gott wirkt

Im Evangelium geht es um das, was Gott durch Seinen Sohn macht. Es wird «in Ihm» und «durch Ihn» gemacht. Folglich wird darauf verwiesen, dass wir «in Ihm» dies alles erhalten.

«Wenn jemand in Christus ist, so ist da eine neue Schöpfung: Das Ehemalige verging, siehe, es ist neu geworden. Das alles aber ist aus Gott, der uns durch Christus mit Sich Selbst versöhnt.»
2Kor 5,17-18

«Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend.»
2Kor 5,19

Hier liegt der Kern der frohen Botschaft: Gott wirkt. Es ist «aus Gott», und «durch Christus». Deshalb ist es nun «in Christus». Er macht es. Und das steht in Kontrast zu dem, was ich mache oder machen kann.

Selbstverständlich wird hier nur ein Aspekt beleuchtet. Es will nicht etwa heissen, dass meine Taten keine Bedeutung haben, aber in Bezug auf Gottes Wirken ist das, was Er in Christus bewirkte, einfach unschlagbar. Was Gott selbst gemacht hat, daran kann ich selbst nicht hinzufügen. Die Bibel verlangt das auch nicht. Der Fokus in dieser Aussage liegt auf Gott, und lassen wir uns selbst doch bitte einmal aussen vor.

Auswirkung auf die Glaubenshaltung

Es gibt diese Glaubenshaltung, die immer wieder den Menschen, das Gefühl, die momentane Befindlichkeit im Vordergrund stellt. Das kann eine fromme Eigengefälligkeit sein, oder auch die falsche Ausrichtung durch mangelhafte Lehre. Es kann durch ein schlechtes Selbstbild begünstigt, oder durch repressive Gemeindestrukturen verfestigt werden. Wer unsicher ist, ob Gott ihn liebt, ob Er wirklich auch Dich rettet, der sieht sich selbst im Mittelpunkt, und nicht Gottes Wirken. Es ist dabei unerheblich, wie dieses Bild entstand, oder was es aufrechterhält. Viel wichtiger wäre es, zurückzufinden zu Gottes Gnade und zu dem, was Er mit uns und dieser Welt vorhat.

Hier ist die frohe Botschaft: Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend! Das kommt einer Befreiung gleich. Befreiend, dass Er wirkte, bevor Du und ich überhaupt auf dieser Welt waren, und dass Er Dich damals bereits mit sich versöhnt hat! Ich muss Ihn nicht versöhnlich stimmen. Ich kann aber auf diese Frohbotschaft eingehen. Glaube und Vertrauen setzen dort an.

Die Gnade Gottes

Gott erweist uns Gnade in Christus. Das ist nun die Ausgangslage.

Werdet aber gegeneinander gütig und im Innersten wohlwollend, erweist euch gegenseitig Gnade, wie auch Gott euch in Christus Gnade erweist!
Eph 4,32

Gott sieht uns in Christus an. Wenn das stimmt, was plage ich mich selbst dann noch mit falscher Frömmigkeit? Es ist viel gesünder, und viel näher am Wort, wenn wir Gott einfach zu danken anfangen, für das, was Er getan hat und noch tun wird. Wer befreit ist, sollte nicht vortäuschen, als wäre er weiterhin gefangen. Wir sollten nicht in den eigenen Unzulänglichkeiten hängen bleiben, sondern uns auf Ihn ausrichten und uns – inzwischen versöhnt – auf den Weg in die wahre Glaubensfreiheit machen.

Wer befreit ist, sollte nicht so tun, als wäre er weiterhin gefangen.

Der Apostel Paulus, der hier bereits ein paar Mal zitiert wurde, hat immer wieder in diesem Sinne von unserem Glaubensgut gesprochen. Wo finden wir das? Es ist in Christus. Dort kann es niemand etwas anhaben. Es geht ja nicht um das, was ich tue, sondern um das, was bereits von Ihm erledigt ist. Dadurch entstand eine neue Situation vor Gott. Zwar bin ich selbst immer noch in meinen Unzulänglichkeiten, aber ich werde von Gott bereits anders betrachtet. Ich werde von Ihm in Christus angesehen.

Das ändert alles.

«In Christus» und «Im Herrn»

Natürlich bleiben ganz praktische Fragen des Alltags. Wenn Paulus über den Lebenswandel spricht, dann benennt er das mit einem anderen Ausdruck. Unser Lebenswandel ist nicht in Christus, sondern «im Herrn» (Eph 4,1).

Gottes Heil aber, sein grundsätzliches und umfangreiches Ja zu uns, das ist nur «in Christus» verbürgt. Die Grundlage ist das Eine, wie wir damit umgehen, ist etwas anderes. Es hat mit unserem Lebenswandel zuerst einmal gar nichts zu tun, auch wenn wir uns zu einem dankbaren Leben täglich entscheiden können. Hören wir, wie er ausführlich auf die Grundlagen des Evangeliums zu sprechen kommt:

«Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus segnet, so wie Er uns in Ihm vor dem Niederwurf der Welt auserwählt hat, damit wir Heilige und Makellose vor Seinem Angesicht seien.

In Liebe hat Er uns für Sich zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt, nach dem Wohlgefallen Seines Willens, zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade, die uns in dem Geliebten begnadet.

In Ihm haben wir die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfliessen lässt. (In aller Weisheit und Besonnenheit macht Er uns das Geheimnis Seines Willens bekannt, nach Seinem Wohlgefallen, dass Er Sich in Ihm vorsetzte für eine Verwaltung der Vervollständigung der Fristen, um in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmeln und das auf der Erde.)

In Ihm hat auch uns das Los getroffen, die wir vorherbestimmt sind, dem Vorsatz Dessen gemäss, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, damit wir zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit seien, die wir eine frühere Erwartung in Christus haben.

In Ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Rettung, hört – in Ihm seid auch ihr, die ihr glaubt, versiegelt mit dem Geist der Verheissung, dem heiligen (der ein Angeld unseres Losteils ist bis zur Freilösung des uns zugeeigneten) zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit.»
Eph 1,3-14

Die ganze Sicherheit des Evangeliums liegt nicht in etwa in unserem Glauben, oder in dem Befolgen gewisser Vorschriften. Die ganze Sicherheit und die ganze Kraft des Evangeliums liegt darin, dass Gott dies bewirkte «in Christus». Das sollten wir als feste Grundlage für unsere eigene Zuversicht wählen. Wir dürfen uns selbst sehen lernen, wie Gott uns sieht, nämlich «in Christus».

Wir dürfen uns selbst sehen lernen, wie Gott uns sieht, nämlich «in Christus».

Vertiefung