In seinem Brief an die Philipper schreibt Paulus ermutigend:

«Freut euch in dem Herrn allezeit!
Nochmals will ich betonen: Freut euch!
Lasst eure Lindigkeit allen Menschen bekannt werden:
der Herr ist nahe!
Sorgt euch um nichts,
sondern lasst in allem
eure Bitten
 im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott bekannt werden.
Dann wird der Friede Gottes, der allem Denksinn überlegen ist,
eure Herzen und eure Gedanken
wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren»
Philipper 4,4-7

Freut euch!

Freut euch! Das ist eine Aufforderung. Diese Aufforderung steht nicht in einem luftleeren Raum, sondern es ist eine Perspektive. Paulus teilt hier eine Sicht und Zuversicht. Freut euch «in dem Herrn» spiegelt den Zusammenhang.

Die Freude hat einen Bezugspunkt. Die Freude ist in dem Herrn. Die Freude ist Ausdruck einer Beziehung. Sich allezeit zu freuen, begründet sich in dieser Beziehung, die möglicherweise ganz quer auf mein aktuelles Empfinden steht. Vielleicht gibt es vieles, worüber ich mich tatsächlich nicht freuen kann. Paulus lädt ein zum Perspektivenwechsel. Zweimal betont er das. Dass er damit keine Verneinung der aktuellen Not meint, werden wir weiter unten noch erkennen.

Der Herr ist nahe

Dieser Herr nun «ist nahe». Dies ist ein Ausdruck des Vertrauens und der Vertrautheit. Wir stehen in Seiner Nähe. Die Stichworte sind Lindigkeit, Barmherzigkeit und Warmherzigkeit. Warum ist das so? Vielleicht können wir uns das so vorstellen: Fühlen wir uns in einer Beziehung getragen, dann hält das die Welt zusammen. Sind wir selbst getragen, dann können wir weiter schauen, ertragen, lieben.

Insbesondere gilt dieser Zuspruch, wenn wir unser Leben von Christus getragen sehen. In Ihm begegnet uns Gott selbst. Der Herr ist nahe, und in dieser Nähe meines Herrn erkenne ich auch Gottes Handeln, erkenne den Sohn Seiner Liebe, durch den Gott die Welt zusammenhält und einst zu Ihm zurückführt (Kol 1,13-20).

Diese Perspektive von Gottes Sicht aus ändert mein Verstehen der Welt. Diese Nähe kann ich mir nun auch für andere Menschen vorstellen, denen ich nahe bin. Darum passt das zusammen. Mein Gottvertrauen wird von Christus her getragen und geformt. Er ist das Bild des lebendigen Gottes. Bestimmt geht es hier nicht um fromme Worte. Wie wir Gott begegnen durch Christus, so können wir in gleichem Masse andere begegnen. Das eine führt logischerweise zum anderen.

Sorgt euch um nichts

Wer voller Zuversicht aus der Begegnung mit dem lebendigen Gott heraus leben darf, der muss sich nicht sorgen. Erneut ist es eine Aufforderung! Sorgt euch um nichts! Es ist, als wenn Paulus den Philippern zuspricht, in Konsequenz Gott zu vertrauen. Das ist jedoch nur die eine Seite.

Die andere Seite ist, dass wir alle mit Herausforderungen im Alltag konfrontiert sind. Grössere und kleinere Sorgen sind es, die uns beschäftigen, aufrütteln und verunsichern. Die Lebensnot ist oft real. Was sagt der Apostel dazu?

Paulus zeigt eine Alternative auf: Sorgt euch um nichts, sondern … Hier ist der Wechsel. Wir sollten uns nicht sorgen, sondern stattdessen etwas anderes tun. Wir sollten alle unsere Wünsche bei Gott bekannt machen. Dies heisst noch lange nicht, dass wir keine Sorgen haben. Paulus spricht über den Umgang mit Sorgen. Anstelle sich zu sorgen, sollten wir alle Not, alle Freuden, einfach alles bei Ihm bekannt machen. Wir sollten also nicht damit alleine bleiben, sondern die Dinge vor Ihm bringen, der Himmel und Erde in Händen hält. Damit geben wir unseren Sorgen einen anderen Kontext.

Wir sollten unsere Wünsche und Bitten «im Gebet und Flehen mit Danksagung» bei Gott bekannt machen, schreibt Paulus. Diese drei gehören zusammen. Gebet und Flehen dürfen stets mit Danksagung verknüpft sein. Das hat Bedeutung. Wir erzählen Gott nicht bloss unsere Wunschliste, sondern danken für das, was wir bereits jetzt haben. Wir «claimen» keine Gebetserfüllung, sondern sind dankbar Ihm gegenüber. Im Danken verschwindet jede Anforderung.

Danken schützt vor Wanken

Es gibt diese Redensart: «Danken schützt vor Wanken». Im Neuen Testament können wir nachlesen, wie Paulus alle seine Gebete mit Danksagung anfängt. Gebet und Flehen also für alles was mich bedrückt. Darin wird ausgedrückt, was mir wichtig ist, und dies verbinde ich stets mit Danksagung.

Es geht um die Glaubenshaltung und Vertrauenshaltung. Denn: wir wissen nicht, was wir beten sollen, und können nur darauf vertrauen, dass Sein Geist sich für uns einsetzt, mit unausgesprochenen Ächzen (Röm 8,26-27). Dankbarkeit ist hier das Schlüsselwort.

Der Friede Gottes

Was Paulus mit wenigen Worten gerade geschrieben hat, ist eine Lebenseinstellung und Haltung für den Alltag. Er gibt praktische Ratschläge. Tut dies! Tut das! Und wenn wir das tun, dann werden wir etwas erleben!

«Dann wird der Friede Gottes, der allem Denksinn überlegen ist, eure Herzen und eure Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren». 

Der Friede Gottes zu erfahren, das ist die Verheissung. Dieser Frieden ist allem Denksinn überlegen. Er ist von einer anderen Qualität als das Denken. Er ist dem Denken überlegen. Er ist den Sorgen überlegen.

Gerade dort, wo Sorgen sich im Denken endlose Kreise drehen, gerade dort dürfen wir Gottes Frieden erfahren. Dieser Friede wird unsere Herzen und Gedanken «wie in einer Feste» in Christus Jesus bewahren. Die Bildsprache ist klar: Wir sind dort gut aufgehoben. Wo? In Christus Jesus. Wenn wir in Gottes Perspektive stehen, sehen wir die Welt und uns selbst mit anderen Augen.

Wenn wir in Gottes Perspektive stehen, sehen wir die Welt und uns selbst mit anderen Augen.

Von dieser Erfahrung aus hat Paulus nun geschrieben. «Freut euch in dem Herrn allezeit! Nochmals will ich betonen: Freut euch! Der Apostel weiss, worum es geht. Ihm geht es um die ganze Realität Gottes in unserem Dasein.