Änderung ist möglich

Wie nun lässt sich ein positives und gutes Weltbild, Gottesbild und Menschenbild pflegen und unterhalten? Wenn diese drei Dinge stets zusammenhängen, und das eine das jeweils andere beeinflusst, können wir damit auch unser Weltbild, Gottesbild und Menschenbild etwa bilden?

Ja, das können wir. Wir können uns ausrichten. Wir können unseren Horizont erweitern oder unser Herz in verlässliche Dinge gründen. Vielleicht entscheiden wir uns dafür, das zu tun, wie es der Psalm-Dichter schreibt:

«Glücklich der Mann, der nicht folgt dem Rat der Gottlosen, den Weg der Sünder nicht betritt und nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht! Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und dessen Laub nicht verwelkt; alles, was er tut, gelingt ihm.»
Psalm 1,1-3

Wer sich ähnlich verhält, der wird seine Frucht bringen zu seiner Zeit – das ist eine Verheissung aus einer klaren Ausrichtung heraus. Frucht bringen! Nicht weil man dies angespannt versucht hat, sondern weil man dazu die richtigen Schritte eingeleitet hat. Der Baum wurde an Wasserbächen verpflanzt, erhält dadurch ständig Wasser und wird – ganz natürlich – Frucht bringen zur rechten Zeit. Oder wenn ich es mit anderen Worten beschreibe: Wer sich bewegt, der bewegt etwas. Wer sich auf den Weg macht, schafft die Voraussetzung dazu, woanders ankommen zu können.

«Frucht bringen» im Sinne der Bibel ist eine Folge. Wenn ich in meinem Leben Frucht sehen will, dann kann ich dafür die Voraussetzungen schaffen. Wenn ich in meinem Gottesverständnis, in meinem Weltbild und Gottesbild die Weichen anders setze, dann kann ich damit die Voraussetzungen für einen (gesunden) Wandel schaffen. Änderung ist möglich.

Sich auf den Weg machen

Manche behaupten, dass es Krisensituationen sind, die Menschen «in den Glauben treiben». Nicht selten wird das abwertend als «Schwachheit» dargestellt. Ich denke eher, dass es etwas anderes ist. Viele Menschen (ich selbst voran) werden sich erst dann auf den Weg machen, wenn ein Leidensdruck entsteht. Es ist aus der Lebensnot heraus, dass manche Fragen erst bis in Konsequenz gestellt werden. Wenn das Leiden grösser ist als die Bequemlichkeit, setzt man sich in Bewegung. Wer sich auf den Weg macht, etwas zu ändern, hat dazu nicht immer die Neugierde als Antrieb.

Fragen oder Konzepte, die in meiner angestammten Umgebung nicht beantwortet werden, können mich dazu drängen, anderswo eine Lösung und Erlösung zu suchen. So finden manche Menschen zu Christus, während andere durch zu viele unbeantwortete Frage von dem bekannten Christentum hinweggetrieben werden. Beide Richtungen wollen bedacht werden. Bewegung findet statt, die Richtung kann aber entgegengesetzt sein. Es gibt Muslime, die Christ werden und Christen, die Muslim werden. Buddhisten werden Christ, ebenso wie Muslime, Christen, Juden zum Atheisten werden. Alle diese Änderungen gibt es auch in umgekehrter Richtung. Wer sich auf den Weg macht, Umkehr machen will, der lebt damit zuerst einmal seine eigene Lebendigkeit aus und beantwortet sein Menschsein. «Menschsein» umfasst auch Anpassung und Änderung. Das ist eine grundsätzlich positive Feststellung und ein scharfer Kontrast zu allen rigiden Weltanschauungen, ob sie nun muslimisch, christlich oder atheistisch geprägt sind.

Wir orientieren uns an den Menschen um uns herum. Wir richten uns nach Begegnungen, Beziehungen, Erfahrungen. Aus unseren Beziehungen erwachsen unsere grössten Freuden und unsere grössten Nöte. Die Menschen in unserem Leben prägen unser Verständnis der Welt, des Menschen sowie unser Bild von Gott. Auch hier lässt sich immer einiges ändern. Neue Beziehungen lassen die Wunden alter Beziehungen in neuem Licht erscheinen. Alte Beziehungen werden durch neue Beziehungen geheilt. Wer sich auf den Weg macht, wird dies häufig durch und in neuen Beziehungen erleben.

Eine neue Ausrichtung

Unsere persönliche Sicht dieser Welt steht in diesem Zusammenhang. Unser Weltbild, Gottesbild und Menschenbild werden vielseitig geprägt. Was immer unser Verständnis sein möge, es kann der Start zu einem Aufbruch sein. Erst wenn wir uns auf den Weg machen etwas zu ändern, können wir spüren, ob eine Änderung einfach oder schwer ist. Das grösste Hindernis, welches ich selbst bei diesen Änderungen gespürt habe, ist die fehlende Vergleichsmöglichkeit. Wenn ich ein gesundes Menschenbild suche, wer spricht dann davon? Möchte ich prüfen, ob es einen lebendigen Gott gibt, wer hat dann schon davon erfahren? Nachfolgend ein paar persönliche Erfahrungen.

Immer wieder habe ich erfahren, dass ich durch das Lesen der Bibel mit diesen fehlenden Erfahrungen in Kontakt kam. Ich habe neue Zusammenhänge gelernt, weil ich in der Bibel von diesen Zusammenhängen erfahren habe. Ich habe mein Gottesbild ergänzt, geändert und korrigiert. Das war möglich, weil in der Bibel viele Menschen von ihren Erfahrungen mit diesem Gott berichtet haben. Diese Berichte waren für mich stets real, realistisch und nachvollziehbar. Sie haben mich ermutigt, mich auf den Weg zu machen.

Mein Weltbild, Gottesbild und Menschenbild haben sich durch die Lektüre der Bibel ändern dürfen. Einst habe ich so zu einem lebendigen Glauben und Vertrauen finden können. Später habe ich durch dieselbe Bibel mich von allzu engstirnigen Ansichten trennen können – und sie durch weitaus bessere biblische Konzepte ersetzen können. Häufig war es die Not, die mich dazu getrieben hat. Die Not hat nicht zu einer Abkehr vom Glauben geführt oder mein Gottvertrauen infrage gestellt, sondern die Not hat zu einer erneuten Auseinandersetzung mit meinen eigenen Ansichten und der Bibel geführt. Ich lernte zwischen der Bibel und deren Interpretation zu unterscheiden, ebenso wie zwischen den Christen und ihren Gott (wie ein lieber Bruder im Glauben einst bemerkte: «Der Chef ist in Ordnung, aber das Bodenpersonal …»).

Im Zuge dieser Auseinandersetzungen, die immer noch andauern, wurden mein Weltbild, Gottesbild und Menschbild immer wieder angepasst. Die entscheidende Impulse durfte ich direkt aus der Bibel entnehmen oder stets daran prüfen. Ich finde das bis heute eines der stärksten Argumente für die Bibel. Sie ist realistisch in der Beschreibung menschlicher Irrungen und Wirrungen, Hoffnungen und Möglichkeiten. Sie hat sich als zuverlässig erwiesen. Deshalb kann ich auch Gottes Wort darin erkennen, Seine Aussagen annehmen – auch solche, die über meine eigenen Erfahrungen hinausreichen.

Weltbild, Gottesbild und Menschenbild

Wenn ich die Klickraten dieser Website betrachte, dann erfolgen die meisten Klicks zu brisanten theologischen Themen. Beiträge wie diese hier erhalten weit weniger Aufmerksamkeit. Die Klärung theologischer Fragen erscheint für viele vordringlich zu sein. Viele Jahre waren sie das auch für mich. Heute noch sind mir diese Themen sehr wichtig. Es hört aber damit nicht auf. Wer theologische Themen klärt, setzt damit einen ersten Schritt hin zu einem neuen Weltbild, Gottesbild und Menschenbild.

Findet die Klärung statt, dann wird damit die Grundlage für ein besseres und neues Verständnis gelegt. Man steigt in einen Prozess ein, worin die bisherigen Gedanken in einem neuen Zusammenhang aufleuchten. Vielleicht können die alten Gedanken zum ersten Mal geprüft, neu eingeordnet, ergänzt oder gar ersetzt werden. Dieser Prozess machen viele Menschen allein durch. Es sind die persönlichen Fragen, die zu mehr Klarheit und zu Antworten drängen. Wichtig wäre es aber, diese Gedanken immer wieder auch mit anderen zu teilen und gegenseitig zu prüfen. Geistliche Weisheit fängt dort an.

Diese Website will mehr bieten als direkte Klärung von Bibelstellen. Die sind zwar unerlässlich, aber es gibt für einen gesunden Glauben weit mehr zu bedenken. Die Auseinandersetzung mit der Bibel will im Kontext des eigenen Lebens verstanden, und manchmal auch im Kontrast mit bisheriger Anschauungen neu überdacht werden. Vertiefung und Differenzierung gehen Hand in Hand. Es braucht eine Lernkultur, die auf Offenheit basiert. Warum ich das nenne? Ich habe es oft ganz anders erlebt.

Änderung ist möglich. Sie setzt voraus, dass wir uns auf den Weg machen. Das erlaubt eine neue Ausrichtung, und wird uns dabei helfen ein positives und gutes Weltbild, Menschenbild und Gottesbild zu erarbeiten.

«Ich will jauchzen und mich freuen über deine Gnade, dass du mein Elend angesehen, die Bedrängnisse meiner Seele erkannt hast, dass du mich nicht überliefert hast in die Hand des Feindes, sondern meine Füße auf weiten Raum gestellt hast!»
Psalm 31,8-9