Die «Ewigkeit» ist sozusagen das Highlight der Zeitbegriffe. Alles, was göttlich ist, soll ewig sein und alles, was ewig ist, hätte einen göttlichen Ursprung. So wird das vielfach verstanden. Das gilt insbesondere für theologische Anwendungen. Ewigkeit ist das Gütesiegel, welches auf dem «richtigen» Glauben aufgedrückt wird, oder die ultimative Drohung, falls es zum Gericht kommen würde. «Ewigkeit» wurde zu einem Schlüsselbegriff in vielen Glaubensvorstellungen. Stimmt diese Interpretation? Dem möchten wir in dieser kurzen Serie etwas nachgehen.

Der Gedanke an eine endlose Dauer war dem Hebräer fremd und jeder Hinweis auf eine sehr lange Zeit war nicht quantitativ, sondern in der Regel qualitativ oder situativ – auch im Sinne eines prophetischen Ausblicks – gemeint. Die Definition von «Ewigkeit» als «endlose Dauer» ist eine Quantifizierung dieses Begriffes. Sie wurde vermutlich erstmals von Tertullian so formuliert und zur Kirchenlehre erhoben, insbesondere, um den Höllendrohungen mehr Gewicht zu geben (Petry/Thomson, «Wie sich die Ewigkeit einschlich»).

Eine «endlose Ewigkeit» ist kein biblischer Tatbestand, sondern eine Eisegese – eine Bedeutung, die in die Bibel hineingelegt wurde. Sie verstellt auf unglaubliche Weise unsere Sicht auf Gottes Wesen und Wirken.

Die Dogmen, die unser Glaubensverständnis prägen

Der Begriff «Ewigkeit» ist Pfeiler vieler theologischen Ansätze und prägend für viele Ideen, die Christen über Gott, das Jenseits und andere Dinge haben. Die Bedeutung, die man diesem Begriff gibt, prägt alles, woran das Wort verknüpft wird – Gott, das Leben, die Rettung, die Verlorenheit, der Himmel, die Hölle.

«Ewig» wird so etwas wie eine Potenzierung der Bedeutung. Alles bekommt mehr Gewicht, wenn es «für immer» ist. Hieraus erkennt man: Der Begriff «Ewigkeit» ist dogmatisch aufgeladen. Sich dessen bewusst zu sein, ist ein erster Schritt in Richtung Klärung.

Alles, was dogmatisch aufgeladen ist, ist heikel. Es ist heikel im Gespräch mit solchen, die genau darauf viel Wert legen. Die «Endlosigkeit der Ewigkeit» ist so ein dogmatisch aufgeladenes Verständnis. An diesem Verständnis von Ewigkeit darf man in vielen Kreisen nicht rütteln. Tut man das nämlich, dann «verliert» der Gläubige sein «ewiges» Leben, und dann erscheint die «ewige» Strafe plötzlich auch in einem anderen Licht. Der eine freut sich, weil man sich neu Gedanken machen kann. Was man intuitiv anzweifelte, lässt sich konkret untersuchen. Der andere verschliesst sich jedoch, weil man merkt, dass altvertraute Bilder ins Wanken geraten.

Am Bild einer endlosen Ewigkeit zu rütteln, kann Angst auslösen. Das ist aber nur die eine Seite. Wer die Endlosigkeit entfernt, spielt sozusagen mit dem eigenen «ewigen Leben». Zwar ist eine solche Folgerung ein Kurzschluss, aber so höre ich das regelmässig. Deswegen ist diese Art der Reaktion real und will ernst genommen werden. Die andere Seite ist, dass die Bibel zum Nachdenken anregen darf. Beim Wort «Ewigkeit» geht es um viel mehr als durch «Endlosigkeit» ausgedrückt wird. Gott spricht, und ich möchte richtig zuhören. Das kann eine ganz positiv ausgerichtete Glaubenshaltung sein. Ich will aktiv verstehen lernen, worum es hier geht. Ich bin nicht an einem oft nur sehr menschlichen Verständnis gebunden, sondern ich bin mit Ihm verbunden, der über allem steht.

Es kann befreiend sein, zu erfahren, was die Bibel tatsächlich zum Thema sagt (und was nicht). Es kann befreiend sein, aus der Enge der Auslegung in die Weite von Gottes Zusagen und Gottes Wort einzutreten. Die Bibel zeigt kein dogmatisches Gebäude, sondern führt in die Beziehung hinein.

Studieren wir die Bibel, dann hören wir von Gottes Wegen und von Gottes Wirken. Wir können diese Offenbarung staunend zuhören und uns in Seine (Gottes) Gedanken einführen lassen. Wir können Zuversicht gewinnen, wenn wir uns Seine Ziele vor Augen führen lassen. Dann werden wir auch erkennen können, dass bei näherer Betrachtung uns nichts weggenommen, aber viel Neues geschenkt wird: Wir werfen wir einen Blick auf die Ewigkeit, für die es in der Bibel kein Wort gibt.