Gott sei Dank! Was in der Umgangssprache klar ist, scheint in den Gebeten von Christen oft etwas verwirrt zu sein. Im Neuen Testament aber wird immer wieder Dank ausgesprochen. Und das ist ausgesprochen klar formuliert.

«Zuerst danke ich meinem Gott durch Jesus Christus für euch alle, da euer Glaube in der ganzen Welt verkündigt wird»
Röm 1,8

Paulus dankt Gott für die Römer. Das ist für die Briefempfänger schon erst einmal ein Zuspruch. Der Apostel dankt durch Jesus Christus. Das ist der Zusatz, die Präzisierung. Es ist auch ein Hinweis auf den Grund seines Dankes. Denn er dankt Gott nicht etwa «pauschal», sondern er dankt Gott aus einem bestimmten Anlass. Wir kommen auf diesen Anlass noch zu sprechen.

Wen adressieren wir im Gebet?

Stehen wir einen Moment bei dem still, was Paulus hier sagt. Er dankt nämlich Gott. Er dankt nicht den Römern und ebenfalls dankt er nicht Jesus. Heute leben wir in einer Zeit, worin das gar nicht klar ist. Manchmal wird Jesus gedankt (sehr populär) oder gar Gottes Geist (charismatisch). Es ist nur seltsam, dass wir dies im Neuen Testament nirgendwo zurückfinden. Nirgendwo wird Jesus oder dem Heiligen Geist im Gebet gedankt. Es scheint, als gibt es zwischen der Glaubenspraxis und deren Grundlage (der Bibel) eine Diskrepanz.

Was die Bibel sagt, lässt sich recht einfach prüfen, wenn wir das Wort für «danken» (gr. eucharisteo) überall nachschlagen. Soweit es sich um ein Gebet handelt, wird sonnenklar, dass ausschliesslich Gott gedankt wird. Und zwar Gott im Unterschied zu Jesus Christus, wie es heisst «Zuerst danke ich meinem Gott (1) durch Jesus Christus (2)».

Dieser Zusammenhang wird auch andernorts erwähnt:

«Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes?– Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!»
Röm 7,25

«Und berauscht euch nicht mit Wein, worin Ausschweifung ist, sondern werdet voller Geist, indem ihr zueinander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern redet und dem Herrn mit eurem Herzen singt und spielt! Sagt allezeit für alles dem Gott und Vater Dank im Namen unseres Herrn Jesus Christus!»
Eph 5,18-20

«Und alles, was ihr tut, im Wort oder im Werk, alles tut im Namen des Herrn Jesus, und sagt Gott, dem Vater, Dank durch ihn!»
Kol 3,17

Wenn der Dank Gott gebührt, so danken wir Gott für das, was Er in und durch Seinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn, gewirkt hat. So schreibt Paulus an die Korinther:

«Ich danke meinem Gott allezeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch gegeben ist in Christus Jesus.»
1Kor 1,4

Es ist die Gnade Gottes, die uns in Christus Jesus gegeben ist. Gottes Gnade hat sich durch Seinen Sohn verwirklicht. Durch Jesus Christus hat Gott Sein Heil realisiert. Uns aber wird sie geschenkt. Damit sind wir im Herzen des Evangeliums gelandet: Gott wirkt durch Christus und das ist die frohe Botschaft. Nicht also, dass ich wirke, sondern dass Gott wirkt, das ist frohe Botschaft. Dafür dankt Paulus. Wenn ich anerkenne und bejahe, was Gott in und durch Christus für mich gewirkt hat, dann kann ich mich dem Gebet von Paulus anschliessen: «Zuerst danke ich meinem Gott durch Jesus Christus…».

Gott im Zentrum

Die Lehre der Dreieinigkeit lenkt von Gott ab. Deswegen wird in christlichen Gemeinden mal Gott, mal Jesus, oder gar dem Heiligen Geist gedankt. Die Verwirrung ist komplett. Man gibt also nicht mehr nur Gott allein die Ehre – wie es in der Bibel beschrieben ist – sondern auch Gottes Sohn oder Gottes Geist. Denn das entspricht den Dogmen. Paulus dagegen lenkt unseren Blick immer auf Gott selbst. Es geht um Ihn. Er wirkt. Es geht um Seine Gerechtigkeit, die durch Seinen Sohn kommt. Entsprechend ist sein Dank.

Etwas weiter im ersten Kapitel vom Römerbrief wird uns das vor Augen geführt, wenn Paulus schreibt:

«Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, ist es doch Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen. Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin offenbart.»
Röm 1,16-17

Das ist das Erstaunliche, dass es im Evangelium nicht um uns geht, nicht um das, was wir bewirken sollen, sondern das Evangelium spricht von Gott selbst und von Seiner Gerechtigkeit. Es heisst ja: Gottes Gerechtigkeit wird darin offenbart. Hier geht es nicht um einen Despoten, der Gerechtigkeit von uns einfordert, sondern um einen Gott, der Seine Gerechtigkeit bereits bewirkt hat und uns schenken will. Es geht nicht um eine Forderung der Gerechtigkeit und ein drohendes zukünftiges Gericht, sondern um eine bereits erwirkte Gerechtigkeit auf dem Kreuz. Es geschah durch Jesus Christus, dass Seine Gerechtigkeit realisiert wurde. Kreuz und Auferstehung sind Gottes Sprache der Gerechtigkeit, und Liebe war Sein Beweggrund.

Deshalb dankt Paulus Gott, und zwar durch Jesus Christus. Es gibt keine andere Reihenfolge oder anderen Dank. Das ist sein Fokus und klare Aussage. Wir können danken, indem wir Gottes Wege der Gerechtigkeit dankend annehmen, so wie es Paulus auch für die Gemeinde in Rom tut.

Jesus Christus

Wenn Paulus Gott «durch Jesus Christus» dankt, dann ist dies die Bejahung von Gottes Heilsweg. Das ist bereits in diesem Zusatz enthalten. «Jesus» ist die griechische Wiedergabe des hebräischen «Yeshuah». Christus ist die griechische Wiedergabe des hebräischen «Messias». Lesen wir diesen Namen ganz im Hebräischen, dann steht dort «Yeshuah HaMaschiach» (Jesus der Messias).

Yeshuah kennen wir auch als Josua. Und die Geschichte von Josua ging wie folgt: Josua, der von jungen Jahren an ein Diener von Mose war, hiess zuerst nicht Josua, sondern Hosea. Es war Mose, der Hosea einen neuen Namen gab. Bevor Mose die 12 Kundschafter in das Land Kanaan entsandte, hiess es «Und Mose nannte Hoschea, den Sohn des Nun, Josua» (4Mo 13,16). Das hebräische Hosea heisst «Retter». Josua jedoch heisst «JHWH Retter», also Gott ist Retter.

Bevor Jesus geboren wurde, kam ein Engel zu Josef, der ihn zusprach:

«Während er dies aber überlegte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen! Denn das in ihr Gezeugte ist von dem Heiligen Geist. Und sie wird einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen, denn er wird sein Volk retten von seinen Sünden.»
Mt 1,20-21

Jesus heisst «JWHW rettet», denn das war das Ziel Seiner Geburt. Maria erhielt ebenfalls Besuch eines Engels:

«Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen. Dieser wird gross sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und der Herr, Gott, wird ihm den Thron seines Vaters David geben; und er wird über das Haus Jakobs herrschen in Ewigkeit, und seines Königtums wird kein Ende sein.»
Lk 1,30-33

Als das Kind Jesus später mit seinen Eltern das erste Mal in den Tempel kam, war da ein alter jüdischer Mann, Simeon. Von dieser Begegnung wird berichtet:

«Und siehe, es war in Jerusalem ein Mensch, mit Namen Simeon; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels; und der Heilige Geist war auf ihm. Und ihm war von dem Heiligen Geist eine göttliche Zusage zuteilgeworden, dass er den Tod nicht sehen solle, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe. Und er kam durch den Geist in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm nach der Gewohnheit des Gesetzes zu tun, da nahm auch er es in seine Arme und lobte Gott und sprach: Nun, Herr, entlässt du deinen Knecht nach deinem Wort in Frieden; denn meine Augen haben dein Heil (Rettung) gesehen, das du bereitet hast im Angesicht aller Völker: ein Licht zur Offenbarung für die Nationen und zur Herrlichkeit deines Volkes Israel.»
Lk 2,25-32

So lesen wir von Jesus, der Christus, oder «Jesus Christus». Paulus dankt Gott «durch Jesus Christus», nämlich durch diesen von Gott verheissenen Retter. Auf Ihn nimmt der Apostel Bezug. An anderer Stelle dankt er «im Namen Jesus Christus», was auf dieselben Tatsachen, dieselbe Autorität zurückführt.

Gott sei Dank

Gott ist Einer. Das ist einfach und es wird in der Bibel klar bezeugt. Er ist nicht zwei und nicht drei, auch nicht vier. Deshalb wird Ihm gedankt. Gott, das ist der Vater (1Kor 8,6). Seltsam ist deshalb, dass man dies in einem christlichen Umfeld fast nie hört. Das Verständnis, dass Gott Einer ist, ist verloren gegangen. Es wird durch eine Dreieinigkeit verschleiert. Die blinde Annahme einer Dreieinigkeit, von der die Bibel nirgendwo spricht, führt in Folge dazu, dass man Dinge tut und glaubt, die ebenfalls nirgendwo in der Bibel stehen. Das sieht man beispielsweise beim Gebet und bei der Danksagung. Soweit aber die Bibel das einzige Glaubensdokument ist, worauf wir das Evangelium und unseren Glauben aufbauen können, tun wir vielleicht gut daran, die Bibel ernst zu nehmen. Gott sei Dank haben wir die Bibel.

Selbstverständlich geht es hier nicht um eine Wortklauberei. Und besteht jemand darauf, es anders zu handhaben, dann ist Gott grösser als all unser Verständnis. Gott sei Dank.

Unser Vorrecht beim Lesen der Bibel ist es, Ihn kennenzulernen. Da ist Begegnung drin, und immer neue Entdeckungen dürfen zu immer mehr Dank führen. Gott sei Dank.

Vertiefung