Ist Bibelstudium nur etwas für Theologen? Führt eine Bibelbetrachtung automatisch zu seltsamen Ansichten? Viele Leute trauen sich heute kaum noch die Bibel in die Hand zu nehmen, geschweige denn daraus wertvolle Einsichten zu schöpfen. Doch muss das nicht so sein. Die Bibel ist gut zugänglich, vorausgesetzt, man liest sie und teilt Einsichten mit anderen.

Die folgenden Hinweise haben sich beim Lesen der Bibel bewährt. Es sind 6 Hinweise für eine gesunde Bibelbetrachtung. Sie helfen dabei, die Bibel selbst reden zu lassen und die Worte im eigenen Kontext besser zu verstehen.

Die ersten drei Hinweise sind Zitate aus der Bibel, die als «Schlüssel» für das Bibellesen verstanden werden können. Es sind Aussagen von Paulus für seinen Mitarbeiter Timotheus, dem er so eine wertvolle Richtschnur für den Umgang mit der Bibel gibt.

Die weiteren drei Punkte sind Hinweise, die ganz allgemein dem Textverständnis dienen. Sie liessen sich alle mit Beispielen aus der Bibel verdeutlichen. In der Kürze soll aber hier die Würze liegen.

Als Vorbemerkung sei hier noch erwähnt, dass Schreiber und Zuhörer die Bibel als Gottes Wort erkannten, und die Bibel deshalb als zuverlässig eingestuft haben. Texte welche dies aussagen sind beispielsweise: 2Kor 4,2; 1Thess 2,13; 2Tim 3,16-17.

6 Hinweise

  1. Ein Muster gesunder Worte behalten (2Tim 1,13)
    Biblische Worte sind gesunde Worte. Es sind die Worte, die Bibelschreiber dazu genutzt haben, das auszudrücken, was gesagt werden musste. Biblische Wahrheit drückt sich deshalb mit den Worten der Bibel aus. Theologische Ausdrücke, dogmatische Formulieren und dergleichen mehr sind Ausdruck davon, dass man die ursprünglichen Worte noch nicht richtig verstanden hat (sonst hätte man die benutzen können).
  2. Das Wort der Wahrheit richtig teilen (2Tim 2,15)
    Die biblischen Zeitangaben beachten. Eine biblische Wahrheit zur falschen Zeit wird eine Unwahrheit, wie bei Hymenäus und Philetus, die von der Auferstehung (eine Wahrheit) behaupteten, sie sei schon geschehen (und damit den Zeitpunkt falsch zuordneten) und so den Glauben etlicher durcheinander brachten.
  3. Wahre Lehre entspricht der Frömmigkeit (1Tim 6,3)
    Jede Lehre hat ein Ziel. Gesunde Lehre führt zu Christus und zu einem Gott wohlgefälligen Leben hin. Siehe auch Eph 4,15-16.
  4. Die Bibel im Kontext verstehen wollen
    Wer sagt Was, Wann, zu Wem, Wie (mit welchen Worten), Wieso (Grund), Weshalb (Anlass) und Wozu (Zweck)? Suche auf dieser Seite auch zum Beitrag für induktives Bibelstudium.
  5. Bildsprache und Sprachfiguren beachten

    Nicht alles ist wörtlich zu verstehen, sondern einiges kann eine Bildsprache zur Erläuterung des Hauptthemas (Thema beachten) sein. Bildsprache ist allgegenwärtig in der Bibel. Nein, nicht alles ist «buchstäblich» wahr, sowenig wie in unserer Sprache heute.
  6. Kulturverweise erkennen
    Die Bibel kennt Verweise auf andere Quellen oder Begebenheiten. 
Kulturverweise wollen als solche verstanden werden und sind mit der biblischen Botschaft nicht zu verwirren. Sie werden manchmal als Beispiel herangezogen, um etwas anderes zu erläutern (z.B. Apg 17,23).

Der Umgang mit der Bibel will gelernt sein

Timotheus hat wohl ganz besonders intensiv von Paulus gelernt. Deshalb sendet er Timotheus später auch zu den Gemeinden, damit diese ebenfalls denselben Umgang erlernen können.

«Ich [Paulus] bitte euch [Korinther] nun, seid meine Nachahmer! Deshalb habe ich euch Timotheus gesandt, der mein geliebtes und treues Kind im Herrn ist; der wird euch erinnern an meine Wege in Christus, wie ich überall in jeder Gemeinde lehre.»
1Kor 4,17

Alle Hinweise dienen dazu, auch unsere «Wege in Christus» zu bahnen. Das ist das Ziel gesunder Lehre, nicht nur persönlich, sondern gerade auch «überall in jeder Gemeinde».

Anregungen zum Gespräch

  • Wie verhalten sich biblische Unterrichtung und praktischer Lebenswandel (Beispiel von Paulus > Timotheus > Gemeinden. 1Kor 4,17)?
  • Wie lässt sich gesundes geistliches Leben in der Gemeinde fördern?
  • Timotheus hat einige wertvolle Hinweise erhalten. Wie würdest Du diese jemand anders weiterreichen? Wie hatte es wohl Timotheus gemacht?