Im Buch Hiob stehen Gespräche zentral. Dialoge prägen den Text. Selbstverständlich geht es um das Leiden von Hiob, wofür das Buch bekannt ist, aber die Auseinandersetzung mit dem Leiden ist das eigentliche Thema.

In diesem Buch geht es um das Leiden von Hiob, und um den menschlichen Fragen nach der Ursache des Leidens. Es sind auch Dialoge um das Verständnis von Gottes Wegen, und darum, wie Leiden wahrgenommen oder erfahren wird. Wenn alle Dialoge von Hiob und seinen Freunden verstummen, kommt die Wende. Und zuletzt spricht Gott selbst zu Hiob. Das Buch endet mit einer veränderten Wahrnehmung von Gottes Wirken in unserem Leben, und für Hiob mit einem von Gott gesegneten Neubeginn.

Das Buch Hiob nimmt uns mit auf eine Reise, eine Zeitreise, die Zeit von Hiobs Leiden und die Zeit der langen Gespräche und nach der Frage «Warum?». Es ist auch die Zeit ohne Antwort von Gott, des göttlichen Schweigens. Es ist die Zeit des menschlichen Suchens, der Auflehnung gegen das Leiden und des Auflehnens gegen Gott, die Zeit der menschlichen Irrungen und Wirrungen. Bis die zentralen Fragen gelöst werden, sind wir mit Hiob unterwegs.

Das Buch der Fragen

Ein bekannter englischer Bibelforscher, E.W. Bullinger, hat einmal fleissig alle Fragen der Bibel gezählt. Er hat dann festgestellt, dass in den 1189 Kapitel der Bibel ganze 3298 Fragen stehen. Davon stehen 2274 im Alten Testament, und 1024 im Neuen Testament. Gemessen an der Textmenge stehen verhältnismässig mehr Fragen im Neuen Testament.  Am meisten Fragen von allen Büchern hat jedoch das Buch Hiob. Im Buch Hiob stehen ganze 329 Fragen, also rund 10% aller Fragen der Bibel. Fragen von Hiob, von Gott, von Satan, von den Freunden des Hiob.

Warum echt würden in diesem Buch so viele Fragen stehen?

Quelle: E. W. Bullinger, «Figures of Speech», 1898, Seite 994.

Keine schnelle Antworte

Hiob ist nicht das Buch der schnellen Antworte. Liest man dieses Buch etwa in einer Kleingruppe, dann kann das eine Herausforderung sein. Es dauert, bis Antworte kommen. Die Herausforderung liegt darin, diese Spannung auszuhalten. Erkennen wir in den Dialogen auch uns selbst und unseren Fragen? Fragen und zweifeln wir wie Hiob und seine Freunde? Und wenn sich die Geschichte wendet, verstehen wir, weshalb das so ist? Lernen wir daraus etwas für unser Leben? Kann uns die Geschichte von Hiob eine neue Perspektive schenken für die Art, wie Gott in unser Leben und in diese Welt hineinwirkt?

Das Buch Hiob ist kein fröhliches Buch. Das Buch weist auch auf das Wirken Gottes hin, zuerst im Hintergrund, dann aber als tragende Kraft hinter allen Dingen. Wenn die Realität Gottes in der Realität unseres Erlebens ankommt, hat das eine umwälzende Kraft. Dies kann uns frei machen von uns selbst und unser Vertrauen in Ihn stärken.