Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Kirchen, Freikirchen, Sekten, Gruppierungen – wer weiss schon, was da hilfreich ist? Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Einige werfen vorsichtshalber alles Unbekannte schon mal in den grossen Topf «Sekten». Das wäre eine Vermeidungsstrategie. Andere nehmen kritiklos an, was gesagt oder geschrieben wird. Auch dies ist eine Vermeidungsstrategie, und zwar die Vermeidung einer differenzierten Auseinandersetzung, worin Gedankengut abgewogen und auf Wert geprüft wird.

Zwischen oberflächlich und «völlig abgefahren» lässt sich doch noch einiges erkunden. Auch wenn ich selbst von «religiös» nicht sehr viel halte, von diesem schwammigen Begriff, der weder klärt noch definiert, so gibt es doch vieles, was mich als Mensch bewegt. Alltägliche Herausforderungen drängen nach Ausrichtung, Berichtigung, Befreiung, Erlösung und Sinngebung. Es ist eben auch nicht alles Gold, was glänzt im Alltag.

Spiritualität

Spiritualität ist hier ein Sammelbegriff für eine Suche nach Lösungen, nach Verständnis, eine Suche danach, die Herausforderungen im Leben einen zuverlässigen Rahmen zu geben. Eine oberflächliche Spiritualität kann gut vermarktet werden. Was aber, wenn die Bedürfnisse tiefer gehen? Was, wenn eine persönliche Not mit konkreten Fragen formuliert wird, und eine blosse Spiritualität als unzureichend erkannt wird, weil es darin an persönlicher Begegnung mit einem lebendigen Gott mangelt? Frömmigkeit kann zu manchem nützlich sein – Lebensfragen kann sie mitunter nicht beantworten. Dann braucht es eine echte Auseinandersetzung, mit sich selbst, vielleicht auch mit Religion, mit seiner Herkunft und dem bisherigen Gedankengut. Wer an diesem Punkt angelangt ist, kann verstehen lernen, was das Evangelium der Gnade Gottes bewirkt, warum es tatsächlich eine befreiende und frei-setzende Botschaft ist.

Pseudo-Lösungen

Manchmal jedoch ist das entstandene Vakuum der perfekte Nährboden für Pseudo-Lösungen. Sekten und sektiererische Haltungen führen hier ins Abseits. Wie aber erkenne ich die? Ich stelle mir die Frage auch als Christ, will mich auseinandersetzen mit meinen Gedanken und auch mit Gedanken anderer.

Pseudo-Lösungen sind nichts Neues. Jesus warnte bereits vor Pseudo-Lösungen:

«Wenn dann jemand zu euch sagen wird: Siehe, hier ist der Christus (Messias), oder dort, so glaubt es nicht! Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten und werden grosse Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen.»
Mt 24,23-24 (Schlachter 2000, vgl. Mk 13,21-22)

In der Sprache des Neuen Testaments geht es um Pseudo-Christusse und Pseudo-Propheten. Das sind nicht die richtigen, das sind die falschen. Wie Jesus darüber spricht, können (nach biblischer Sprache) sogar die Auserwählten auf eine falsche Fährte gesetzt werden. Die Schrift warnt vor:

  1. Falsche Christusse (gr. pseudochristos). Mt 24,23-24, Mk 13,21-22
  2. Falsche Propheten (gr. pseudoprophetes). Mt 7,15  Mt 24,11Apg 13,62Pet 2,1, u.a.
  3. Falsche Apostel (gr. pseudoapostolos). 2Ko 11,13 (vgl. Offb 2,2 )
  4. Falsche Lehrer (gr. pseudodidaskalos). 2Pet 2,1
  5. Falsche Brüder (gr. pseudoadelphos). 2Ko 11,26, Ga 2,4

Hier gilt die Warnung: Wir müssen uns in Achtnehmen vor Menschen, die einen Schein hochhalten. Die lassen sich daran erkennen, dass sie nicht zu Christus hinführen, sondern bloss zu sich selbst. Sie führen bloss zu ihren eigenen Veranstaltungen, zu einer Lehre «nur für Eingeweihte», zu einem Guru oder Wunderheiler, zu einem super-begnadeten-Lehrer oder Mega-Evangelisten, oder gar einem falschen Christus. Da liegt der Fokus falsch, dort entstehen und gedeihen Ideologien.

Eine gesunde Ausrichtung

Kehren wir jetzt noch einmal zurück zum Epheserbrief. Da wird das mit anderen Worten beschrieben. Paulus wünscht dort, dass wir nicht mehr «hin- und hergeworfen und umhergetrieben [werden] von jedem Wind der Lehre, durch das betrügerische Spiel der Menschen, durch die Schlauheit, mit der sie zum Irrtum verführen» (Eph 4,14). Wir sollten nicht hin- und hergeworfen werden. Im Gegenteil! Der nächste Vers zeigt den Weg aus alle diese Irrtümer:

«[wenn wir] aber wahr sind, sollten wir in Liebe alles zum Wachsen bringen, hinein in Ihn, der das Haupt ist, Christus»
(Eph 4,15, KNT),

oder in anderer Übersetzung:

« …, sondern, wahrhaftig in der Liebe, heranwachsen in allen Stücken zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus.»
(Eph 4,15, Schlachter 2000).

An diesem Satz erkennen wir, wie Paulus eine gesunde Ausrichtung erkennt. Wahre Lehre führt zu Christus hin, zu Kreuz und Auferstehung, und sonst nirgendwo hin (vgl. 1Kor 2,1-2). Wenn wir wahr sein wollen, tragen wir liebevoll zu diesem Wachstum bei. Führt es anderswo hin oder ist es nicht liebevoll, ist es nicht aus der richtigen Quelle.

Fehllösungen zu erkennen, ist oft der erste Schritt hinaus in eine neue Freiheit. Da ist keine Gebundenheit an wertlosen Dingen, sondern ein Neuanfang durch die freisetzende Gnade Gottes in Christus Jesus.

Vertiefung und Gespräch

  • Lese und bespreche 1Kor 1,10-17. Worum geht es Paulus?
  • Lese und bespreche 1Kor 2,1-5. Worum geht es Paulus?
  • Lese und bespreche Kolosser 2,6-10. Worum geht es Paulus?