«Falls jemand etwas erkannt zu haben meint, dann hat er bislang nicht so erkannt, wie man erkennen muss. Doch wenn jemand Gott liebt, der ist von Ihm erkannt worden.»
1Kor 8,2-3

Liebe vor Erkenntnis

Wenn jemand Gott liebt, der ist von Ihm erkannt worden. Für Paulus, der diese Zeilen schreibt, ist es ein Beispiel. Denn so wie Gott die Liebe vor die Erkenntnis stellt, so sollten es die Korinther auch untereinander tun.

In der Gemeinde in Korinth gab es unterschiedliche Erkenntnisse über ganz praktische Dinge aus ihrem alltäglichen Erleben. Sie waren über wichtige Themen nicht gleicher Meinung. Sollten wir einander nun nach den eigenen Erkenntnissen beurteilen? Sollten wir andere abwerten oder ausgrenzen, nur weil wir Dinge anders sehen? Hier schreibt Paulus «Falls jemand etwas erkannt zu haben meint, dann hat er bislang nicht so erkannt, wie man erkennen muss. Doch wenn jemand Gott liebt, der ist von Ihm erkannt worden».

Dies beschreibt den Umgang miteinander. Die Glaubenden sind nach der Schrift nicht gleichgeschaltet in dem, was sie glauben oder erkennen, sondern was uns verbindet, ist dieselbe Berufung. Wir mögen unterschiedliche Erkenntnisse haben, aber das sollte nie zentral stehen. Vielleicht sind wir anderer Meinung in Punkten, die grosse Bedeutung für uns selbst haben. Das soll aber nicht zu Abgrenzung und Ausgrenzung von Anderen führen.

Für die Gemeinde gilt eine Einheit des Geistes. Diese wird nicht durch Gleichschaltung erschaffen, sondern sie ist von Gott gegeben. Sie zu erkennen und zu bewahren, ist unsere Aufgabe. Wir sollten die Einheit des Geistes, schreibt Paulus an anderer Stelle, durch das Band des Friedens lediglich bewahren (Eph 4,3).

Paulus dreht hier die Sichtweise um. Er zeigt Gottes Perspektive auf. Wenn wir Ihn lieben, dann sind wir von Ihm erkannt. Wie gut wäre es, wenn wir auch im Umgang miteinander diese Perspektive wählen – dass wir beim Anderen die Liebe zu Gott erkennen, und dieses Gemeinsame weit wichtiger achten als unterschiedliche Erkenntnisse. Das nämlich schenkt ein befreites Christsein zu Gottes Ehre.

Vertiefung

  • Was baut auf? Was nicht?
  • Wie reagiere ich auf andere, wenn ich ihre Erkenntnis nicht teile?
  • Wie reagiert meine Gemeinde auf eine Vielfalt im Erkennen?
  • Wie kann ich die Menschen um mich herum aus Gottes Sicht betrachten?
  • Fühle ich mich als Opfer oder Täter im Umgang mit anderen? Wie kann ich aus diesem Empfinden aussteigen?
  • Was kann ich dazu beitragen, die Einheit des Geistes zu bewahren?