Pesah

Das jüdische Pesah Fest feiert den Auszug aus Ägypten. Später mutierte das Fest zu Ostern. Pesah markiert das Ende der Sklaverei des jüdischen Volkes. Befreiung und Auszug sind die Stichworte. Ein Volk auf dem Weg durch die Wüste, auf dem Weg zur Begegnung mit dem lebendigen Gott. Das Ziel: ein eigenes Land.

Die Erfüllung der Verheissungen an Abraham wurde endlich umgesetzt. Hier ist die Rede von einem Gott also, der in der Geschichte wirkt. Ein Gott, der nicht vergisst. Jahrhunderte waren vergangen, seitdem Abraham wegen einer Hungersnot nach Ägypten auswich und so die Erfüllung der ursprünglichen Verheissung nicht stattfand. Hunderte von Jahren, in dem Gott «still» war – bis Mose gerufen wurde. Mose, der das Volk aus Ägypten herausführen und zum verheissenen Land hinführen sollte.

Ostern

Das Pesah Fest wurde als «Ostern» in den christlichen Traditionen übernommen. Ostern hat eine Bedeutung nicht für ein einziges Volk, sondern für die Welt, für die Menschen. Ostern betrifft uns alle. Wie Pesah ist Ostern die Geschichte einer Befreiung, jetzt aber eine Befreiung aus Tod und dessen Folgen. Hier geschieht etwas Gewaltiges, wird der Tod überwunden und eine Verheissung des Lebens spürbar. In der östlichen Kirche ist Ostern das wichtigste Fest im kirchlichen Jahr, viel wichtiger als Weihnachten.

Karsamstag

Zwischen Karfreitag und Ostersonntag: Karsamstag. Ein Tag wie jeder andere? Es gibt Atheisten, die diesen Tag feiern, weil – infolge der Lehre der Dreieinigkeit – dies sozusagen der einzige Tag ist, an dem Gott «tot» ist. Das ist wieder ein Beispiel dafür, welch seltsame Blüten die Lehre einer Dreieinigkeit hervorbringt.

Jesus wurde getötet, mit der Absicht, ihn aus dem Weg zu räumen. Gott jedoch hat anderes vorgesehen. Es war alles nach den Schriften (1Kor 15,1-5) und doch war einiges den Jüngern und der restlichen Welt offenbar unbekannt. Gottes Weisheit zeigte sich hier, aber «keiner von den Fürsten dieses Zeitalters (Äons) hat sie erkannt – denn wenn sie sie erkannt hätten, so würden sie wohl den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt haben» (1Kor 2,8 Rev. Elbf.).

Zeugen der Auferstehung

Ostern war nicht das Ende. Es war ein Neuanfang. Es war unerhört. Die Apostel wurden «Zeugen seiner Auferstehung» (Apg 1,22) und nicht etwa Zeugen der Geburt Jesu (Weihnachten). Ostern fristet in der westlichen Kirche ein Schattendasein. Weihnachten wurde das wichtigste Fest. Ist das Zeugnis einer fehlgeleiteten Fokussierung? Wenn wir, wie die Apostel, die Bedeutung der Auferstehung erfassen könnten, was würde dann passieren?

An mehreren Stellen wiederholen die 12 Apostel die Aussage, dass sie «Zeugen seiner Auferstehung» sind (siehe Apg 4,2 Apg 4,33). Später ist das auch die Botschaft, womit Paulus seine frohe Botschaft – sein Evangelium – beschreibt (Apg 17,18, siehe auch: Apg 23,6-8, Apg 24,21).

Mit der Auferstehung wurde klar, dass die Worte von Jesus keine leeren Versprechen waren. Das Königreich war nahe – immer noch. Die 12 Apostel und die Gemeinde in Jerusalem erwarteten dieses Königreich und stellten Jesus die Frage danach, als er auferstanden war (Apg 1,6). Wenn der König lebt, hat auch das Königreich noch eine Chance, sozusagen. Die Erfüllung der Verheissungen an Israel (Röm 15,8) waren immer noch relevant.

Im Laufe der Apostelgeschichte erfüllte sich diese Hoffnung jedoch nicht (vgl. Apg 1,6-7), aber Paulus erreicht als 13. Apostel eine neue Zielgruppe: die Nationen. Bei ihm geht es nicht mehr um eine Erfüllung der Verheissungen an Israel, sondern es entsteht etwas Neues. Der Apostel beschreibt es als die Enthüllung von Geheimnissen (Eph 3,1-13). Paulus war Apostel der Nationen (Röm 11,13). Bei ihm wird die Auferstehung Christi zur Hoffnung für alle Nachkommen von Adam (1Kor 15,22).

Zeuge der Auferstehung ist das zentrale Thema bei den Aposteln. Ist es das heute noch? Und sehen wir die Unterschiede zwischen der Verkündigung der 12 Apostel und den Weitblick, den Paulus hat? Wohin gehören wir? Was ist die Grundlage für unser Leben und Glauben? Welche Botschaft sollte und darf unser Leben befruchten?

Keine Teillösungen mehr

Diese Fragen lassen sich nicht damit beantworten, dass «mehr oder weniger alles dasselbe aussagt». Hier braucht es Differenzierung, damit wir – mitlesend mit der Geschichte im Neuen Testament – entdecken, wie auch hier eine Entwicklung stattfindet. Der Fokus beginnt bei Israel, aber weitet sich auf die ganze Welt aus. Es gibt eine frohe Botschaft, die nicht bei Teillösungen stecken bleibt. Christus ist auferstanden – als Erstling der Entschlafenen. Mit Ihm fängt es an. So wie durch Adam der Tod zu allen Menschen durchdrang (ohne Ausnahme), so werden ebenfalls alle Menschen in Christus lebendig gemacht. Das sagt Paulus in 1Kor 15,20-22.

Gott hat keine Teillösungen vor Auge. Er hat eine reale Erlösung vor Augen. Eine Erlösung der ganzen Welt. Das Ziel ist es, dass Gott einmal alles in allen ist (1Kor 15,20-28). Das ist die Tragweite der Auferstehung Jesu für alle, die es heute mit Dank annehmen können.