Der Name des Epheserbriefes stammt aus dem ersten Vers. Dort steht oft «in Ephesus». Diese Wörter fehlen jedoch in vielen der ältesten Handschriften. Heute lassen sich viele Dinge bereits online nachprüfen, weil alte Handschriften digitalisiert wurden. Hier unten deshalb zwei Verweise, worüber man diese interessante Details selbst nachschauen kann.

Der Epheserbrief beginnt wie folgt:

«Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, den Heiligen und an Christus Jesus Gläubigen, die in Ephesus sind.»
Eph 1,1 Elbf.

Es war üblich, damals seinen eigenen Namen zuerst zu nennen. Öffnet man eine Buchrolle etwa, sieht man den Absender zuerst und muss nicht die ganze Rolle öffnen. Deshalb beginnt Paulus mit seinem eigenen Namen. Dann beschreibt er, wie er sich selbst sieht und in welcher Funktion er diesen Brief schreibt, nämlich als «Apostel Christi Jesu durch Gottes willen». Ebenso erwähnt er die Menschen, welche er adressiert: «den Heiligen und an Christus Jesus Gläubigen, die in Ephesus sind».

Zum Absender und Adressaten kommen wir noch in einem weiteren Beitrag. Hier möchte ich vorerst die Worte «die in Ephesus sind» hervorheben. Diese Worte fehlen in den ältesten und meisten Handschriften. Man könnte meinen, dass Paulus einen Brief speziell an die Gemeinde in Ephesus schreibt. Das hat er zwar auch getan, indem er zwei persönliche Briefe an Timotheus schrieb, der lange in Ephesus arbeitete. Einen Gemeindebrief schrieb er jedoch nie an die Epheser.

Hier verschiedene Übersetzungen von der Website bibleserver.com und in der Elberfelder Übersetzung habe ich die Fussnote hervorgehoben:

Kein Brief an die Epheser

Die Fussnote besagt, dass die Wörter «die in Ephesus sind» in anderen Handschriften nicht enthalten sind. Sie sind später dort hineingerutscht, waren aber kein Teil des ursprünglichen Briefes. Paulus schrieb nicht speziell an die Epheser, aber vermutlich ein allgemeiner Rundbrief, vergleichbar mit einem heutigen Newsletter, von dem er wusste, dass sie in verschiedenen Gemeinden herumgereicht würde.

Heute sind viele alte Handschriften digitalisiert und für jeden zugänglich. Deshalb hier zwei ältere Handschriften mit kurzen Hinweisen. Im Codex Vaticanus wird ersichtlich, dass die Wörter «in Ephesus» am Rande hinzugeschrieben wurde. Das ist keine Korrektur auf Basis anderer alten Handschriften, denn die hatten diese Hinzufügung nicht. Es kann vermutet werden, dass es eine Bemerkung aus anderer Quelle war, die hier aufgeschrieben wurde.

Einige Übersetzungen lassen die Wörter «die in Ephesus sind» deshalb weg. Das Konkordante Neue Testament (KNT) liest etwa:

«Paulus, Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes, an alle Heiligen, die auch Gläubige in Christus Jesus sind.»
Eph 1,1 KNT

Das lässt sich heute gut anhand von digitalen Ausgaben alter Handschriften nachempfinden.

Codex Vaticanus

Im Codex Vaticanus finden sich diese Wörter neben der Textspalte erwähnt, als eine deutliche spätere Hinzufügung. Der Codex Vaticanus ist heute digitalisiert. Man kann dies also selbst nachschauen (Link hier unten, Seite 1493).

Eine PDF-Datei gibt es ebenfalls, im Internet Archiv:

Codex Sinaiticus

Die Worte «in Ephesus» fehlen etwa im Codex Sinaiticus. Auf der verlinkten Seite geht es um die 4. Spalte, wo der Epheserbrief oben beginnt.

Rundschreiben

An diesen wenigen Bemerkungen kann man ablesen, dass der Dienst des Apostels Paulus keineswegs zum Stillstand gekommen ist, seit er in Rom in Gefangenschaft war. Seine Briefe waren, wie diese hier, für eine breitere Zuhörerschaft gemeint. Es ist Gemeindelehre, und was er in diesem Brief schrieb, betraf keine spezielle Situation nur einer Gemeinde, sondern war allgemeines Glaubensgut für alle Gemeinden.

Im Kolosserbrief verweist Paulus ausdrücklich auf solche Rundschreiben, die für mehrere Gemeinden gemeint waren:

«Wenn der Brief von euch gelesen worden ist, sorgt dafür, dass er auch in der herausgerufenen Gemeinde der Laodicäer gelesen wird und dass auch ihr den aus Laodicäa lest.»
Kol 4,16