Woher kommt das Böse?

Unsere Welt ist vergänglich und unvollkommen. Woher kommt das?


Jeder Mensch erfährt Not in seinem Leben. Der eine hier, der andere dort. Unvollkommenheit haftet uns an und wir werden mit Fehlern von uns selbst und von anderen Menschen konfrontiert. Das ist so gar nicht God-like. Die Bibel spricht von «Sünde». Damit wird die Zielverfehlung beschrieben. Richtig schwierig wird es, wenn andere Menschen uns richtig Böses zufügen. Woher kommt das? Es geht um eine sehr menschliche Erfahrung. Können wir dem Einordnen? Sagt die Bibel vielleicht etwas dazu?

Es gibt eine weitverbreitete Idee über den Ursprung des Bösen. Es ist eine Schuldzuordnung, der besagt: Der Satan hat es verbockt! Er ist der Böse in dieser Welt. Gleichzeitig wird Gott oft als «ausschliesslich gut» gesehen. Wie kommt es dann, dass es einen Satan geben kann? Hat nicht Gott alles erschaffen?

Die Spannung zwischen dem Bösen in der Welt und dem vermeintlich immer-nur-guten-Gott wird durch einen Kunstgriff aufgehoben. Der sogenannte «Fall Satans» soll erklären, wie die Sünde in die Welt gekommen ist. Der Fall Satans ist heute eine christliche Standarderklärung dafür, woher das Böse in der Welt kommt. Gott ist nicht mehr zuständig – Satan hat es verbockt! Wie das geschah, darüber gibt es weitere Vorstellungen.

Diese Lehre vom «Fall Satans» behauptet, Satan sei als makelloser Engel von einem Gott-der-nur-gut-ist erschaffen und hat sich dann gegen Gott aufgelehnt und so gesündigt. Diese Entwicklung soll einen moralischen Fall bezeichnen, der aus einem himmlischen Wesen einen teuflischen Luzifer hervorbrachte. Das war die erste Sünde im Universum. Satan hat sich daraufhin in den Garten eingeschlichen und dort Eva und via ihr Adam verführt. Seitdem der Mensch dort im Garten Edens gesündigt hat, ist die Sünde und damit das Böse Teil unserer Erfahrung.

Solche Vorstellungen helfen uns, Böses einzuordnen. Die Vorstellungen erzählen Geschichten darüber, wie es sich zugetragen haben soll und sie geben uns einen Ursprung an. Vielleicht helfen solche Vorstellungen uns auch bei der Bewältigung schwieriger Erfahrungen. Oft sind die Vorstellungen perfekte Projektionsflächen für eigene Erfahrungen. Der einzige Haken dabei: Die Bibel spricht nirgendwo von diesen Dingen.

Diese Lehre ist der Bibel fremd. Sie wird nirgendwo erwähnt oder nur angedeutet.

Die Lehre von einem «Fall Satans» hat ein bestimmtes Anliegen: Sie soll Gott vom Ursprung der Sünde reinwaschen, auch wenn beispielsweise in Jesaja 45,7 steht, dass Gott Erschaffer des Bösen ist. Der Fall Satans und manche andere Ideen dienen dazu, ein Weltbild zu kreieren, worin Gott nur gut ist und Satan für das Schlechte steht. Es ist ein dualistisches Gottesbild, eine menschliche Erklärung für den Ursprung dieser schmerzlichen Erfahrungen. Zwar finden wir die Dualität in der Welt, aber steht Gott nicht darüber? Hat Er nicht alles in Händen? Es ist sehr aufschlussreich, sich die Schlüsselstellen in der Bibel über den «Ursprung des Bösen» näher anzuschauen.

Was hat das mit mir zu tun?

Glauben wir an diesen Fall Satans, ändert das unser Bild von Gott. In dieser Lehre ist Gott nicht mehr allmächtig, allsehend, allwissend. Er wurde sozusagen von einem aufmüpfigen Engel «überrumpelt», der dann zum «Teufel» mutierte. Die Lehre besagt, dass das Böse den Ursprung in Satan hat, entgegen klaren biblischen Aussagen.

Für das Böse ist Gott nicht mehr zuständig, wie es Jesaja noch formuliert hat, sondern Satan ist es. Satan hat uns das eingebrockt. Was bleibt ist also ein unvollständiges Gottesbild und einen Gott, dem leider etwas aus der Hand gerutscht ist – die Welt und allen Menschen darauf. Das hat sofort etwas mit mir zu tun, denn: Welchen Gott vertraue ich? Darum geht es beim Reden über den Fall Satans in Konsequenz über diese Frage:

Welchen Gott haben wir?

Vertiefung

  • Wenn man die Lehre vom Fall Satans nie angeschaut hat, lohnt sich ein Blick in die verschiedene Darstellungen. Es gibt viele Beiträge, die den «Fall Satans» als Ursprung des Bösen sehen. Die ausführlichsten Darstellungen fand ich auf englischen Websites, wie beispielsweise hier: The Story of Lucifer (Christianity.com)

Bild: Gustave Doré  (1832–1883)