Weit verbreitet ist die Idee eines «Fall Satans». Damit soll ein vormalig tadelloses himmlisches Wesen sich gegen Gott erhoben haben und so in Sünde gefallen sein. Diese Sicht ist der Bibel fremd. Dazu wurden bereits verschiedene Beiträge geschrieben. In diesem Beitrag geht es um klare Aussagen dazu, dass der Widerwirker (gr. diabolos, oder Durcheinanderwerfer) von Anfang an «richtig böse» war.

Ein Gespräch mit den Schriftgelehrten

Jesus war frühmorgens einmal im Tempel (Joh 8,2). Da kamen Schriftgelehrten und Pharisäer zu ihm, mit einer Frau, die man auf Ehebruch ertappt hat. Sollte man sie nun steinigen, wie Mose das angeordnet hat (Joh 8,3-5)? Sie taten dies, um einen Grund zu finden, Jesus anzuklagen (Joh 8,6).

Daraufhin entwickelt sich ein Gespräch zwischen Jesus und den Schriftgelehrten und Pharisäern. Es ist eine spannende Auseinandersetzung, woraus man vieles lernen kann. Ein Teil des Textes überspringe ich, damit wir zur Aussage über den Widerwirker kommen. Dies ist die Einführung:

[Jesus:] «Ihr tut die Werke eures Vaters.»
[Die Schriftgelehrten und Pharisäer:] Sie entgegneten Ihm: «Wir wurden nicht in Hurerei gezeugt; wir haben einen einzigen Vater, Gott!»

Darauf sagte nun Jesus zu ihnen: «Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr Mich lieben, weil Ich von Gott ausgegangen und von Ihm hier eingetroffen bin; denn nicht von Mir Selbst bin Ich gekommen, sondern Er hat Mich ausgesandt. Warum erkennt ihr Meine Sprache nicht? Weil ihr Mein Wort nicht hören könnt! (Jer 6,10).

Ihr seid von dem Vater, dem Widerwirker, und wollt nach den Begierden eures Vaters handeln. Derselbe war ein Menschentöter von Anfang an und hat nicht in der Wahrheit gestanden, weil keine Wahrheit in ihm ist.
Joh 8,41-44

Im Gespräch mit den Schriftgelehrten und Pharisäern ging es um die Behauptung, dass sie Gott zum Vater hatten. Selbstgerechtigkeit spricht so. Jesus begegnet diese Selbsteinschätzung und Selbstüberschätzung damit, dass er nicht Gott, sondern Satan als deren Vater bezeichnet. Es geht hier also um Vergleiche.

Im Neuen Testament wird sowohl das aus dem Hebräischen stammenden «Satan» als auch vom Griechischen «diabolos» gesprochen. Etymologisch kann man diabolos von dia (durch) und bolos (werfen) ableiten, was man mit Durch-Werfer (bzw. Durcheinanderwerfer) oder Widerwirker interpretierend wiedergeben kann. Es sind zwei Wörter aus zwei verschiedenen Sprachen, die beide zurzeit Jesu genutzt wurden, um dasselbe auszudrücken.

Ein Menschentöter von Anfang an

Satan war «ein Menschentöter von Anfang an». Diese Aussage klärt im Gespräch, dass die Haltung der Pharisäer und Schriftgelehrten einen falschen Ursprung hatten. Der Vergleich kann nur dann funktionieren, wenn tatsächlich der Widerwirker von Anfang an daneben lag.

Es findet sich demnach in der Bibel nicht nur keinen Beweis dafür, dass diese Figur einmal ein Lichtwesen war (zu Hesekiel 28 und Jesaja 14 gibt es bereits Widerlegungen), sondern es wird hier klipp und klar ausgesagt, dass der Widerwirker von Anfang an ein Menschenmörder war.

Es gibt keinen moralisch guten Start vom Widerwirker. Nicht in der Bibel. Es gibt diese Geschichten in vielen Überlieferungen, aber sie widersprechen alles, was sich in der Bibel dazu finden lässt. Das lässt sich besonders gut hier in Johannes 8,44 erkennen.

Der Widerwirker hat nicht in der Wahrheit gestanden

Jesus ergänzt die erste Aussage mit einer Wiederholung auf andere Art. Er sagt: «Derselbe … hat nicht in der Wahrheit gestanden, weil keine Wahrheit in ihm ist» (Joh 8,44). Die Lehre vom angeblichen Fall Satans behauptet, dass der Satan einmal ein glänzendes Wesen war, mit tadellosem Leumund. Erst durch den «Fall» soll nun der heutige Satan und Widerwirker entstanden sein. Diese Annahme kollidiert mit der Aussage von Jesus. Es ist keine Wahrheit im Widerwirker und diese gab es auch nie.

In seinem ersten Brief schreibt Johannes:

«Der Widerwirker sündigt von Anfang an.»
1Joh 3,8

Wer dies umdeuten will, wird vermutlich versuchen, den Anfang auf den vermeintlich «bösen Anfang» von Satan zu beziehen. Er hätte dann zuvor einen «guten Anfang» gehabt, die später durch den Sündenfall einen zweiten «bösen Anfang» verursacht hat. Damit wird versucht, diese klaren Aussagen auszuhebeln.

Nüchtern betrachtet lässt die Schrift selbst (ohne Tradition) nur einen Schluss zu: Der Widerwirker sündigt von Anfang an. Es gibt nirgendwo (!) eine Erklärung in der Bibel, dass der Satan einmal ein Lichtwesen war und später in Sünde gefallen sei. Solche Dinge müssen zuerst durch Eisegese in die Schrift hineingelesen werden, bevor man das wieder herausliest. Johannes ist dagegen sehr direkt: Es ist keine Wahrheit in ihm und das war auch nie so.

Satan, Gott und die Hölle

Der Fall Satans erfüllt als Idee eine bestimmte Rolle. Diese müssen wir uns bewusst werden, wenn wir den theologischen Knoten hier entwirren wollen. Die Ausgangslage ist, dass Gott über allem steht. Alles ist aus Ihm, durch Ihn, und zu Ihm hin (Röm 11,36). Da ist nichts ausgenommen – auch Satan nicht.

Deswegen können wir auch glaubend anerkennen, dass Gott das Böse erschafft (Jes 45,7), und den Verderber zum Verderben (Jes 54,16). Er bewirkt alles nach dem Ratschluss Seines Willens (Eph 1,11). Damit wären alle Probleme gelöst und es erscheint mir eine durchgehend gleiche Erkenntnis in allen Bibelbüchern.

Der Fall Satans erscheint nur in einem bestimmten Kontext, nämlich die der Himmel und Hölle Lehre. Dort wird sie benötigt. Die Funktion dieser Lehre ist diese: Sie soll Gott von der Verantwortung für das Böse befreien. Das ist wiederum eine Notwendigkeit, weil man fälschlicherweise annimmt, Gott sei «nur gut». Man hat ein dualistisches Gottesbild erschaffen, mit Gott als «guter Gott» und Satan als «schlechter Gott». Gott ist jedoch nicht «nur gut», sondern es ist eher so, dass «nur Gott gut» ist. Das ist etwas anderes.

Die Lehre der Hölle ist nicht nur ein dunkles Kapitel im christlichen Denken, sondern es ist auch ein Schmach, der auf Gott gelegt wird. Sie besagt, dass Gott den allergrössten Teil der Menschheit auf ewige Zeiten am Leben erhält, um sie dann in der Hölle zu peinigen. Es ist ein furchtbares Gottesbild, von dem die Bibel nichts weiss. Nun möchte man Gott von jedem Schmach befreien und benötigt dazu verschiedene Hilfslehren. Die Lehre vom Fall Satans ist eine davon. Die Lehre vom absolut Freien Willen ist eine weitere Stütze.

Besonders die Lehre vom Fall Satans will den Ursprung des Bösen von Gott auf Satan legen, während die Lehre vom Freien Willen die Verantwortung für die Hölle von Gott auf den Menschen abschieben will. Diese beide Lehren werden direkt durch die Bibel widerlegt. Es sind fremde Gedanken, die in die Schrift hineininterpretiert werden. Beide Lehren werden klar widersprochen, wie beispielsweise in diesem Beitrag aufgezeigt, dass Satan ein Problemfall von Anfang an war.

Korrigieren wir falsche Annahmen, dann gewinnen wir Zuversicht in Gottes Wirken. Wir erkennen auch einfacher das gute Ende, dass Gott einmal alle Menschen rettet (1Tim 4,10), rechtfertigt (Röm 5,18), lebendig macht (1Kor 15,22) und das ganze All zur gegenseitigen Aussöhnung führt, indem Er Friede macht durch das Blut des Kreuzes (Kol 1,20). Warum wird das Erkennen biblischer Aussagen einfacher? Weil Gott 100% zuständig ist und Er das kann. Weil Er in Christus auf dieses Ziel hin wirkt. Denn auch das Böse, auch Satan, auch die ganze Not dieser Welt, Ungerechtigkeit und Tod, werden einmal durch Seine Gerechtigkeit und Leben ersetzt.

Das ist das Ziel. Dort geht es hin. Das ist mein Gott. Ihn vertraue ich aufs Wort.