Der siebte Vers vom ersten Kapitel des Epheserbriefes schliesst unmittelbar beim vorhergehenden Vers an. Das ist der Kontext. Zuvor sprach Paulus darüber, was Gott in Christus tat. Dieser Christus ist der von Gott Geliebte. Wir wurden «in dem Geliebten begnadet» (Eph 1,6). Da fährt der Apostel jetzt weiter, wenn er schreibt: «In dem (Ihm) haben wir die Freilösung durch Sein Blut» (Eph 1,7).
Es mag heute befremden, dass von Blut die Rede ist. Wer möchte schon eine blutrünstige Religion? Denken wir so, erklären wir, dass wir die Bibel aus heutiger Perspektive betrachten. Das ist jedoch eine andere Perspektive, als sie der Schreiber des Briefes (der Apostel Paulus) hatte. Aufgrund seiner Briefe kann ich annehmen, dass auch Paulus nicht blutrünstig war. Dennoch spricht er von Blut und von einer «Freilösung». Das alles sind Begriffe, die er und seine Zuhörer verstanden, aber die heute seltsam erscheinen. Diese Begriffe sind so gar nicht kompatibel mit einem Lebensgefühl im 21. Jahrhundert nach Christus.
Die andere Perspektive
Die Bibel, wie wir sie heute kennen, wurde vor fast 2000 Jahren abgeschlossen. Es war eine andere Zeit. Es galten andere Rahmenbedingungen. Die heutige westliche Welt ist post-christlich. Sie versteht sich vielleicht als säkular, eventuell schon als post-säkular. Daraus erklärt sich das Befremden, womit viele die Bibel heute betrachten. Wir stehen in einer anderen Welt als die damalige. Was für Paulus und seine Zuhörer «normal» tönte und verständlich war, ist es heute oft nicht mehr. Deswegen können die Zeugnisse von vor 2000 Jahren nicht selbstredend Verständnis bewirken. Sogar ein Hinweis darauf, dass «Gottes Geist das erklären soll» ist zwar richtig, aber ebenso befremdlich aus heutiger Warte.
Die damalige Welt war durch und durch religiös geprägt. Viele Länder sind es heute noch. Nicht aber die westliche Welt. Wir stehen in einem anderen Verständnis und dürfen nicht einfach von heutigem Verständnis auf den Inhalt damaliger Texte schliessen. Es hilft keineswegs, wenn man dann gegen besseres Wissen behauptet, es sei alles Gottes Wort, deshalb «ewig gültig» und «sollte heute jedem Gläubigen sofort einleuchten». Das stimmt zwar für viele, aber eben nicht für alle Aussagen.
Bibellesen oder das Hören und Lesen von den Briefen von Paulus ist schwieriger geworden. Wir müssen heute eine Brücke zwischen aktuellem Verstehen und der damaligen Zeit schlagen. Begriffe, die uns heute wenig oder nichts sagen oder die uns fremd vorkommen, bedürfen Erklärung. Kann man sich etwas in die damaligen Gedanken hineinversetzen, wird einiges verständlicher.
Wörter wie «Freilösung» oder Begriffe wie «Freilösung durch sein Blut» bleiben in unseren Ohren vielleicht fremd. Man muss nicht superfromm sein, um darüber hinwegzukommen. Man kann auch Interesse zeigen, sich zu fragen, weshalb Paulus so und nicht auf andere Art geschrieben hat. Vermutlich hatte er dafür in seiner Zeit gute Gründe.
Paulus verstehen
Paulus stand als Jude in einer jüdischen Tradition. Gerade für ihn, als Jude, hat sich jedoch einiges geändert, als er dem auferstanden Jesus auf dem Weg nach Damaskus begegnete. Ebenso wie die übrigen Apostel wurde er Zeuge der Auferstehung. Ausserdem erhielt der Apostel Offenbarungen direkt von Jesus Christus (Gal 1,11-12).
Bei Paulus finden wir also Verweise nach seinem jüdischen Hintergrund, nach Thora und Propheten, ebenso wie Referenzen an die Evangelien und der Zeit, in der Jesus in Israel wohnte, lebte und predigte, als auch spricht er von neuen Offenbarungen. Das eine vom anderen zu unterscheiden, kann hilfreich im Verständnis sein. Auf keinen Fall jedoch sprach Paulus so, wie man es heute tut. Berüchtigt sind auch seine langen und verschachtelten Sätze. Er war ein Gelehrter, und zwar war er auch als Strassenprediger unterwegs, jedoch nicht für uns, sondern für damalige Zuhörer.
Paulus zu lesen, kann demnach anspruchsvoll erscheinen. Dies umso mehr, als Paulus heute meist nicht wertgeschätzt wird. Dass er von etwas anderem sprach als die 12 Apostel, ist unbekannt, oft verpönt. Alles soll einfach bleiben, habe ich immer wieder gehört. Damit wird gemeint: Man muss das Neue Testament an die heutige Ohren anpassen, damit es verständlich wird. Mehrheitlich erreicht man das nur über eine Entleerung der Botschaft, über eine Nivellierung der Aussagen, über voreilige Schlussfolgerungen der Bedeutung und Einordnung der Botschaft. Als Resultat erhält man ein Evangelium, das ein wenig von gesetzlichen Anforderungen und etwas von Gnade spricht. Paulus selbst sprach in diesem Sinne bereits von einem andersartigen Evangelium, das kein wirklich eigenständiges Evangelium ist (Gal 1,6-9).
Ist Paulus nun schwierig zu lesen? Dies hat sich bei meiner eigenen Betrachtung als nützlich erwiesen: Lese die Texte. Glaube, was dort steht, ohne es gleich interpretieren zu wollen. Dann versuche den Text im eigenen Kontext zu verstehen. Unbekannte Wörter und Begriffe erhalten dann von der jeweils eigenen Perspektive eine eigene Einfärbung. Diese führt zur Wertschätzung von dem, was gesagt wird, ohne Kurzschluss-Interpretationen.
Diese Art der Betrachtung erscheint nüchtern und hilfreich und hilft konkret bei der Auslegung.
Die zwei Probleme, worauf die Bibel Antworte formuliert
Als Menschen werden wir mit zwei Problemen konfrontiert. Die Bibel erkennt diese zwei, die gleich in den ersten Kapiteln der Bibel ursächlich genannt sind:
- Sünde, Zielverfehlung, Unvollkommenheit der Menschen
- Sterblichkeit und Tod.
Es sind diese zwei Probleme, denen der Mensch gegenübersteht. Auf diese zwei Herausforderungen formuliert die Bibel eine Antwort:
- Die Zielverfehlung wird durch Gottes Gerechtigkeit ersetzt (Röm 1,16-17)
- Der Tod wird durch unvergängliches Leben aufgehoben (1Kor 15,22; 2Tim 1,10).
Fast alle anderen Angaben der Bibel können auf diese zwei Probleme und ihre Lösung zurückgeführt werden. Es geht also nicht einfach darum, dass wir «in den Himmel» gelangen oder bei Unglaube «in die Hölle» gestossen werden. Beides lässt sich in der Bibel nicht zurückfinden. Die Dinge, welche hier oben jedoch genannt sind, können fast überall erkannt werden.
Halten wir diese beiden Probleme und ihre Lösung im Auge, dann haben wir so etwas wie einen einfachen Nenner, worauf wir die biblische Botschaft zurückführen können. In der Ausarbeitung dieser Dinge werden in der Geschichte jedoch Dinge genannt, Gesetze erlassen und Bilder genutzt, die diese Probleme sowie ihre Lösung abbilden. Dabei erscheinen auch Worte und Begriffe, die uns heute weniger geläufig sind, die aber in der biblischen Entwicklung eine grosse Rolle spielen. Das «Blut» etwa, oder die Rede von «Freilösung», wie es Paulus hier im Epheserbrief tut.
Die Lösung der Probleme wird in der Bibel Erlösung genannt. Das ist kein frommes Wort, sondern ein Wort, welches konkrete Probleme ebenso konkret zu einem guten Ende führen will.
Bildhafte Sprache in einem geschichtlichen Kontext
In der biblischen Geschichte werden Probleme und ihre Lösung in einem geschichtlichen Kontext gezeigt. Was später als Symbol auftaucht (etwa «Blut») hat zuerst in der Geschichte Bedeutung erhalten. Zu dieser Geschichte gehören die Geschichten, die weitergegeben wurden und dann in der Bibel landeten (etwa die Geschichte von Adam und Eva wurde, soweit aus der Bibel bekannt, nicht von ihnen selbst aufgeschrieben), aber auch die Gesetzgebung an Israel, das Opferritual und viele Dinge mehr.
Auf Basis dieser ursprünglichen Geschichten entwickelt sich die biblische Geschichte. Das ist, als kenne man die Probleme, auch im Ansatz die Lösung, aber erfährt dann von den Mechanismen, welche diese Lösung und Erlösung herbeiführen. Das ist alles vielschichtig und baut sich über viele Jahrhunderte auf.
Vom Opferritual für Israel bis zur Kreuzigung von Christus ist viel Zeit vergangen. In dieser Zeit haben sich diese Begriffe und Ideen differenziert entwickelt. Einiges wurde neu enthüllt. Manches wurde vorausgesagt und ist später eingetroffen. Begriffe wurden Teil vom religiösen Alltag, die es in unserer Zeit nicht mehr sind.
Schreibt Paulus im Epheserbrief etwa von «Blut» oder «Freilösung», dann knüpft er bei dieser Vergangenheit und bei der Entwicklung dieser Begriffe an. Etwas fehlt jedoch an dieser Beschreibung. Wie kam es zur Bedeutung? Geht es um eine magische Interpretation von Blut oder um eine konkrete Wirkung? Oder geht es um noch einmal etwas anderes?
Bedeutung wird zugeordnet
Der Tod eines beliebigen Tieres entspricht noch keinem Opfer. Für die Opfer, die in der Bibel genannt werden, gab es detaillierte Vorschriften. Tiere mussten etwa makellos sein. Erst dann, und nur in einem bestimmten Kontext, konnte das Töten eines Tieres zu einem Opfer werden. Verfolgt man die Begründungen dafür, dann landet man vielleicht bei damaligen Gepflogenheiten vieler Religionen. In der Bibel jedoch werden Opfer meist begründet. Sollten Menschen nämlich Opfer erbringen, also nicht etwa als Dank, sondern als religiöse Pflicht, dann wird dieses Opfer zuerst angeordnet. Diese Anordnung oder Einrichtung des Opfers ist stets von Gott her.
Es ist unmöglich, dass das Blut beliebiger Tiere etwas bewirken kann, es sei denn, die Wirkung ist in übertragenem Sinne und wurde von Gott angeordnet. Dann gilt das Blut für den anvisierten Zweck und für den, der das angeordnet hat. Das Blut der Opfertiere war gültig vor Gott. Es geht um die Bedeutung, die Gott diesem Blut zuordnet. Dann wirkt es für Ihn, und ich kann diesem Gott vertrauen, also glauben. In meiner Glaubensvorstellung kann ich dann das Bild nutzen, um mir die Bedeutung vorzustellen.
Die Bedeutung wird manchmal auch abgebildet oder abgeleitet. Das Heiligtum in der Wüste etwa, war bloss ein Abbild von dem, was im Himmel war und was Mose auf dem Berg gezeigt wurde (2Mo 26,30; Heb 8,5). Die Bedeutung des irdischen Heiligtums war durch ein himmlisches Heiligtum begründet. Das kommt wieder ins Spiel, wenn von Christus die Rede ist (Heb 9,24), der nicht im Abbild hängen bleibt, sondern wieder in den Himmel zurückkehrt.
Die Bedeutung von Opfern wird also zugemessen. Das gilt auch für den Tod und das Opfer von Christus. Es liegt nicht am Kreuz, denn die Römer haben an manchen Tagen über 4000 Menschen gekreuzigt. Die Bedeutung vom Kreuz, woran Jesus starb, wird als Gottes Wahl zur Behebung der bekannten Probleme beschrieben. Das Kreuz markiert, zusammen mit der Auferstehung, die Grundlage für die Erlösung und den Kern des Evangeliums, wie es Paulus verkündigt hat (1Kor 15,1-4).
Freilösung
«In dem haben wir die Freilösung», schreibt Paulus in Eph 1,7, und verweist dabei auf Christus Jesus, den Geliebten aus dem vorherigen Vers. Was wir «in Ihm» haben, das ist nicht «in uns». Wir haben es jedoch «in Ihm», was auf eine künftige Erfüllung hinweist. Fast identisch, wie es einige Verse weiter heisst:
In Ihm seid auch ihr, die ihr glaubt, versiegelt mit dem Geist der Verheissung, dem heiligen (der ein Angeld unseres Losteils ist bis zur Freilösung des uns zugeeigneten).»
Eph 1,13-14
Wenn etwas in Christus ist, haben wir es zwar nicht buchstäblich, aber es ist besser aufbewahrt. Es ist von uns und anderen Menschen unantastbar. Wenn wir also in Ihm die Freilösung haben, dann gilt das als sicher. Uns soll das ermutigen. Wir sind versiegelt «für den Tag der Freilösung» erwähnt der Apostel im gleichen Brief (Eph 4,30). Dann wird das, was wir heute im Geist haben (Eph 1,3), erfüllt werden, sprich: sichtbar und tastbar werden. Im Römerbrief hatte Paulus bereits eindrücklich von der «Freilösung unseres Körpers» gesprochen (Röm 8,23). Dort wurde explizit von einer Erwartung gesprochen, die noch vor uns liegt. Es ist auch die Erwartung des Sohnesstandes (Röm 8,22-23), den Zeitpunkt, worauf die Söhne Gottes enthüllt werden (Röm 8,19).
Die Idee hinter diesen Vorstellungen ist, dass wir den ganzen Reichtum heute geistlich haben und einmal körperlich erhalten werden. Das liegt jedoch noch in der Zukunft. Unser Reichtum heute, als Gläubige, ist geistlich. Es gibt keine Garantie für Reichtum, Ruhm und Gesundheit. Wir wurden jedoch mit jedem geistlichen Segen in Christus gesegnet (Eph 1,3).
Durch Sein Blut
Diese Freilösung, die wir heute als Verheissung haben, ist «durch Sein Blut». Dahinter ist die Idee, die in der ganzen Bibel schrittweise aufgebaut wurde, dass Unvollkommenheit durch ein Opfer ausgeglichen werden kann. Die Freilösung ist ein Loskommen aus Unfreiheit, indem ein Lösegeld bezahlt wird. Paulus referiert an diese Idee, wenn er den Korinthern schreibt:
«Aus Ihm aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott her zur Weisheit gemacht worden ist, wie auch zur Gerechtigkeit, Heiligung und Freilösung.»
1Kor 1,30
Nun ist hier, im Epheserbrief, die Freilösung «durch Sein Blut», womit Christi Blut gemeint ist. Dies verweist selbstverständlich an das Kreuz und Seinen Tod. Er hat Sein Blut vergossen. Im gleichen Brief erwähnt der Apostel noch, dass wir «durch Christi Blut» zu Nahestehenden wurden (Eph 2,13), womit er im Kontext die Gläubigen aus den Nationen meint, die mit den Gläubigen aus Israel «durch das Kreuz ausgesöhnt» wurden (Eph 2,16). Wir kommen später in dieser Artikelreihe über den Epheserbrief auf die zwei Gruppen zu sprechen.
Bei der Einsetzung von Brot und Wein als Gedächtnis in der Gemeinschaft sagte Jesus:
«Denn dies ist Mein Blut des neuen Bundes, das für viele zur Erlassung der Sünden vergossen wird.»
Mt 26,28
Jesus sprach zu Israel. Die Erwähnung des Blutes wurde an einen neuen Bund verknüpft, den Israel als Ablösung des alten Bundes verheissen war (Jer 31,31). Hier erwähnte Jesus, dass Sein Blut «zur Erlassung der Sünden» vergossen wurde. In Hebräer 9 werden dazu noch weitere Interpretationen gegeben. Im Epheserbrief macht Paulus eine andere Verknüpfung und schreibt:
«Die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade.»
Eph 1,7
Der Epheserbrief ist ein später Brief von Paulus. In einem früheren Brief, im Römerbrief, hat der Apostel bereits darauf hingewiesen, dass Blut keine Vergebung bewirkt, sondern vielmehr Rechtfertigung (Röm 5,9). Der Unterschied in Ausdrücken ist beachtlich. Im Alten Bund hat Israel Vergebung der Sünden (Erlassung der Sünden) durch Sündopfer und ein Versöhnungsopfer. Diese Opfer mussten jedoch wiederholt werden. Sie waren nicht endgültig, sondern bestenfalls temporär. Die Reinigung von Sünden ist wichtig, weil dadurch Gott genaht werden kann. Nach Kreuz und Auferstehung ändert sich die Einschätzung. Die Reinigung der Sünden war einmalig und vollständig (Heb 1,3).
Aus der Vergebung wurde Rechtfertigung, was einem gerichtlichen Ausspruch und einer Aufhebung des Urteils durch Mangel an Beweis entspricht. Die Rechtfertigung durch Blut geht weiter.
Jetzt, in Epheser 1,7, spricht Paulus jedoch nicht von Sünden, sondern von Kränkungen, die vergeben werden. Erneut ein anderes Wort. Die Vergebung ist heute von Kränkungen. Die Stichwortkonkordanz zum Konkordanten Neuen Testament beschreibt das griechische Wort als «eine Sünde, durch die das Herz verwundet wird». Wenn wir «uns» sind, Mensch sind, unvollkommen sind, geht es nicht nur um «Sünden», sondern auch darum, was das auswirkt. Das Gesetz von Mose hat diese Kränkungen sogar zunehmen lassen (Röm 5,20). Es ist eine Verletzung durch die Sünde, die es zu einer Kränkung macht. Wir kränken Gott. Das ist wie ein anderer Aspekt. Christus wurde für unsere Kränkungen dahingegeben (Röm 4,25). Nun wurden wir von der Sünde gerechtfertigt, und die Kränkungen wurden vergeben.
«Auch ist nicht – wie durch das Sündigen des einen – die Schenkung; denn das Urteil führte von dem einen aus (von Adam aus) in die Verurteilung, die Gnadengabe, aber von vielen Kränkungen aus in den Rechtsspruch (durch Christus). Denn wenn durch die Kränkung des einen der Tod nun durch den einen herrscht, wieviel mehr werden die, die das Übermass der Gnade und das Geschenk der Gerechtigkeit erhalten im Leben herrschen durch den Einen, Jesus Christus!
Demnach nun, wie es durch die eine Kränkung für alle Menschen zur Verurteilung kam, so kommt es auch durch den einen Rechtsspruch für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens.»
Röm 5,16-18
Es wird gerne und wiederholt von Sünden gesprochen. Unbeachtet bleibt häufig der Aspekt einer Kränkung. Erstaunlich, wie häufig jedoch das Wort Kränkung genutzt wird. Paulus spricht im Epheserbrief von der Vergebung der Kränkungen, von diesem Aspekt der Verwundung. Das Problem der Sünde wurde definitiv gelöst, aber wie ist es mit den empfundenen Kränkungen? Sie werden vergeben.
Nach dem Reichtum Seiner Gnade
Diese Kränkungen werden vergeben «nach dem Reichtum Seiner Gnade». Reichtum, nämlich Überfluss, wie das zuvor bereits im Römerbrief (Röm 5) festgehalten wurde. Die Vergebung der Kränkungen entspricht dem Reichtum Seiner Gnade, weil sie darin die unverdiente Gunst Gottes darstellt. Das ist eine Frohbotschaft, ein Evangelium, eine Verkündigung, die von Gottes Zuwendung in Christus spricht. Die Auswirkung ist die Vergebung der Kränkungen.
In diesem Beitrag wurde ein Teil einer Entwicklung skizziert. Wörter und erweiterte Begriffe werden dazu genutzt, die Haltung Gottes zu uns auszumalen. Es ist eine bildhafte Verwendung von konkreten Wörtern. Die Anwendung dieser Wörter war in der Geschichte. Es geht nicht bloss um bildhafte Sprache, als gäbe es keine Grundlage dafür. Es ist gerade umgekehrt: Das Blut von Christus ist real, aber es steht bildhaft für eine Reihe von Dingen, die im damaligen Kontext verstanden wurden. Wir haben uns in diesem Beitrag dieser Verwendung und der Bedeutung zugewandt. Das ist wie ein Ausflug in alte Zeiten. Die Auswirkung der Aussagen reicht jedoch bis in unsere Zeit und bis in unser Leben hinein. Die bildhafte Sprache von Paulus spricht von der Zuwendung Gottes in Christus Jesus. Es wird erklärt in einer blumigen Sprache, die uns in einzelnen Teilen unbekannt oder gar unbequem vorkommen kann.
Es geht Paulus nicht um eine blutrünstige Religion. Es geht ihm um das, was geschah, und er nutzt die Worte wie «Blut» oder «Vergebung» entsprechend der Entwicklung und Erkenntnis, um Gottes Gnade zu dir und mir hervorzuheben.