Die Auferstehung Jesu gehört zum Kern des Evangeliums

Der Apostel Paulus beschreibt es so:

«Ich mache euch aber, meine Brüder, das Evangelium bekannt,

    • das ich euch verkündigte,
    • das ihr auch angenommen habt,
    • in welchem ihr auch steht,
    • durch welches ihr auch gerettet werdet, wenn ihr das Evangelium in der Ausdrucksform festhaltet, in der ich es euch verkündigte, ausser, wenn ihr nur zum Schein glaubt.

Denn an erster Stelle habe ich euch das überliefert, was auch ich erhielt:

    • dass Christus für unsere Sünden starb (den Schriften gemäss),
    • dass Er begraben wurde,
    • dass Er am dritten Tag auferweckt worden ist (den Schriften gemäss).»

1Kor 15,1-4

Dies sind die Kernpunkte des Evangeliums, wie es Paulus verkündigte. Das ist etwas anderes als das Evangelium des Königreichs, welches von Jesus in den Evangelien verkündigt wurde. Er kam zu Israel wegen der Verheissungen an die Väter (Röm 15,8) und predigte ausschliesslich zu Israel (Mt 15,24). Das war noch vor dem Kreuz. Der Fokus lag auf das nahe gekommene Königreich der Himmel (Mt 4,17), welches der Prophet Daniel dem Volk Israel prophezeit hat (Dan 2,44; Dan 7,27).

Als Jesus getötet wurde, geschah das in der Absicht Ihn zu beseitigen. Niemand rechnete damit, dass Jesus aus den Toten auferstehen würde. Es wurde alles daran gesetzt, dass eine solche Narrative nicht entstehen könnte. Hätte man gewusst, welche Probleme eine Auferstehung nach sich ziehen würde, und welch entscheidende Rolle diese Entwicklung in Gottes Handeln haben würde, hätte man Jesus vermutlich nicht getötet. Paulus schreibt später:

«Weisheit aber sprechen wir unter den Gereiften, jedoch nicht Weisheit dieses Äons noch der Oberen dieses Äons, die abgetan werden. Sondern wir reden von Gottes Weisheit in einem Geheimnis, von der verborgen gewesenen, die Gott vor den Äonen zu unserer Herrlichkeit vorherbestimmt hatte. Diese Weisheit hat keiner der Oberen diese Äons erkannt. Denn hätten sie diese erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.»
1Kor 2,6-8

Die Absicht, Jesus aus dem Weg zu räumen, war durch die Auferstehung zunichtegemacht worden. Die Apostel wurden «Zeuge Seiner Auferstehung» (Apg 1,22). Das ist neu. Das Königreich für Israel geriet in den Hintergrund (Apg 1,6-7) und mit Paulus kam ein 13. Apostel auf die Bühne, durch die überraschenderweise die Nationen direkt angesprochen würden (d.h. ohne Vermittlung durch Israel). Die Situation nach der Auferstehung ist anders als vor der Auferstehung. Nach der Auferstehung entsteht eine gewaltige Dynamik, die ausführlich im Neuen Testament beschrieben wird.

Wie vorhin gesehen, ging es beim Evangelium von Paulus nicht etwa um das «Königreich der Himmel». Dieses messianische Königreich stand in der Verkündigung von Jesus zentral. Bei Paulus jedoch ging es um eine frohe Botschaft, die auf das Wirken Gottes in Jesus hinwies. Es ist nicht einfach die Weiterführung von dem, was Jesus in den Evangelien erzählte, sondern es entstand eine neue Botschaft. Bei Paulus ging es nicht um das Königreich für Israel, sondern darum, die Nationen zu erreichen. Dabei standen sein Tod, seine Beerdigung und schliesslich die Auferstehung zentral. Das waren die wesentlichen Merkmale der Verkündigung. Es hat sich einiges geändert!

Die Auferstehung stand aber sofort unter Beschuss von Skeptikern. Einige leugneten die Auferstehung (1Kor 15,12). Andere behaupteten später, dass die Auferstehung «bereits vorbei sei» (2Tim 2,18). Im ersten Korintherbrief widmet Paulus einem ganzen Kapitel an die Auferstehung. Es gibt wenige Themen, denen zusammenhängend so viel Platz gegeben wird. Das ist für den Apostel der Kern. Wer die Auferstehung ausblendet, hat sozusagen nichts mehr in der Hand. Er schreibt:

«Denn wenn die Toten nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferweckt worden. Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, so ist euer Glaube nicht, und ihr seid noch in euren Sünden. Dann sind ja auch die in Christus Entschlafenen umgekommen. Wenn wir nur für dieses Leben unsere Erwartung auf Christus gesetzt haben, sind wir die erbarmungswürdigsten unter allen Menschen.»
1Kor 15,16-19

Gleich anschliessend macht Paulus die Auferstehung Christi zum wichtigsten Ereignis im Hinblick auf die Vollendung von Gottes wegen:

«Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt worden: der Erstling der Entschlafenen! Denn weil ja doch durch einen Menschen der Tod kam, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn

      • ebenso wie in Adam alle sterben,
      • so werden auch in Christus alle lebendig gemacht

Jeder aber in seiner besonderen Abteilung:

      1. der Erstling Christus,
      2. darauf die Christus Angehörenden, bei Seiner Anwesenheit;
      3. danach die übrigen bei der Vollendung.»

1Kor 15,20-24

Paulus beschreibt hier einen Ausblick, der hinführt zum Ziel, dass «Gott alles in allen» werde (1Kor 15,28). Auf dem Weg dorthin wird der Tod als letzter Feind abgetan (1Kor 15,26).

Abgesehen von diesem Weitblick gibt es im Neuen Testament eine Reihe mit Auferstehungen einzelner Personen sowie kleiner Gruppen. Es ist weiterhin nicht die Lebendigmachung aller, wovon Paulus spricht. Einige der Auferstehungen, die im Neuen Testament beschrieben sind, liegen heute in der Vergangenheit. Andere liegen in der Zukunft.

Damit wir die Bedeutung der Auferstehung im Rahmen der Verkündigung würdigen können, hilft es, einen Unterschied zwischen den Begriffen «Auferstehung», «Auferweckung» und «Lebendigmachung» zu machen. Auferstehung und Auferweckung beschreiben, wie jemand aus dem Schlaf des Todes «aufgeweckt» werden, um dann «aufzustehen». Lebendigmachung geht einen Schritt weiter. Lebendigmachung kennt «Christus als Erstling» (1Kor 15,20), was für eine reguläre Auferstehung zu diesem uns bekannten Leben nicht zutrifft. Christus wurde lebendig gemacht, d.h. jenseits der Kraft des Todes. Er hat als Einziger Unsterblichkeit (1Tim 6,16). Dies ist der Ausblick des Evangeliums (1Kor 15,42-44; 1Kor 15,51-53; 2Tim 1,10).

Auferstehungen im Neuen Testament

Bei einigen Auferstehungen wurden Menschen wieder zu diesem Leben erweckt. Sie wurden zum «alten Leben» auferweckt und waren demnach erneut sterblich. Lazarus (Joh 11) und andere starben also zweimal.

Nicht immer wird der Begriff «Auferstehung» verwendet. In Offb 20,12 heisst es etwa, dass «die Toten stehen». Toten können jedoch nicht stehen. Dies beschreibt, wie die Toten auferweckt wurden und nun vor dem Grossen Weissen Thron stehen. Das Wort «auferstehen» wird hier nicht benutzt, sondern lediglich «stehen».

Hier eine Liste mit direkt genannten Auferstehungen:

  • Auferstehung der Tochter des Jairus (Mk 5,41)
  • Auferstehung des jungen Mannes in Nain (Lk 7,14)
  • Auferstehung des Lazarus (Joh 11,38-44)
  • Auferstehung unbekannter Heiliger während der Kreuzigung (Mt 27,52-53)
  • Auferstehung von Christus (Mt 28,1-6)
  • Auferstehung von Tabita (Apg 9,36-42)
  • Auferstehung des Eutychus (Apg 20,7-12)
  • Auferstehung der Gemeinde (1Thess 4,13-18; 1Kor 15,23)
  • Auferstehung der zwei Zeugen (Offb 11,7-11)
  • Auferstehung der alttestamentlichen Heiligen und Märtyrer (Offb 20,4)
  • Auferstehung der «übrigen Toten» (Offb 20,5)

Die Lebendigmachung aller Menschen steht nicht in dieser Liste. Es kommt erst später und wird von Paulus ausführlicher in 1Kor 15,20-28 beschrieben. Die Lebendigmachung aller ist «bei der Vollendung», wie es heisst. Dass Gott «alles in allen» werden kann, hängt damit zusammen. Weiter sieht in der Bibel keiner. Dies ist das Ziel, worauf alles hinauslauft, wenn es heisst, dass alles «zu Gott hin» ist (Röm 11,36).

Auferstehung im Alten Testament