Im Hebräerbrief liest sich folgender Satz:

«Denn das Wort Gottes ist lebendig, wirksam und schneidender als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Teilung von Seele und Geist, sowie von Gelenken als auch Mark; es ist Richter der Überlegungen und Gedanken des Herzens. Und es gibt keine Schöpfung, die vor Seinen Augen nicht offenbar ist. Alles aber ist nackt und entblösst vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft geben müssen.»
Heb 4,12-13

Dieser Abschnitt bietet eine Fülle an Einsichten. Nur diese hebe ich hier hervor: Das Wort Gottes unterscheidet («teilt») Seele und Geist. Das ist eine Feststellung. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Seele und Geist oft nicht getrennt betrachtet. Viele Menschen betrachten «Seele» und «Geist» als Synonyme. Was damit gemeint ist, ist oft Grund zur Spekulation. In diesem Beitrag geht es – wie im genannten Vers im Hebräerbrief – um eine Unterscheidung von Seele und Geist, und was das bedeutet.

Chaotische Vorstellungen

Die Begriffe Seele und Geist werden häufig als verwechselbar angesehen. Wer das sagt, meint damit in der Regel die «Essenz» der menschlichen Persönlichkeit zu beschreiben. Diese wird gerne als «das Höchste» im Menschen betrachtet und es ist das, was beim Sterben «übrigbleibt». Stirbt der Mensch, dann fällt die Hülle ab und was bleibt ist «Geist» oder eben «Seele». Solche Ansichten sind auch unter Christen weitverbreitet. Selten ist es jedoch Thema einer biblischen Untersuchung.

Bereits in einem früheren Beitrag wurde darauf hingewiesen, dass nach der Bibel der Mensch keine Seele «hat» (sozusagen als Ingredienz), sondern eine Seele «wird» (wenn er lebendig wird). Der Mensch ist in der Bibel eine Seele. Er hat keine Seele. Ebenso erhält der Mensch den Geist des Lebens, ist jedoch keinen Geist.

Seele und Geist sind Begriffe der Bibel. Deshalb ist es möglich, diese Begriffe in allen Kontexten nachzuschlagen, um so ein biblisch begründetes Verständnis der Bedeutung aufzubauen. Eine solche Prüfung sollte nach den Begriffen im Grundtext (Hebräisch/Griechisch) geschehen.

Die Idee, dass der Mensch eine Seele oder Geist «hat» ist eher verwurzelt in griechischer Mythologie. Übersetzungen folgen diese Ideen nicht selten, was beispielsweise in Übersetzungen wie Totenreich (gr. hades) nachvollzogen werden kann. Die Bibel reden an keinem Ort davon, dass die Toten in einem Reich leben – die griechische Mythologie beschreibt das jedoch so.

Möchten wir also verstehen, was mit Seele oder Geist in der Bibel gemeint wird, müssen wir die Bibel selbst darauf nachschlagen und dort Informationen sammeln. Ein Punkt haben wir bereits: Seele und Geist werden vom Wort Gottes «geteilt», sprich: unterschieden. Bei dieser Unterscheidung geht es nicht um eine sprachliche Unterscheidung, denn es geht im besagten Abschnitt um ganz konkrete Folgen für unser Menschsein. Mit anderen Worten: In unserem Leben sollten wir Seele und Geist unterscheiden können – das Wort Gottes hilft uns dabei.

Aber warum geht es hier?

Menschen «sind» Seelen

Der Mensch ist eine «lebende Seele» (1Mo 2,7). Das ist das, was uns mit Tieren verbindet, jedoch von Pflanzen unterscheidet (1Mo 1,30). Seele ist auch die Bezeichnung für den gesamten Menschen. So zog Abraham mit 70 Seelen nach Ägypten (1Mo 46,26-27; 2Mo 1,5; 5Mo 10,22). In der biblischen Sprache sind Menschen Seelen. Als kleiner Kontrast: In unserer heutigen Gesellschaft verkommen Menschen nicht selten zu «Nummern». Da tönt «Seele» doch viel menschlicher.

Seele ist also ein Synonym für Mensch. Wir sollten uns das plastisch vorstellen, dass 70 Menschen mit Abram nach Ägypten zogen, und nicht etwa 70 «Seelen» hinter ihm her schwebten, als wären das «Geister». Die Sprache im Alten Testament ist immer konkret und nutzt die Begriffe, wie sie dazumal verstanden sind. Menschen werden als Seelen angesprochen.

Das ist im Neuen Testament nicht anders. Paulus schreibt beispielsweise:

«Wenn es einen seelischen Körper gibt, dann gibt es auch einen geistlichen. So steht auch geschrieben: Der erste Mensch, Adam, wurde zu einer lebendigen Seele, der letzte Adam zu einem lebendig machenden Geist. Jedoch kam nicht zuerst das Geistliche, sondern das Seelische, und darauf das Geistliche. Der erste Mensch ist aus Erde, von Erdreich; der zweite Mensch ist der Herr aus dem Himmel. Derart wie der von Erdreich ist, solcher Art sind auch die von Erdreich; und derart wie der Überhimmlische ist, solcher Art sind auch die Überhimmlischen. Und so wie wir das Bild dessen von Erdreich tragen, werden wir auch das Bild des Überhimmlischen tragen.»
1Kor 15,47-49

In diesem Abschnitt werden Seele und Geist, wie «seelisch» und «geistlich», in Bezug auf den Menschen und die Auferstehung unterschieden. Wir haben heute einen seelischen, von der Seele geprägten, Körper, während wir nach der Auferstehung einen geistlichen, nämlich vom Geist geprägten Körper, erhalten werden (vgl. die Aussage von Jesus in Lk 24,39). Zeitlich liegen diese Dinge also auseinander. Seele ist jetzt prägend. Künftig ist Geist prägend. Der Übergang der einen zur nächsten Prägung wird durch die Auferstehung markiert.

Nun wissen wir bereits zwei Dinge: Menschen werden gesamthaft als «Seelen» betrachtet und unser heutiger Körper wird als «seelischer Körper» betrachtet. Das betrifft ein typisches Merkmal unseres aktuellen Seins. Es sagt etwas über die Art unseres Körpers und unserer Existenz aus.

Seele ist Bewusstsein und Wahrnehmung

Seele hat in der Bibel mit allem zu tun, was uns zum Menschen macht. Es geht um Wahrnehmung, Bewusstsein, Gefühl und Emotion, Verlangen und dergleichen Dinge mehr. Ein Beispiel:

«Dann redete Er [Jesus] in einem Gleichnis zu ihnen: Der Acker eines reichen Mannes hatte gut getragen; so erwog er bei sich: Was soll ich tun, da ich keinen Platz habe, wohin ich meine Früchte sammeln soll? Dann sagte er sich: Dies will ich tun: Ich werde meine Scheunen einreissen, grössere bauen und dort all mein Getreide und meine Güter sammeln. Und zu meiner Seele werde ich sagen: Seele, du hast für viele Jahre zahlreiche Güter daliegen; ruhe dich aus, iss, trink und sei fröhlich!»
Lk 12,16-19

Weitere Beispiele: 1Mo 34,3-8; 1Mo 42,21; 2Mo 15,9 («Gier» = nephesch, Seele); 2Mo 23,9 («zumute» = at-nephesch); 3Mo 16,29-31 («euch selbst demütigen» = eure Seelen demütigen); Ps 106,15 und viele weitere mehr. Seelen «verschmachten» (Ps 107,5), «verdursten» (Ps 107,9), «ekeln sich» (Ps 107,18), «verzagen in der Not» (Ps 107,26). Alles, was mit Wahrnehmung, Empfindung, Freude und Leid, Hunger und Durst, Schmerz und Wohlbefinden zu tun hat, betrifft die Seele. Deswegen sind wir tatsächlich Seelen, denn Seele (bzw. all das, wofür der Begriff steht) bestimmt unser Menschsein. Seele ist also nicht geistlich, sondern gerade der Gegensatz von Geist. Deshalb konnte der Hebräerbrief sie deutlich trennen.

Die Seele betrifft Dinge, die der Vergänglichkeit unterworfen sind. Ein seelischer Mensch steht in Kontrast zu einem geistlichen Menschen, wie beispielsweise in diesem Abschnitt:

«Der seelische Mensch aber nimmt nichts von den Tiefen des Geistes Gottes an; denn sie sind ihm Torheit. Und er kann sie nicht erkennen, da sie nur geistlich erforscht werden können.»
1Kor 2,14

Göttliche Dinge werden nur geistlich erkannt. Hier ist es, was Paulus im Römerbrief klarstellt:

«Denn ihr erhieltet nicht den Geist der Sklaverei, wiederum zur Furcht; sondern ihr erhieltet den Geist des Sohnesstandes, in welchem wir laut rufen: Abba, Vater! – Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.»
Röm 8,15-16

Die Sprache der Bibel ist demnach recht klar. Wir könnten zu all diesen Versen noch viel mehr sagen, jedoch geht es hier an erster Stelle darum zu klären, was die Bedeutung von Seele und Geist ist, damit wir diese Begriffe auf Wert schätzen. Was uns von Gott geschenkt wird, kommt immer durch Geist zustande. Was wir in dieser Welt erleben und erfahren, hat jedoch mit Seele zu tun.

Lebensgeist

Bei der Erschaffung des Menschen lesen wir, dass Gott in seine Nase hauchte und er so zu einer «lebenden» Seele wurde. Geist vermittelt Leben. «Geist des Lebens» kommt von Gott (Offb 11,11) und sie wird am Atem, genauer gesagt mit dem Atmen verknüpft.

«Alles starb, in dessen Nase ein Hauch von Lebensodem war, von allem, was auf dem trockenen Land lebte
1Mo 7,22 (Sintflut)

Hier könnte man wörtlicher übersetzen mit:

«Ein jedes, mit dem Odem des Geistes der Lebenden in seiner Nase … stirbt.»
Konkordantes Altes Testament

In der Übersetzung von Martin Buber und Franz Rosenzweig heisst es:

«Alles, das Hauch, Braus des Lebens in seinen Nasenlöchern hatte … starb.»
Die fünf Bücher der Weisungen, Martin Buber und Franz Rosenzweig.

Diese drei Dinge werden als zusammenhängend beschrieben: Atem, Geist, Leben. Atem gehört zu den Nasenlöchern. Ebenso, wer den letzten Atemzug ausbläst (hb. gava), der stirbt. Das Bild ist konsistent.

Hier nun ist ein weiterer Unterschied zwischen Seele und Geist: Seele wird mit Blut in Verbindung gebracht (1Mo 9,4; 3Mo 17,11-14; 5Mo 12,20-24; Hes 22,27), Geist jedoch wird mit dem Atem und der Nase verknüpft (1Mo 7,21-22; 2Sam 22,16; Ps 18:16).

Dieser Lebensgeist ist der, der uns beim Lebensanfang geschenkt wird, und der beim Sterben wieder zu Gott zurückkehrt.

«Und der Staub kehrt zur Erde zurück, so wie er gewesen, und der Geist kehrt zu Gott zurück, der ihn gegeben hat.»
Pred 12,7

Bewusstsein oder Identität ist in diesem Lebensgeist nicht vorhanden. Keine Bibelstelle spricht so. Dieser Geist, der von Gott kommt, ist nur Träger des Lebens, nicht Träger der Person. Wenn der Geist zurückkehrt zu Gott, der ihn gegeben hat, ist das keinesfalls gleichbedeutend mit «wir gehen beim Sterben in den Himmel» oder so ähnlich. Nichts davon steht hier geschrieben. Lebensgeist ist das, was jedem und allem auf dieser Welt «am Leben» hält:

«Der Gott, der die Welt und alles, was darin ist, geschaffen hat, Er der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, noch wird Er von Menschenhänden bedient, als ob Er etwas benötige; gibt Er doch Selbst allen Leben und Odem und alles Übrige.»
Apg 17,24-25

Das Leben kommt von Gott und es kommt (für alle!) durch Christus, wie Paulus in anderen Worten und als grundsätzliche Aussage über die Existenz dieser Welt hier schreibt:

«Denn in Ihm ist das All erschaffen: das in den Himmel und das auf der Erde, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften, Fürstlichkeiten oder Obrigkeiten. Das All ist durch Ihn und zu Ihm hin erschaffen, und Er ist vor allem, und das All besteht zusammen in Ihm.»
Kol 1,16

Der Schreiber des Hebräerbriefes sagt es umfassender so:

«Er [der Sohn] ist die Ausstrahlung Seiner [Gottes] Herrlichkeit und das Gepräge Seines Wesens und trägt das All durch Sein machtvolles Wort.»
Heb 1,3

Diese und weitere Verse zeigen, dass unsere Existenz ganz von Gott abhängt, und unser Leben mittels Geist von Ihm empfangen wird. Er trägt uns.

Dieser Lebensgeist ist also kein Bewusstsein, keine Identität und es hat nichts mit einem Leben im Jenseits zu tun. Lebensgeist kommt von Gott und geht wieder zu Ihm zurück – worauf wir sterben. Die biblischen Aussagen sind kongruent.

Gottes Geist und des Menschen Geist

Gott ist Geist. Gottes Geist ist kein zweiter Geist neben Ihm. Ebenso ist jeder Mensch Einer. Der Geist des Menschen ist keine zweite Person neben ihn.

«Denn wer unter den Menschen weiss, was im Menschen ist, ausser dem Geist des Menschen, der in ihm ist? Also hat auch niemand die Tiefen Gottes erkannt, ausser dem Geist Gottes.»
1Kor 2,11

Der Geist des Menschen ist kein «Bestandteil», keine «Substanz» und kein Geistwesen getrennt von uns. Das Wort Geist wird vielseitig genutzt. Es ist nicht nur «ein» Ding (und bestimmt kein «Ding»). Geist wird als Beschreibung genutzt für etwas, das nicht greifbar ist, jedoch wahrnehmbar an den Auswirkungen – genauso wie das bei Wind funktioniert (vgl. Joh 3,5-8). Wir haben ein Wort dafür, aber damit ist es weiterhin nicht tastbar. Das Wort «Geist» ist (wie Wind) schwer einzufangen. Deshalb ist der Ausdruck trefflich und passend für das, was wir (nicht) wahrnehmen. Im Hebräischen und Griechischen gibt es keine gesonderte Worte für Geist und Windhauch. Es ist dasselbe Wort.

Der Geist des Menschen muss vom Lebensgeist unterschieden werden. Lebensgeist ist die Kraft des Lebens, welche alle Menschen von Gott geschenkt bekommen. Der Geist des Menschen ist «des Menschen» und nicht «von Gott». Es ist unser eigener Geist. Es ist ein Ausdruck für die Richtung, die Kraft unseres Denkens und Seins. Das betrifft uns, und ist, was uns ausmacht, was wir tun und beschreibt die Ausrichtung unseres Herzens.

In der Nacht, bevor Jesus gefangen genommen wurde, war er mit Seinen Jüngern auf dem Ölberg. Jesus sagte zu seinen Jüngern:

«Wacht und betet, damit ihr nicht in Anfechtung kommt! Der Geist zwar hat das Verlangen, das Fleisch aber ist schwach.»
Mt 26:41

Der Geist des Menschen steht schnell in einem Kontrast zum «Fleisch des Menschen». Der Mensch will zwar (mit seinem Geist), aber es gelingt ihm nicht (durch das Fleisch). Dieser Kontrast kommt immer wieder vor. Menschen möchten gerne, jedoch gelingt vieles nicht, weil das Fleisch (die Bequemlichkeit, die Bedürfnisse des Körpers, usw.) stärker ist. Das Fleisch vermag oft nicht, was der Geist des Menschen will. Aus diesem Vergleich lässt sich ableiten, dass der Geist etwas mit unserem Denken zu tun hat. Auch dazu wird eine Menge gesagt.

Paulus schreibt beispielsweise:

«Ich spreche euch nun zu, Brüder (im Hinblick auf die Mitleidserweisungen Gottes), eure Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitzustellen (als euren folgerichtigen Gottesdienst) und euch nicht auf diesen Äon einzustellen, sondern euch umgestalten zu lassen durch die Erneuerung eures Denksinns, damit ihr zu prüfen vermöget, was der Wille Gottes sei – der gute, wohlgefällige und vollkommene.»
Röm 12,1-2

Denksinn ist nicht dasselbe wie Geist, aber Geist des Menschen ist im Menschen und so ist der Denksinn in ihm. Was uns antreibt, sind Gedanken, die auch von Geist geprägt sind. Deshalb verknüpft Paulus die beiden Begriffe:

«Dass ihr das frühere Verhalten ablegt, die alte Menschheit…, und im Geist eures Denksinns verjüngt werdet und die neue Menschheit anzieht.»
Eph 2,20-24

Während der Begriff Seele eindeutig Gefühlen und Erlebnissen in dieser Welt zugeordnet werden kann, so ist es der Geist des Menschen, der ihn ermöglicht, darüber hinwegzuschauen und nicht nur reaktiv und passiv etwas zu erleben, sondern aktiv etwas zu unternehmen. Von Johannes dem Täufer lesen wir beispielsweise aus seinen Kinderjahren:

«Das Knäblein aber wuchs heran und wurde standhaft im Geist. Bis zum Tag seines Auftretens vor Israel war [Johannes] in der Wildnis.»
Lk 1,80

Der Begriff Geist zeigt in diesem Vers, dass er nicht wie ein Hedonist lebte, sondern seinen Weg sehr bewusst suchte. Dies wurde später sichtbar. «In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf, heroldete in der Wildnis Judäas und sagte: «Sinnet um! Denn das Königreich der Himmel hat sich genaht!» Er war nämlich der, über den durch den Propheten Jesaja angesagt war: Stimme eines Rufers: In der Wildnis bereitet den Weg des Herrn! Machet Seine Strassen gerade! Er aber, Johannes, hatte seine Kleidung aus Kamelhaar, mit einem ledernen Gürtel um seine Lenden; seine Nahrung war Heuschrecken und wilder Honig» (Mt 3,1-4).

Geist ist demnach nicht etwa das Höchste im Menschen, sondern der Ausdruck seines Denkens und Wollens und die Ausrichtung Seines Herzens, über die direkten Bedürfnissen und Erfahrungen des Körpers hinaus.

Gottes Geist spricht unseren Geist an:

«Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.»
Röm 1,16

Was bestimmt unser Tun?

Seelische Menschen haben keinen Geist, schreibt Judas (Jud 19). Man kann also nicht alles gleichzeitig sein. Ein Mensch, der seelisch genannt wird, bei dem steht die «Seele» zentral. Ebenso spricht Paulus von geistlich und fleischlich gesinnten Menschen. Dort steht das «Fleisch» oder der «Geist» zentral. Das sind selbstverständlich bildhafte Reden. Wir sollten sie verstehen lernen, denn damit wird die Richtung ausgedrückt, in die wir uns bewegen. Was bestimmt unser Tun? Ist es Seele? Ist es unser Fleisch? Ist es Geist?

Paulus, in seiner Funktion als Apostel, hat der Gemeinde in Rom beispielsweise versucht, etwas «geistliche Gnadengabe mitzuteilen, um euch zu festigen» (Röm 1,11). Damit das gelingt, setzt es Bereitschaft voraus, darauf einzugehen. Eine solche Bereitschaft signalisiert eine geistliche Haltung. Ob man diese hat oder abweist, bleibt nicht ohne Folgen.

«Der seelische Mensch aber nimmt nichts von den Tiefen des Geistes Gottes an; denn sie sind ihm Torheit. Und er kann sie nicht erkennen, da sie nur geistlich erforscht werden können.»
1Kor 2,14

Dieser Abschnitt im 1. Korintherbrief hat Bedeutung. Die Gemeinde in Korinth war alles andere als geistlich unterwegs. Es war eher eine chaotische Bande, für die Paulus eine neue Richtung aufzeigte. Das geschah in diesen Versen. Danach können wir uns ausstrecken.

Kehren wir nun zu den ursprünglichen Versen aus dem Hebräerbrief zurück, dann sehen wir, dass wir durch Gottes Wort eine gute Hilfe erhalten, Geist von Seele zu unterscheiden. Hier wird der Unterschied praktisch:

«Denn das Wort Gottes ist lebendig, wirksam und schneidender als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Teilung von Seele und Geist sowie von Gelenken als auch Mark; es ist Richter der Überlegungen und Gedanken des Herzens.»
Heb 4,12

Der letzte Teil dieses Satzes zeigt, auf welche Art das Wort Gottes wirksam ist. Es ist Richter unserer Überlegungen und Gedanken des Herzens. Wir erhalten konkrete Handhabe dazu, Seele und Geist auseinanderzuhalten. Das hilft uns, uns selbst und unseren Alltag besser einzuschätzen. Es hilft uns, Seele von Geist zu unterscheiden und die Ausrichtung unseres Denksinns besser zu fokussieren. Denn: Seele und Geist sind nicht dasselbe.

Fragen zum Alltag

  • Sollte Seelsorge nicht immer auch Geistsorge einschliessen? Tut es das?
  • Was sollte ein Geistlicher auszeichnen, wenn wir von diesem Begriff ausgehen?
  • Was sollte ein Seelsorger auszeichnen, wenn wir von diesem Begriff ausgehen?
  • Wodurch zeigt sich eine geistliche Haltung aus?
  • Spricht Musik eher Geist oder Seele an?
  • Gibt es geistliche Musik? Durch Melodie oder Text?
  • Was ist mit Worship-Musik? In welche Richtung tendiert diese (Seele/Geist)?
  • Was soll eine Predigt beim Zuhörer erreichen? Wo und wie sollte man differenzieren?