In diesem Beitrag geht es um eines der Wörter, die mit Hölle übersetzt werden. Es wird geprüft, ob das griechische «Gehenna» dem traditionellen Bild einer Hölle entspricht. Für eine allgemeine Einführung in das Thema empfehle ich den früheren Artikel «Gibt es eine Hölle?» zu lesen.
Hölle – eine willkürliche Übersetzung
Es wurde bereits in einem anderen Beitrag dargelegt, dass die Übersetzung «Hölle» in den Übersetzungen willkürlich ist und viele grundtextnahe Übersetzungen gar keine «Hölle» mehr erwähnen. Der Grund dazu ist nicht etwa Liberalismus oder Wunschdenken, sondern diese Korrektur folgt aus der sorgfältigen Prüfung biblischer Hinweise. Die sogenannte «Hölle» ist der Bibel fremd. Das hat weitreichende Konsequenzen für Leben und Glauben.
Das Wort «Hölle» findet sich weder im Hebräischen noch im Griechischen. Vielmehr ist die Übersetzung «Hölle» recht wahllos, für mehrere ganz unterschiedliche Wörter erfolgt. Es ist eine irreführende Übersetzung. Für den unbedarften Bibelleser werden so Gedanken in die Bibel hineingeschmuggelt, die dort nie einen Platz hatten. Dies sind die griechischen Begriffe, die mal hier und mal dort – aber nie einheitlich – im Neuen Testament mit Hölle übersetzt wurden:
- Hades
- Gehenna
- Tartaroo (ein Verb – in den Tartarus werfen).
Keines dieser Begriffe hat für sich die Bedeutung einer Hölle. Das Problem ist also, dass es keine eindeutige Grundlage für diese Lehre einer Hölle gibt. Damit man zu dieser Lehre kommt, werden verschiedenste Aussagen selektiv mit «Hölle» übersetzt und dann losgelöst vom Kontext und nur nach der problematischen Übersetzung interpretiert. Wer das nie anders gelehrt bekam, steht dieser Aussage vielleicht kritisch gegenüber. Ich kann das nachvollziehen, weil ich selbst mit diesem Gedankengut bestens vertraut bin. Die Aussage lässt sich jedoch prüfen.
Ich habe mich von der Vorstellung einer Hölle gelöst, je mehr ich die Bibel darauf untersucht habe. Dort nämlich fand ich bei meiner Prüfung kein Höllenbild, wie mir das gelehrt wurde. Mit einem solch positiv kritischen Umgang stehe ich nicht allein. Ich habe viele Menschen kennenlernen dürfen (auch Bibellehrer und Pastoren), die sich kritisch mit diesem theologischen Erbe auseinandersetzten und zu ganz anderen Schlüssen kamen. Das ist eine gesunde Entwicklung.
Erdrutsch im theologischen Denken
Die biblisch begründete Beweislast zur Aufhebung des Wortes «Hölle» ist überwältigend. Das spüren auch Befürworter der Höllen-Lehre. Immer wieder erkennen sie, dass hier tatsächlich eine Differenzierung notwendig ist. Nicht immer jedoch möchte man die Idee einer Hölle loslassen – als wäre es einen Schritt zu weit.
Zu Recht spürt man, dass mit dem Loslassen der Hölle auch so etwas wie ein Erdrutsch im theologischen Denken stattfinden könnte. Es geht ja nicht nur um die Hölle, sondern indirekt auch um viele andere Begriffe. Es betrifft unter anderem das Verständnis des eigenen Heils als Gegensatz zum Schicksal der «Verlorenen» (ewiges Leben gegenüber ewige Hölle). Ebenso geht es um das Verständnis von Gericht (Hölle wird als Strafe betrachtet, die Gottes Gerechtigkeit Genugtuung verschafft). Diese beiden Dinge beeinflussen das Verständnis von Mission (Müssen wir nicht andere Leute vor der Hölle warnen?). So führt ein Thema zum Nächsten.
Wer diese Zusammenhänge einmal eingehend und kritisch betrachtet, kommt zum Schluss, dass die Hölle die wirkliche Grundlage vieler Gedanken ist – und nicht etwa die Liebe und Gnade Gottes in Christus Jesus. In manchen Kreisen ist das komplette Selbstverständnis betroffen, sollte man zur Erkenntnis gelangen, dass es die Hölle in der Bibel nicht gibt. Da steht plötzlich das ganze religiöse Selbstverständnis auf wackligen Füssen. Das kann eine grosse Herausforderung sein.
Wird die Gehenna Projektionsfläche für die Hölle?
Wer keinen radikalen Schnitt mit der Tradition machen will, aber auch die Notwendigkeit einer Revision des Dogmas sieht, versucht die Hölle auf eines der genannten Begriffe zu reduzieren. Das geschieht dann so: Es wird anerkannt, dass die Grundsprachen der Bibel kein Wort für Hölle haben und es im Neuen Testament um ganz unterschiedliche Begriffe geht, die nicht alle von der Hölle sprechen. Hades und Tartaroo werden aus dem Höllenkonstrukt entlassen. Was übrig bleibt, ist der Begriff Gehenna. Die Gehenna nun ist die Hölle – so die Folgerung. Die Hölle wird auf die Gehenna projiziert und auf diesen Begriff reduziert. Wenn wir belegen können, dass dies eine Fehlzuordnung ist, bleibt von der Hölle nichts mehr übrig. Darum geht es hier.
Man kann auf zwei Arten prüfen:
- Man geht davon aus, dass es die «Hölle» gibt, also wird nach Übersetzungen gesucht, die diese Sicht unterstützen
- Man erkennt, dass der Bibeltext von «Gehenna» und nicht von «Hölle» spricht, und man will die Bedeutung von Gehenna verstehen lernen.
Die erste Betrachtungsweise wird mit dem biblischen Zeugnis Mühe bekommen. Die zweite Betrachtungsweise wird gute Einblicke in die biblische Berichterstattung schenken. Schauen wir uns an, wie das funktioniert.
Hölle gibt es nur im Neuen Testament
Es mag verwundern, aber die Hölle wird im Alten Testament mit keinem Wort erwähnt. Das hängt von der Sprache und der Übersetzung ab. Beispiele aus der deutschen Sprache: Luther 1984 hat das Wort Hölle im Alten Testament nur 1x, und zwar in Hiob 11,8. In der Ausgabe Luther 2017 ist dieser Vermerk verschwunden, dafür hat man «Hölle» übersetzt in Hosea 13,14. Es ist nicht einheitlich und die meisten Übersetzungen kennen die Hölle im Alten Testament gar nicht.
Es gibt im grössten Teil der Bibel also keine Hölle. Die enorme Bedeutung, die der Hölle beigemessen wird, widerspiegelt also keinen Konsens über alle Bibelschreiber hinweg. Alle Zeugnisse, die man für eine «Hölle» zitiert, werden aus dem neuen Testament entnommen und dort findet man sie nur in bestimmten Übersetzungen. Genau genommen kommt die Hölle nach der Tradition erst ins Spiel, wenn Jesus auftritt. Erst, wenn der Retter kommt, soll die Hölle zum ersten Mal erwähnt werden. Ich kann verstehen, dass manch einer daraufhin sagt (wie ich das schon hörte): Dann wäre es besser, wenn dieser Retter erst gar nicht gekommen wäre, weil es dann auch keine Hölle gegeben hätte!
Die Hölle also ist ein Phänomen aus dem Neuen Testament. Dort erscheint das Wort nur in bestimmten Übersetzungen und sie wird selektiv und oft widersprüchlich als solches interpretiert. Nach den meisten Übersetzungen wird das Wort zum ersten Mal von Jesus in der Bergpredigt erwähnt:
«21 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber töten wird, der wird dem Gericht verfallen sein. 22 Ich aber sage euch, dass jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird; wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka!, dem Hohen Rat verfallen sein wird; wer aber sagt: Du Narr!, der Hölle des Feuers verfallen sein wird. 23 Wenn du nun deine Gabe darbringst zu dem Altar und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, 24 so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh vorher hin, versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und bring deine Gabe dar! 25 Komm deinem Gegner schnell entgegen, während du mit ihm auf dem Weg bist! Damit nicht etwa der Gegner dich dem Richter überliefert und der Richter dem Diener und du ins Gefängnis geworfen wirst. 26 Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis du auch die letzte Münze bezahlt hast. 27 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. 28 Ich aber sage euch, dass jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen. 29 Wenn aber dein rechtes Auge dir Anlass zur Sünde gibt, so reiss es aus und wirf es von dir! Denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. 30 Und wenn deine rechte Hand dir Anlass zur Sünde gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir! Denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.»
Mt 5,21-30 (Rev. Elberfelder)
An allen drei Stellen im obigen Abschnitt wird das Wort «Gehenna» verwendet. Es geht hier um «die Gehenna des Feuers» (5,22) und dass «dein ganzer Körper in die Gehenna» geworfen wird (5,29 und 5,30). Jesus erklärt diese Ausdrücke nicht. Deshalb muss davon ausgegangen werden, dass Er von bekannten Dingen sprach. Ist es uns jedoch bekannt, oder müssen wir uns zuerst Gedanken darüber machen, nachfragen? Für uns, als Leser dieses Abschnitts, spielt das damalige Verständnis eine grosse Rolle. Erst wenn wir verstehen, was dieser Text bei den Zuhörern auslöste, und wie die das verstanden haben, können wir selbst zu einer Einschätzung gelangen.
Bei einer Exegese dieses Abschnitts kann man die Aussage also nur dann verstehen, wenn man den Kontext in Betracht zieht, sowie das Verständnis der Juden damals. Jesus hat hier nicht etwa eine neue Höllenlehre introduziert, sondern etwas erwähnt, das den Juden bekannt war. Es wird auf Gesetz und Propheten Bezug genommen (Mt 5,17-19) und es geht um das Königreich der Himmel, das messianische Königreich (Mt 5,19).
Es ist in diesem messianischen Kontext und gegen den Hintergrund der alttestamentlichen Verheissungen, dass die Rede von der Gehenna Sinn ergibt. Obwohl wir im Alten Testament nichts über eine «Hölle» finden, so ist der Begriff «Gehenna» direkt dem Alten Testament entnommen.
Das Tal von Hinnom
Das griechische «Gehenna» ist lediglich eine griechische Schreibweise des hebräischen «Geh Hinnom» oder «Tal von Hinnom». Dieses Tal, gerade ausserhalb der Mauern von Jerusalem, fängt in etwa beim heutigen Jaffa-Gate an, biegt sich um die Altstadt und mündet in das Kidron-Tal, welches zwischen dem Tempelberg und dem Ölberg beginnt. Heute ist das Tal von Hinnom ein Park und es werden dort Konzerte aufgeführt. Man kann heute ungestört in der Gehenna ein Picknick organisieren.
In alten Zeiten war das Geh Hinnom jedoch kein fröhlicher Ort. Das hat viel mit den abscheulichen Dingen zu tun, die dort geschahen. Im Alten Testament liest man über dieses Tal von den dunklen Zeiten und die Bedeutung, welche das Tal dadurch erhielt, findet sich auch in prophetischen Schriften und Aussagen über das messianische Reich wieder zurück.
Das erste Mal, dass wir von diesem Ort hören, ist im Buch Josua:
«Und die Grenze stieg das Tal Ben-Hinnom hinauf, südlich zum Berghang der Jebusiter, das ist Jerusalem. Und die Grenze stieg an bis zum Gipfel des Berges, der sich vor dem Tal Hinnom nach Westen zu erhebt, der am Ende der Refaïm-Talebene nach Norden zu liegt.»
Josua 15,8
Hier lesen wir, dass das Tal gleich neben Jerusalem liegt. Einmal ist hier die Rede vom Tal Hinnom, ein andermal vom Tal Ben-Hinnom, was die «Söhne von Hinnom» bezeichnet. Hier sind einige Dinge, die mit diesem Tal in Verbindung gebracht werden:
«Zwanzig Jahre war Ahas alt, als er König wurde, und er regierte sechzehn Jahre in Jerusalem. Und er tat nicht, was recht war in den Augen des HERRN, wie sein Vater David. Sondern er ging auf den Wegen der Könige von Israel. Auch machte er Gussbilder für die Baalim. Und er war es, der im Tal Ben-Hinnom Rauchopfer darbrachte, und er verbrannte seine Söhne im Feuer nach den Gräueln der Nationen, die der HERR vor den Söhnen Israel vertrieben hatte.»
2Chr 28,3
Hier wurden Götzen angebetet. Es fanden Rauchopfer statt und für den Ba’als oder Molochs Kult wurden Kinder verbrannt. All das war «nach den Gräueln der Nationen», von denen Israel sich eigentlich distanzieren sollte.
Das Tofet im Tal von Hinnom
Das Tal von Hinnom wird auch mit einer spezifischen Kultstätte in Verbindung gebracht. Das «Tofet» war ein Opferplatz in diesem Tal. Im zweiten Buch Könige wird davon berichtet, wie der König Josias eine Zeit vom Götzendienst abschliesst (wie vorhergesagt, siehe 1Kö 13). Sogar im Tempel befanden sich Götzenabbildungen, es gab Tempelprostitution für fremde Götter und überall war Israel von seinem Gott abgefallen. Denn nicht nur in Jerusalem, sondern auch an anderen Orten hatten die Israeliten fremden Götzen gedient und Kultstätten eingerichtet. Josias bringt das wieder ins Reine (2Kö 23). In diesem Zusammenhang wird auch das Tofet genannt:
«Und er machte das Tofet unrein, das im Tal Ben-Hinnoms lag, damit niemand mehr seinen Sohn oder seine Tochter dem Moloch durchs Feuer gehen liess.»
2Kö 23,10
Das Unrein-machen des Tofets bedeutet hier, dass die Kultstätte so behandelt wurde, dass darauf keine kultische Handlungen mehr verrichtet werden konnten. So ist das «unrein machen» hier die eigentliche «Reinigung», nämlich eine Reinigung des Götzendienstes.
Das Wort Tofet wird zweierlei erklärt. Einmal wird es etymologisch mit «spucken», nämlich «anspucken» übersetzt, und soll dann auf die Gräuel verweisen, die dort verübt wurden – als etwas Abscheuliches. Gesenius dagegen, in seinem «Hebrew-Chaldee Lexicon to the Old Testament» verweist auf einen anderen etymologischen Ursprung, wonach das Wort mit Tofeteh verwandt wäre, ein «Ort des Verbrennens (der Toten)». Er sieht das Wort als Lehnwort aus dem persischen Raum, als Bezeichnung vielleicht für die Verbrennung von Toten, wie in Jesaja 30,33 davon die Rede ist (es geht um einen Scheiterhaufen, der für den König von Assyrien bereitsteht).
Die Verbrennung von toten Körpern im Tal von Hinnom hat also historische Wurzeln und die Feuer in diesem Tal waren ganz konkret. Einerseits wurden Kinder dort verbrannt, andererseits aber wurden – ganz entgegen der Beerdigungsritus in Israel – auch Menschenkörper verbrannt, das ist etwas, was auch im Neuen Testament in einem prophetischen Kontext erwähnt wird. Dazu aber gleich mehr. Schauen wir zuerst, wie Tofet und das Tal von Hinnom im Alten Testament sonst noch erwähnt werden.
Prophezeiungen von Jeremia
Jeremia lebte in derselben Zeit als Josias (Jer 1,1-3) und nimmt dieselben Bilder auf, von denen wir vorher in 2Kön 13 gelesen haben. Er prophezeite sowohl über Israel als auch über die Nationen. Israel wurde gewarnt, dass Gericht erfolgen würde, wenn sie den Herrn verlassen.
«So sprich denn zu ihnen: Dies ist das Volk, das nicht auf die Stimme des HERRN, seines Gottes, hört und keine Zucht annimmt! Die Treue ist verloren gegangen und aus ihrem Mund getilgt. Schere dein langes Haar und wirf es weg und erhebe Totenklage auf den kahlen Höhen! Denn der HERR hat die Generation, der er zürnt, verworfen und verstossen. Denn die Söhne Juda haben getan, was in meinen Augen böse ist, spricht der HERR. Sie haben ihre Scheusale in das Haus gestellt, über dem mein Name ausgerufen ist, um es unrein zu machen. Und sie haben die Höhen des Tofet gebaut, das im Tal Ben-Hinnom ist, um ihre Söhne und ihre Töchter im Feuer zu verbrennen, was ich nicht geboten habe und mir nie in den Sinn gekommen ist. Darum siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da wird man nicht mehr sagen Tofet noch Tal Ben-Hinnom, sondern Tal des Schlachtens. Und man muss im Tofet begraben, weil kein Platz mehr da ist. Und die Leichen dieses Volkes werden den Vögeln des Himmels und den Tieren der Erde zum Frass werden, und niemand wird sie wegscheuchen. Und ich werde in den Städten Judas und auf den Strassen von Jerusalem die Stimme der Wonne und die Stimme der Freude aufhören lassen, die Stimme des Bräutigams und die Stimme der Braut; denn das Land soll zu Trümmerstätten werden.»
Jer 7,28-34
Wie wir hier lesen, wird prophetisch gesagt, dass das Tal für die Unzahl von Toten (aus dem Gericht) ein Tal des Schlachtens genannt wird, und welche man dort beerdigen wird, weil es sonst keinen Platz mehr gibt. Ebenso schreibt der Prophet dies einige Kapitel weiter:
«So spricht der HERR: Geh und kauf vom Töpfer einen Tonkrug und nimm mit dir einige von den Ältesten des Volkes und von den Ältesten der Priester! Und geh hinaus in das Tal Ben-Hinnom, das vor dem Eingang des Scherbentores liegt, und rufe dort die Worte aus, die ich zu dir reden werde, und sage: Hört das Wort des HERRN, ihr Könige von Juda und ihr Bewohner von Jerusalem! So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich bringe Unheil über diesen Ort, dass jedem, der es hört, die Ohren gellen werden. Darum, weil sie mich verlassen und mir diesen Ort entfremdet und an ihm anderen Göttern Rauchopfer dargebracht haben, Göttern, die sie nicht kennen, weder sie noch ihre Väter noch die Könige von Juda, und weil sie diesen Ort mit dem Blut Unschuldiger angefüllt haben und die Höhen des Baal gebaut, um ihre Kinder als Brandopfer für den Baal im Feuer zu verbrennen, was ich nicht befohlen noch geredet habe und was mir nicht in den Sinn gekommen ist. Darum siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da dieser Ort nicht mehr Tofet noch Tal Ben-Hinnom genannt werden wird, sondern Tal des Schlachtens. Da werde ich den Plan von Juda und Jerusalem vereiteln an diesem Ort und werde sie durchs Schwert fallen lassen vor ihren Feinden und durch die Hand derer, die ihnen nach ihrem Leben trachten. Und ich werde ihre Leichen den Vögeln des Himmels und den Tieren der Erde zum Frass geben. Und ich werde diese Stadt zum Entsetzen und zum Gezisch machen: jeder, der an ihr vorübergeht, wird sich entsetzen und zischen über all ihre Plagen. Und ich werde sie das Fleisch ihrer Söhne und das Fleisch ihrer Töchter essen lassen, und sie sollen einer das Fleisch des anderen essen während der Belagerung und der Bedrängnis, mit der ihre Feinde und die nach ihrem Leben trachten, sie bedrängen werden. Und du sollst den Krug vor den Augen der Männer zerbrechen, die mit dir gegangen sind, und zu ihnen sagen: So spricht der HERR der Heerscharen: Ebenso werde ich dieses Volk und diese Stadt zerbrechen, wie man ein Gefäss des Töpfers zerbricht, das nicht wiederhergestellt werden kann. Und man wird im Tofet begraben, weil kein Platz zum Begraben mehr da ist. Ebenso werde ich mit diesem Ort verfahren, spricht der HERR, und seinen Bewohnern, um diese Stadt dem Tofet gleichzumachen. Und die Häuser von Jerusalem und die Häuser der Könige von Juda sollen unrein werden wie der Ort Tofet; all die Häuser, auf deren Dächern sie dem ganzen Heer des Himmels Rauchopfer dargebracht und andern Göttern Trankopfer gespendet haben.
Und Jeremia kam vom Tofet, wohin ihn der HERR gesandt hatte zu weissagen, und er trat in den Vorhof des Hauses des HERRN und sprach zum ganzen Volk: So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich will über diese Stadt und über alle ihre Städte all das Unheil bringen, das ich über sie geredet habe. Denn sie haben ihren Nacken verhärtet, um meine Worte nicht zu hören.»
Jer 19
Jeremia musste diese Worte und diesen Vergleich also beim Tofet selbst aussprechen, gleich ausserhalb der Stadtmauern. Nachher kehrt er in den Tempel zurück und bekräftigt noch einmal die Aussagen gegenüber dem Volk direkt aus dem Heiligtum. Der Kontrast und die Aussagekraft könnten hier nicht grösser sein.
Dieses Gericht wurde später von Nebukadnezar vollzogen und die Prophetie wurde erfüllt. Es ist eine sehr bewegte Zeit und die Geschehnisse sind sehr eindrücklich beschrieben (Jer 19-21, Jer 52, Hesekiel 12,1-20 2Chr 36,11-21). Es ist also bei dieser Gelegenheit, dass das Tal von Hinnom erstmals ein Schauplatz göttlichen Gerichts wird, vom Propheten vorhergesagt und später so erfüllt. Das Tal wurde zum «Tal des Schlachtens».
Das Tal von Hinnom als Ort eines zukünftigen Gerichts
Der Prophet Jesaja spricht an vielen Stellen von einer zukünftigen Zeit als von dem «Tag des Herrn». Es ist ein Tag, der mit grossen Umwälzungen einhergeht, mit Gericht und Zorn, um da hindurch zum messianischen Königreich zu gelangen. In diesen Schilderungen lesen wir auch vom Tofet:
«Und darum wird der HERR darauf warten, euch gnädig zu sein, und darum wird er sich erheben, sich über euch zu erbarmen. Denn ein Gott des Rechts ist der HERR. Glücklich alle, die auf ihn harren!»
Jes 30,18
«Dann wird das Licht des Mondes sein wie das Licht der Sonne, und das Licht der Sonne wird siebenfach sein wie das Licht von sieben Tagen, an dem Tag, da der HERR den Bruch seines Volkes verbinden und die Wunde seines Schlages heilen wird.»
Jes 30,26
«Siehe, der Name des HERRN kommt von weit her, mit seinem brennenden Zorn und wuchtigem Auffahren. Seine Lippen sind voller Grimm, und seine Zunge ist wie ein verzehrendes Feuer und sein Atem wie ein überflutender Bach, der bis an den Hals reicht: um die Nationen zu schwingen, mit dem Schwingsieb des Nichts und einen irreführenden Zaum an die Kinnbacken der Völker zu legen. Das Lied werdet ihr auf den Lippen haben wie in der Nacht, in der das Fest gefeiert wird, und Freude im Herzen wie der, der unter Flötenspiel hinaufzieht, um auf den Berg des HERRN zu kommen, zum Felsen Israels. Dann wird der HERR hören lassen die Hoheit seiner Stimme und sehen lassen, dass Niederfahren seines Armes, mit wütendem Zorn und einer Flamme verzehrenden Feuers, unter Platzregen und Wolkenbruch und Hagelsteinen. Ja, von der Stimme des HERRN wird Assur zerschlagen, wenn er mit dem Stock drein schlägt. Und es wird geschehen, jeder Hieb der Zuchtrute, die der HERR auf es niedersausen lässt, erfolgt unter Tamburin- und Zitherspiel. Und mit geschwungenem Arm wird er gegen es kämpfen. Denn längst ist eine Feuerstätte (hb. tofeteh) hergerichtet. Auch für den König ist sie bereitet, tief und weit hat er sie gemacht. Ihr Scheiterhaufen ist für das Feuer und hat Holz in Menge. Wie ein Schwefelstrom setzt der Atem des HERRN ihn in Brand.»
Jes 30,27-33
Kommt also dieser Tag, an dem der HERR den Bruch seines Volkes Israels verbinden wird, dann legt dieser Text nahe, dass es in Jerusalem stattfinden wird. Dort ist dann eine Feuerstätte hergerichtet – das Wort, was mit Tofet verwandt ist. Hier wird der Anbruch des messianischen Reiches beschrieben, wenn der HERR selbst wieder unter Israel regiert – durch Seinen Gesalbten. So wie es in Psalm 2 heisst:
«Warum toben die Nationen und sinnen Eitles die Völkerschaften? Es treten auf Könige der Erde, und Fürsten tun sich zusammen gegen den HERRN und seinen Gesalbten: „Lasst uns zerreissen ihre Bande und von uns werfen ihre Stricke!“ Der im Himmel thront, lacht, der Herr spottet über sie. Dann spricht er sie an in seinem Zorn, in seiner Zornglut schreckt er sie: „Habe doch ich meinen König geweiht auf Zion, meinem heiligen Berg!“ Lasst mich die Anordnung des HERRN bekannt geben! Er hat zu mir gesprochen: „Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt. Fordere von mir, und ich will dir die Nationen zum Erbteil geben, zu deinem Besitz die Enden der Erde. Mit eisernem Stab magst du sie zerschmettern, wie Töpfergeschirr sie zerschmeissen.“ Und nun, ihr Könige, handelt verständig; lasst euch zurechtweisen, ihr Richter der Erde! Dient dem HERRN mit Furcht, und jauchzt mit Zittern! Küsst den Sohn, dass er nicht zürne und ihr umkommt auf dem Weg; denn leicht entbrennt sein Zorn. Glücklich alle, die sich bei ihm bergen!»
Psalm 2
Diesen Ausblick teilen auch die Psalmenschreiber (z.B. Psalm 96–99). Aus all diesen Bibelstellen – zu denen noch viele weitere hinzugefügt werden können – zeigt sich die Erwartung von Israel, dass Gott einst Israel und den Nationen mit Gnade und Gericht begegnen wird. Israel wird hier als Land zentral stehen, wie auch Jerusalem.
«Das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amoz, über Juda und Jerusalem geschaut hat: Und es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses des HERRN fest stehen als Haupt der Berge und erhaben sein über die Hügel; und alle Nationen werden zu ihm strömen. Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg des HERRN, zum Haus des Gottes Jakobs, dass er uns aufgrund seiner Wege belehre und wir auf seinen Pfaden gehen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem. Und er wird richten zwischen den Nationen und für viele Völker Recht sprechen. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Speere zu Winzermessern. Nicht mehr wird Nation gegen Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen. Haus Jakob, kommt, lasst uns im Licht des HERRN leben!»
Jes 2,1-5
Die Wiederherstellung Israels, der Ausblick auf ein gerechtes Zeitalter, worin der Herr Selbst durch Seinen Messias in Israel und auf Erden regieren wird, wird in den Propheten breit ausgemessen. Es ist darin nicht nur für Israel, sondern für alle Nationen ein Segen eingeschlossen. Gericht wird es geben und der Messias wird regieren mit «einer eisernen Keule». Dies ist, was auch in der Zeit der Evangelien bekannt war, als Jesus zu den Juden sprach.
Das Tal von Hinnom, südlich um die Altstadt von Jerusalem, ist heute ein Park.
Jesus verweist auf die Gerichte im Tal Hinnoms
Wenn Jesus von der Gehenna spricht, von diesem Tal von Hinnom, und von den Gerichten, die dort stattfinden, dann heisst es z.B. so:
«Ich sage euch, Meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Körper töten, danach aber nichts mehr darüber hinaus zu tun vermögen. Ich werde euch nun anzeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, der Vollmacht hat, nach dem Töten auch in die Gehenna zu werfen. Ja, Ich sage euch: Diesen fürchtet!»
Lk 12,4-5
Dies passt so gar nicht zu der Idee, dass man in irgendeiner «Hölle» gequält wird. Es geht nicht um einen Platz ausserhalb dieser Erde (Jenseits), sondern um eine Situation auf dieser Erde. Die Jünger und Freunde Jesu werden gewarnt, dass sie womöglich verfolgt werden und dabei getötet werden können. Das ist jedoch nichts im Vergleich mit dem, was bei der Aufrichtung des messianischen Reiches (das Königreich der Himmel, von dem Jesus in den Evangelien spricht) mit den Widersachern geschehen könnte. Sie laufen nämlich Gefahr, dass ihre toten (!) Körper in die Gehenna geworfen werden. Das referiert direkt an die Situation in Jesaja 30 und versinnbildlicht göttliches Gericht. In der Gehenna werden die Körper hingerichteter Widersacher verbrannt werden. Dazu hat nämlich nur einer die Befugnis – der Herr selbst. Das war die Aussage von Jesaja 30.
Dass nun Jesus von dieser Gerichtszeit auf Erden spricht, und dabei das Tal von Hinnom als Gerichtsstätte vor Augen hat, wird auch aus anderen Stellen deutlich:
«Wer an einem dieser Kleinen, die an Mich glauben, Anstoss gibt, für den wäre es besser, wenn vielmehr ein Eselsmühlstein um seinen Hals gelegt und er ins Meer geworfen würde. Wenn nun deine Hand dich straucheln lässt, so haue sie ab! Besser ist es für dich, verstümmelt in das Leben einzugehen, anstatt zwei Hände zu haben und in die Gehenna, in das unauslöschliche Feuer, zu gehen, wo ihr Wurm nicht verendet und das Feuer nicht verlischt!»
Mk 9,42-44 (vgl. Mk 9,45-48)
Die Gehenna wird hier beschrieben als «das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht verendet und das Feuer nicht verlischt». Wie verlockend es auch für manche sein mag, hier eine «ewige Höllenqual mit endlosem Feuer und unsterblichen Würmern» sich vorzustellen, so ist der Zusammenhang ein ganz anderer.
Wo der Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht
Der Ort, an dem das Feuer nicht erlischt und der Wurm nicht verendet, war bereits vom Propheten Jesaja beschrieben worden. Jesus hat den Ort bei Jesaja erkannt und nennt es logischerweise die «Gehenna», denn es handelt sich um das Tal von Hinnom.
«Und es wird geschehen: Neumond für Neumond und Sabbat für Sabbat wird alles Fleisch kommen, um vor mir anzubeten, spricht der HERR. Und sie werden hinausgehen und sich die Leichen der Menschen ansehen, die mit mir gebrochen haben. Denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht verlöschen, und sie werden ein Abscheu sein für alles Fleisch.»
Jes 66,23-24
Jesus referiert also direkt an diese Aussage von Jesaja. Es ist der letzte Vers im Buch Jesajas und steht in einem längeren Abschnitt über die Aussicht Jerusalems für das kommende messianische Reich (Jes 66, 10; Jes 66,13; Jes 66,20). Mit einer «ewigen Hölle» hat dies nichts zu tun.
Die Aussagen von Jesus können nur im Rahmen Seines Auftrages und Seiner Verkündigung gewertet werden. Wir dürfen sie nicht in ein fiktives Jenseits hinein katapultieren noch ihre Aussage willkürlich interpretieren. Die Hinweise aus dem Zusammenhang verlangen, dass wir diese Stelle strikt im Rahmen der messianischen Zeit interpretieren und von den Gerichten, worüber wir vorher bereits einiges gelesen haben.
Es wird manchmal so dargestellt, dass es «unsterbliche» Würmer gäbe. Das wird dann mit Markus 9 begründet. Ebenso soll es heissen, dass es ein «ewiges» Feuer gäbe. Damit wird dann die Hölle eingeheizt. Das ist alles etwas seltsam, weil die Schrift ganz klar zeigt, dass heute nur Einer Unsterblichkeit hat: Jesus Christus (1Tim 6,15-16). Es gibt keine unsterblichen Würmer, so wenig wie tote Menschen einfach auf ewige Zeiten von Gott am Leben erhalten würden, damit Er diese auf endlos mit Würmern und Feuer peinigen könnte. Wir sind hier in den Abgründen menschlichen Denkens und sehr weit von der Schrift entfernt.
Im Licht der messianischen Verheissungen jedoch ist einiges viel klarer: Der Messias regiert mit eisernem Stab aus Jerusalem (Ps 2,8) und es wird viele Hinrichtungen geben. Die Körper der Hingerichteten werden in die Gehenna geworfen (Lk 12,4-5), wo durch den ständigen Nachschub der Wurm nicht sterben wird und die Feuer zur Kremation nicht erlöschen werden.
Das ist die Gehenna des Neuen Testaments – ganz gegründet in alttestamentlicher Prophezeiungen. Für die Zuhörer von Jesus war das Klartext, denn sie kannten die Schriften.
Wie ist das mit dem Zähneknirschen?
Das mag schon stimmen, wendet vielleicht jemand ein, aber steht da doch nicht etwas von Zähneknirschen? Heisst das nicht, dass die dort gerichteten Menschen gequält werden?
Nun, als Erstes muss festgehalten werden, dass tote Menschen nicht länger gequält werden können. Sie sind tot. Deswegen wird im Zusammenhang mit der Gehenna direkt nirgendwo vom Zähneknirschen gesprochen. Die Hingerichteten leben nicht bis zur Auferstehung. Zu Recht sagen wir, dass manch einer durch den Tod aus dem Leiden «erlöst» wird. Und es waren die «toten Körper», die in die Gehenna geworfen werden. Das ist nüchterne Bibelbetrachtung. Sterben bringt keine grössere Empfindung, sondern ist das Aufhören jeglicher Empfindung.
Wo aber steht etwas vom «Zähneknirschen»? Es sind verschiedene Stellen, die zu behandeln mehr Platz benötigen, als in diesem Beitrag sinnvoll erscheint. Sie stehen aber im gleichen Kontext, nämlich der Aufrichtung des messianischen Reiches. So heisst es beispielsweise:
«Wenn ihr erst dann, nachdem der Hausherr sich erhoben und die Tür abgeschlossen hat, draussen steht und an die Tür zu klopfen beginnt und ruft: Herr, Herr, öffne uns!, so wird Er euch antworten: Ich weiss nichts von euch! Woher seid ihr? – Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben doch vor Deinen Augen gegessen und getrunken und Du hast auf unseren Plätzen gelehrt. – Er aber wird erwidern: Ich sage euch: Ich weiss nichts von euch! Woher seid ihr? Entfernt euch von mir alle, ihr Werker der Ungerechtigkeit! Dort wird dann Jammern und Zähneknirschen sein, wenn ihr Abraham, Isaak, Jakob und alle Propheten im Königreich Gottes sehen werdet, euch selbst aber draussen als Verworfene. Vom Osten und Westen, vom Norden und Süden werden sie eintreffen und sich im Königreich Gottes zu Tisch lagern. Und siehe, es sind Letzte, die Erste sein werden, und es sind Erste, die Letzte sein werden.»
Lk 13,25-30
Zähneknirschen und Jammern also draussen vor dem Tor des Königreiches (sozusagen), nämlich vor den Toren Jerusalems und ohne dabei Teilhaber an den Segnungen des Königreiches zu sein. Erneut: Dies hat mit unserer Situation heute als Gemeinde gar nichts zu tun. Sie kann auch nicht auf alle Menschen aller Zeiten extrapoliert werden. Auch dieser Text kann nur im Rahmen des eigenen Kontextes interpretiert werden. Es soll gerade dadurch auch mit Jerusalem in Verbindung gebracht werden und mit dem Feuer, welches dort vor den Toren im Tal von Hinnom (Gehenna) brennt. Es betrifft die Gerichte, welche den Übergang vom aktuellen Zeitalter (Äon) in das kommende Zeitalter (der kommende Äon) kennzeichnen:
«Ebenso nun wie der Taumellolch gejätet und mit Feuer verbrannt wird, so wird es auch beim Abschluss des Äons sein. Der Sohn des Menschen wird Seine Boten beauftragen, und wie werden aus Seinem Königreich alle Fallstricke jäten und die, welche Gesetzlosigkeit verüben, und werden sie in den Hochofen des Feuers werfen; dort wird Jammern und Zähneknirschen sein. Dann werden die Gerechten im Königreiches ihres Vaters wie die Sonne aufleuchten. Wer Ohren hat zu hören, der höre!
Mt 13,40-43 (Erklärung vom Gleichnis der Ernte)
Allzu einfach wird gefolgert, dass das Jammern und Zähneknirschen in diesem «Hochofen des Feuers» stattfindet. Aber warum? Es wird nicht beschrieben. Es können deshalb auch die Umstehenden sein, die mit den Zähnen knirschen. Und denken wir noch einmal über das Bild des Tofets und des Tals von Hinnom nach, so ist dies direkt vor den Toren Jerusalems und vor den Toren des Königreiches. Draussen sind die Hingerichteten, die Gesetzlosen, die Verworfenen. Drinnen sind die Kinder des Königreiches.
Der Psalmenschreiber wusste um den Unterschied zwischen Gerechten und Ungerechten:
«Gut steht es um den Mann, der gütig ist und leiht! Er wird seine Sachen durchführen nach dem Recht. Denn in Ewigkeit wird er nicht wanken, zu einer ewigen Erinnerung wird der Gerechte sein. Er wird sich nicht fürchten vor böser Nachricht. Fest ist sein Herz, es vertraut auf den HERRN. Beständig ist sein Herz, er1 fürchtet sich nicht, bis er heruntersieht auf seine Bedränger. Er streut aus, gibt den Armen. Seine Gerechtigkeit besteht ewig. Sein Horn ragt auf in Ehre. Der Gottlose wird es sehen und sich ärgern, mit seinen Zähnen wird er knirschen und vergehen. Das Begehren der Gottlosen geht verloren.»
Ps 112,5-10
Das wird das Szenario sein. Auch das letzte Kapitel von Jesaja gibt hier noch Aufschluss, wenn wir nochmals die letzten Verse lesen:
«Und es wird geschehen: Neumond für Neumond und Sabbat für Sabbat wird alles Fleisch kommen, um vor mir anzubeten, spricht der HERR. Und sie werden hinausgehen und sich die Leichen der Menschen ansehen, die mit mir gebrochen haben. Denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht verlöschen, und sie werden ein Abscheu sein für alles Fleisch.»
Jes 66,23-24
Die Leichen der Hingerichteten liegen gleich ausserhalb der Tore Jerusalems und warten auf Verbrennung. Sie sind eine Abscheu für alle, die dort vorbeiziehen. Es liegt nahe, dass es nicht die Leichen sind, die mit den Zähnen knirschen, sondern eher die Leute, die dort vorbeiziehen und die strenge Gerechtigkeit des Messias sehen. «Küsse den Sohn, damit Er nicht zorne!» heisst es in Psalm 2. Wir können das nicht mit der heutigen Zeit der Gnade vergleichen.
Was ist nun die Gehenna?
Die Gehenna ist – wie wir gesehen haben – ein Sinnbild des Gerichts, welches im messianischen Reich ausgeübt wird und ein Ort gleich ausserhalb von Jerusalem. Es lässt sich von Jerusalem nicht loslösen. In verschiedenen Hinweisen hatten die Propheten von der Aufrichtung des messianischen Reiches und der Rolle von Jerusalem gesprochen. Dort hinein passt die Rede von der Gehenna, wie Jesus darüber sprach.
Mit einer ewigen Hölle im Jenseits hat das alles nichts zu tun.
Vertiefung
Zur Vertiefung hier sämtliche Bibelstellen von «Tal von Hinnom, Tofet und Gehenna»:
- Tal von Hinnom
Jos 15,8; Jos 18,16; 2Kön 23,10; 2Chr 28,3; 2Chr 33,6; Neh 11,30; Jer 7,31-32; Jer 19,2; Jer 19,6, Jer 32,35. - Tofet
2Kön 23,10; Jes 30,33; Jer 7,31-32; Jer 19,6; Jer 19,11-14. - Gehenna
Mt 5,22; Mt 5,29-30; Mt 10,28; Mt 18,9; Mt 23,15; Mt 23,33; Mk 9,43; Mk 9,45; Mk 9,47; Lk 12,5; Jak 3,6.