Es gibt verschiedene Lehren über den Ausgang von Gottes Wegen, welche sich auf die Bibel abstützen. Sie stehen zueinander in Konflikt.
Wie geht die Geschichte aus?
Kommt Gott mit Seiner Schöpfung und allen Menschen zum Ziel, oder eher nicht? Das sind Fragen zu letztem Geschehen. Verschieden Ansichten prägen die Diskussion. Dies sind die wichtigsten Ansichten:
- Die Allversöhnung (Allaussöhnung),
- die Himmel-und-Hölle-Lehre und
- die Lehre der Vernichtung aller Ungläubigen
(eine Variante auf die Himmel-und-Hölle-Lehre).
Diese drei «Haupttypen», wenn man sie so beschreiben will, versuchen, die verschiedenen Aussagen der Bibel über das Ziel und Wirken Gottes zu verstehen. Sie erscheinen in einem Gesamtverständnis und man kommt aufgrund der Überlegungen zu den jeweiligen eigenen Schlussfolgerungen. Nachfolgend eine Zusammenfassung wichtiger Aussagen pro Lehrrichtung.
Allversöhnung/Allaussöhnung
Gott wird alle Menschen retten (1Tim 4,9-11), rechtfertigen (Röm 5,18), lebendig machen (1Kor 15,22). Gott wird, Friede machend durch das Blut des Kreuzes, das All mit sich aussöhnen (Kol 1,20), wenn Christus das All in allem vervollständigt (Eph 1,23).
Alles im Himmel und auf Erden wird zusammengefasst werden in Christus (Eph 1,10). Dann wird sich im Namen Jesu jedes Knie beugen, der Überhimmlischen, Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge huldigen: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters (Phil 2,9-11). So wird Christus herrschen bis zur Vollendung der Lebendigmachung, wenn Er die Königsherrschaft Seinem Gott und Vater übergeben wird, damit Gott alles in allen sei (1Kor 15,24-28).
Der Tod wird als letzter Feind abgetan werden (1Kor 15,26), wonach Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht werden (2Tim 1,10). Er schliesst alle in die Widerspenstigkeit ein, damit Er sich aller erbarme (Röm 11,32). Alles ist aus Ihm, durch Ihn und zu Ihm hin (Röm 11,36), was auch Gottes Gerichte einschliesst (Röm 11,33-35).
Hinweise zur Allaussöhnung gibt es am deutlichsten in den Briefen von Paulus, aber nicht nur dort. Auch im Alten Testament lesen sich viele Hinweise wie «Denn nicht für ewig verstösst der Herr, sondern wenn er betrübt hat, erbarmt er sich nach der Fülle seiner Gnadenerweise. Denn nicht von Herzen demütigt und betrübt er die Menschenkinder» (Kll 3,31-33).
Wer an der Allaussöhnung glaubt, tut dies nicht, weil er ein Konflikt zwischen Gottes Liebe und Gerechtigkeit sieht. Auch blendet er nicht einfach die Gerechtigkeit Gottes aus. Vielmehr geht es darum, dass Gottes Gerechtigkeit in Christus erfüllt wurde (Röm 1,16-17 Röm 3,21) und dadurch Gottes Handeln in Liebe und zur Heilung und Rettung erst stattfinden kann. Nicht Gott ist vom Mensch abhängig, sondern der Mensch ist und bleibt von Gott abhängig, der von Gericht und Gnade spricht und einst alles in allen sein wird (1Kor 15,28).
Interpretierend zusammengefasst:
Gott hat ein klar definiertes Ziel und erreicht Sein Ziel durch Christus (christozentrisch).
Himmel und Hölle
Der Mensch muss sich während seines Lebens entscheiden, wo er die Ewigkeit verbringen will. Entweder glaubt er (und kommt in den Himmel) oder er glaubt nicht (und landet in der Hölle). Es handelt sich um ein dualistischer Ausgang der Weltgeschichte, worin Gott ein Angebot zur Rettung macht, der Mensch aber entscheidet, ob er das annehmen möchte oder nicht. An diesen Entscheid ist Gott gebunden.
Gott will zwar, dass alle Menschen gerettet werden (1Tim 2,4), aber wenn Menschen die Liebe der Wahrheit zu ihrer Rettung nicht annehmen, werden sie verloren gehen (2Thess 2,10). Nur wer glaubt, wird nicht verloren gehen, sondern ewiges Leben haben (Joh 3,16). Wer nicht glaubt, der ist bereits gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des einzig geborenen Sohnes Gottes (Joh 3,18).
So ist es dem Menschen gesetzt einmal zu sterben und danach das Gericht (Heb 9,27). Wer demnach nicht glaubt, für den bleibt ein furchtbares Erwarten des Gerichts und der Eifer eines Feuers, das die Widersacher verzehren wird (Heb 10,27).
Wir sollten den fürchten, der die Macht hat, nach dem Töten in die Hölle zu werfen (Luk 12,5). Wenn den Menschen etwas zu Sünde verführt, sollte man es radikal abhauen oder wegwerfen, denn es ist besser, lahm oder als Krüppel oder einäugig in das Leben einzugehen, als unbeschadet in die Hölle geworfen zu werden (Mk 9,43-48).
So wird irgendwann zwischen (guten) Schafen und (bösen) Böcken getrennt werden (Mt 25,32). Die Böcke werden hingehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber in das ewige Leben eingehen (Mt 25,46). Nach dem letzten Gericht folgt der zweite Tod in dem Feuersee (Offb 20,11-15). Dieser Tod ist kein eigentlicher Tod, sondern wer hier landet, wird von Gott am Leben erhalten und gequält werden bis in alle Ewigkeit (Offb 20,10, vgl. Offb 14,11).
Auf diese Formulierungen gibt es eine Variante: In Abwandlung wird die Hölle heute immer wieder als «die Zeit oder Welt ohne Gott», als «Gottesferne» beschrieben. Das hat den Anschein, die Himmel-und-Hölle-Lehre salonfähig machen zu wollen, nämlich das Feuer und die ewige Qual in den Hintergrund zu drängen. Selbstredend ist diese Terminologie nur wie ein Wolf in Schafspelz, denn will man die Begründungen zur Gottesferne auf den Grund gehen, gelangt man automatisch wieder bei den ursprünglichen Gedanken einer Hölle.
Interpretierend zusammengefasst:
Gott möchte zwar retten, aber nur ein kleiner Teil der Menschheit kann Er tatsächlich retten – nämlich nur die, welche sich während ihrem Leben bewusst «entschieden» haben und sich retten lassen. Die Restlichen kann Er leider nicht retten und diese werden auf ewig gequält, wozu sie von Gott endlos am Leben erhalten werden. Das positive Endergebnis ist minimal. Gott erreicht Sein ursprüngliches Ziel nicht. Im Hinblick auf die Heilsgrundlage ist diese Lehre christozentrisch. Im Hinblick aber auf die Heilsrealisierung und Heilsvollendung ist die Lehre anthropozentrisch, denn alles hängt vom Menschen und von seiner Entscheidung in diesem Leben ab.
Vernichtung der Ungläubigen
Die Entsorgung der Ungläubigen. Diese Sichtweise sieht ebenfalls einen dualistischen Ausgang der Weltgeschichte mit Himmel und Hölle vor. Die Hölle aber ist keine endlose Peinigung, sondern Auslöschung. Die Vernichtung der Ungläubigen tritt anstelle der endlosen Qual.
Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren geht (hier liest man: vernichtet wird), sondern ewiges Leben hat (Joh 3,16). Wenn jemand beim letzten Gericht nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen (Offb 20,15). Dies wird als Vernichtung interpretiert, weil es ein Kontrast zum Leben darstellt – also keine andere Form des Lebens beinhalten kann.
Ebenso wird in Heb 10,27 von einem Feuer gesprochen, das die Widersacher «verzehren» wird, was einer Vernichtung gleichkomme. In den Evangelien liest sich, dass «Seele und Leib in der Hölle verdorben werden» können (Mt 10,28).
Befürworter verwerfen die Lehre einer endlosen Qual in der Hölle mit der Begründung, dass eine endlose Qual als Strafe für ein relativ kurzes Leben voller Fehler nicht passt und ein Schmach auf Gottes Wesen und Wirken wirft. Vernichtung ist da angemessener und passt besser beim Zeugnis der Schrift. Tod sehen sie als Vernichtung und vom Tod wird weit häufiger gesprochen als von einer Qual.
Interpretierend zusammengefasst:
Nur ein kleiner Teil der Menschheit wird tatsächlich gerettet. Die Übrigen werden endgültig entsorgt. Das, so die Annahme, ist eine humane Lösung, die auch Gott von dem Makel und der Ungerechtigkeit einer endlosen Qual befreien soll. Was übrig bleibt ist also nur eine gerettette Schar von Menschen, die sich bewusst haben retten lassen. Auffällig beim Durchlesen entsprechender Texte ist das Fehlen einer göttlichen Absicht für alle Menschen. Gott scheint kein Ziel, sondern nur einen Ablauf der Geschichte zu haben, worin verschiedene Weichen eingebaut werden, über die Geschicke gelenkt werden. Die Heilsgrundlage wird auch hier christozentrisch vermittelt, aber der Mensch selbst ist letztendlich der, der für sein Endgeschick verantwortlich ist (anthropozentrisches Denken).
Der Versuch sich auf die Bibel abzustützen
So stehen die verschiedenen Ansichten nebeneinander. Wie eine Exegese der genannten Bibelstellen wohl aussehen könnte, ist hier noch nicht die Frage. Es geht hier um eine Einführung und die genannten Bibelstellen sind eine unvollständige Auswahl an Referenzen. Doch lässt sich bereits einiges erkennen: Alle Meinungen versuchen sich auf die Bibel abzustützen. In Kirchen und Gemeinden wird man oft nur mit einer einzigen Sichtweise konfrontiert. Andere Meinungen bleiben unerwähnt. Nicht selten höre ich deshalb, dass so etwas wie eine Allaussöhnung gar nicht in der Bibel steht. Die Texte, welches dies aussagen, werden nämlich tunlichst vermieden und sind deshalb unbekannt. Die hier genannten Bibelstellen sollen dabei helfen, den falschen Eindruck zu korrigieren. Auch wird angenommen, dass Befürworter der Allaussöhnung die anderslautenden Bibelstellen wohl nicht kennen. Mit diesem Beitrag dürfte dieser Eindruck korrigiert sein.
Hilfen zum Bibelstudium
Mit dem Zitieren von Bibelstellen allein ist aber noch nichts gesagt. Jede Stelle soll im Licht von Grundtext und Kontext geprüft werden. Auf dieser Website gibt es deshalb viele neutrale Beiträge dazu, wie sich die Bibel verlässlich und mit Gewinn studieren lässt. Damit soll eine Prüfung und eine differenzierte, wohlüberlegte und persönliche Stellungnahme zu biblischen Aussagen unterstützt werden. Daher nun die konkrete Einladung: Wenn Du Fragen hast, dann setze Dich mit diesen Dingen auseinander. Versuche aufzuspüren, weshalb dieses oder jenes gesagt wird.
Wer keine Fragen hat, bedarf auch keine Antworte. Dann lasse diese Dinge einfach stehen und freue Dich an anderen Dingen. Alles darf zur Dankbarkeit führen.
Vertiefung
Im Miteinander lassen sich viele Fragen vertiefen – vorausgesetzt natürlich, dass alle in einer Gesprächsrunde dazu bereit sind. Der Wunsch, die Bibel besser kennenzulernen, kann im Gespräch ein verbindendes Element sein. In unzähligen Gesprächen, die ich selbst geführt habe, geschah es häufig, dass man sich in dogmatischen Positionen verschanzt hat. Darunter leidet jedoch das Gespräch und es verhindert «ergebnisoffen» über die Bibel zu reden. Bedenken wir stets, dass die Erkenntnis aufbläht, die Liebe jedoch aufbaut.
- Hast Du andere Lehrmeinungen schon mal mit den Argumenten zusammen gehört?
- Ist es wichtig, sich über diese Themen Gedanken zu machen? Weshalb (nicht)?
- Was lösen andere Lehrmeinungen bei Dir aus? (Unsicherheit, Freude, Gleichgültigkeit, …)
Siehe auch
Eine Vertiefung biblischer Themen setzt voraus, dass wir die Bibel auch studieren können. Wie können wir die Bibel besser kennenlernen und wie lassen sich Lehrmeinungen prüfen?