Wir brauchen Zuspruch. Heute und auch morgen. Keiner ist so wie Gott und steht über dieser Welt. Wir sind fest in dieser Welt verankert – auch dann, wenn wir ein Bürgertum im Himmel haben (Phil 3,20).

Wir leben in Erwartung. Diese Erwartung kann in Kontrast zur aktuellen Situation stehen. Der Glaubende hat eine Zuversicht, die über das hinausschaut, was gerade stattfindet. Er erkennt geistlich, schaut voraus, auch wenn es bislang nicht tastbar ist. Wir leben – wie der Rest der Welt – in Erwartung einer künftigen Befreiung (Röm 8,18-25).

Diese Erwartung erlaubt eine Bejahung des Lebens, indem es das Leben in einem grösseren Kontext sieht (Ps 18,20). Gottes Wirken wird einbezogen. Die Gemeinschaft wird zelebriert und die Bibel wird als Grundlage für Ausblick und Zuspruch wahrgenommen. Wahrhafte Begegnung tröstet und ermahnt. Es gibt einen Ausblick auf Erfüllung der Erwartung. Das ist, was Zuspruch bezweckt.

Zuspruch (gr. paraklêsis) oder zusprechen (gr. parakaleo) ist wörtlich ein «neben-rufen» oder «abseits-rufen». Das ist so, als wird man beiseite gerufen, damit ein vertrauensvolles Gespräch stattfinden kann. Zuspruch ist nichts für die Masse, sondern etwas für Dich und mich persönlich, das nur abseits vom Lärm stattfinden kann. Wir können jemand zusprechen oder auch selbst zugesprochen werden. Immer geht es dabei um einen Zuspruch im Hinblick auf das Wesentliche. Ob das ermahnend oder tröstend geschieht, ist abhängig vom Kontext.

Paulus schreibt beispielsweise im Epheserbrief:

«Ich spreche euch nun zu – ich, der Gebundene im Herrn, würdig der Berufung zu wanden, zu der ihr berufen wurdet, mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragend.»
Eph 4,1-2

Obwohl selbst ein «Gebundener» (Gefangener), ermahnt Paulus hier die Empfänger des Briefes, ihre Berufung auszuleben, mit einer von Liebe geprägtem Lebenswandel. Paulus schliesst nicht von sich auf Anderen, sondern erinnert daran, was Gott getan hat und noch tut.

In seinem Brief an die Kolosser spricht der Apostel davon,

«Dass ihre Herzen zugesprochen werde und sie in Liebe und zu allem Reichtum der Vollgewissheit des Verständnisses vereinigt seien, zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes und des Vaters Christi, in welchem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind.»
Kol 2,2-3

Die Herzen werden zugesprochen! Paulus lädt ein, dass wir mit unserem ganzen Menschsein in die Realität Gottes eintreten, dort, wo – in Christus – alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind. Zuspruch geschieht dort, wo wir uns auf diesen Reichtum und auf diese Zwiesprache einlassen. Wir dürfen das. Wir können das, weil uns diese Geheimnisse eben nicht mehr verschlossen sind, sondern offenbart wurden. Es ist ein Geheimnis, das Geheimnis des Glaubens. Menschen, von Gottes Gegenwart berührt, finden sich in einer neuen Realität zurück.

Zuspruch geschieht gegenseitig. Es ist ein Dienst, den wir einander ausführen können. Darin geht es nicht um ausufernde Theologie oder um komplizierte Gedanken. Es geht um den Zuspruch des Herzens, im Vertrauen und im Staunen über Gottes Realität. Lasse Dich im Gespräch, auch durch den Zuspruch der Schriften (Röm 15,4), vom Gott des Zuspruchs (Röm 15,5) ermutigen.

Komm, steig aus dem Lärm aus, lasse Dich auf ein vertrauensvolles Zwiegespräch ein.