Wir sehen Gott nicht. Gott ist unsichtbar. Das ist nicht nur unsere Erfahrung, sondern das wird auch direkt in der Bibel so genannt. Die Bibel ist in dieser Feststellung kongruent mit unserem Erleben.

Nachdenken über Gott

Über Gott nachzudenken, ist mir wichtig. Anhaltspunkte habe ich jedoch kaum welche. Gott ist Geist, schreibt Johannes (Joh 4,24). Deshalb können wir Ihn nicht sehen (2Kor 4,4 (s2); Kol 1,15; 1Tim 1,7; Heb 11,27).

Geist ist dasselbe Wort für Wind oder Windhauch (vgl. Joh 3,8). Weder Geist noch Wind können wir sehen, aber wir können die Auswirkungen wahrnehmen – etwa das Rascheln von Blättern, das Pfeifen vom Wind. So ist es auch mit dem unsichtbaren Gott: Wir können Ihn indirekt erkennen. Paulus schreibt:

«Seine unsichtbaren Wesenszüge sind seit der Schöpfung der Welt an den Tatwerken begreiflich und ersichtlich geworden (nämlich Seine unwahrnehmbare Kraft und Göttlichkeit).»
Röm 1,20

Das tönt alles etwas abstrakt? Das stimmt. Allerdings gibt es viele Menschen, die sagen, sie erfahren Gott in der Natur. Das ist zwar wenig spezifisch, aber es ist einen Anfang. Paulus hat das gerade zuvor ähnlich benannt. Wir können uns direkt kein gutes Bild von Gott machen und die Bibel warnt davor und sagt, dass Menschen kein Bild vom Ihm machen sollten (2Mo 20,4; 5Mo 5,8). Die Begründung beschreibt Mose an anderer Stelle wie folgt:

«So hütet eure Seelen sehr – denn ihr habt keinerlei Gestalt gesehen an dem Tage, da Jahwe am Horeb, mitten aus dem Feuer, zu euch redete.»
5Mo 4,15

Keine Statuen, Schnitzereien, Bildhauerkunst oder andere Darstellungen könnten Gott korrekt abbilden. Wir sollten besser nicht einmal versuchen, dies zu tun. Götzendienst dagegen war von solchen Darstellungen geprägt. Das waren jedoch selbst gemachte Götter. Der wahre und einzige Gott unterscheidet sich von denen, wie es Jeremia beschreibt:

«3 Denn die Ordnungen der Völker – ein Götze ist es, der sie gab. Ja, ihre Götzen sind Holz, das einer aus dem Wald geschlagen hat, ein Werk von Künstlerhänden, mit dem Schnitzmesser hergestellt. 4 Man schmückt es mit Silber und mit Gold. Mit Nägeln und mit Hämmern befestigen sie es, dass es nicht wackelt. 5 Sie sind wie eine Vogelscheuche im Gurkenfeld und reden nicht; sie müssen getragen werden, denn sie gehen nicht. Fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn sie tun nichts Böses, und Gutes tun können sie auch nicht. 6 Keiner ist dir gleich, HERR. Du bist gross, und gross ist dein Name durch deine Macht. 7 Wer sollte dich nicht fürchten, König der Nationen? Denn das gebührt dir! Denn unter allen Weisen der Nationen und in all ihren Königreichen ist niemand dir gleich. 8 Sie sind allesamt dumm und töricht; die Unterweisung der Nichtigkeiten – Holz ist sie. 9 Dünn geschlagenes Silber wird aus Tarsis gebracht und Gold aus Ufas, ein Werk des Kunsthandwerkers und der Hände des Goldschmieds. Violetter und roter Purpur ist ihr Gewand, sie alle sind nur ein Werk von Kunstfertigen. 10 Aber der HERR ist in Wahrheit Gott. Er ist der lebendige Gott und ein ewiger König. Vor seinem Grimm erbebt die Erde, und seinen Zorn können die Nationen nicht ertragen. 11 So sollt ihr zu ihnen sagen: Die Götter, die den Himmel und die Erde nicht gemacht haben, die werden von der Erde und unter diesem Himmel verschwinden.»
Jer 10,3-11

Die Götzenbilder sind von Menschen gemacht (5Mo 29,7). Sie können gar nichts tun, wie auch andernorts vermerkt wird:

«Und du hast die Götter von Silber und Gold, von Erz, Eisen, Holz und Stein gerühmt, die nicht sehen und nicht hören und nicht wahrnehmen; aber den Gott, in dessen Hand dein Odem ist, und bei dem alle deine Wege sind, hast du nicht geehrt.»
Dan 5,23

Hier ist nun der Unterschied: Jeremia stellte die Götzen aus Holz und Stein dem lebendigen Gott gegenüber. Der lebendige Gott ist der ganz Andere. Er ist wahrhaftig Gott. Er allein ist Gott und steht über allem. Himmel und Erde hat Er gemacht, während die anderen Götzen verschwinden werden (Jer 10,11). Der wahrhafte lebendige Gott ist zwar unsichtbar, aber wirkt in der Geschichte.

Ich bin, der ich bin

Wie soll man ein unsichtbarer Gott beschreiben? Das geht nicht. Wie kann man an Gott referieren, wenn er unbeschreibbar ist? Mose fragte direkt nach:

«Und Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Kindern Israel komme und zu ihnen spreche: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt, und sie zu mir sagen werden: Welches ist sein Name? Was soll ich zu Ihnen sagen? Da sprach Gott zu Mose: Ich bin, der ich bin. Und er sprach: Also sollst du zu den Kindern Israel sagen: “Ich bin” hat mich zu euch gesandt.»
2Mo 3,13-14

«Ich bin» ist Sein Name. Oder umfassender: «Ich bin, der ich bin» (hb. אֶֽהְיֶ֖ה אֲשֶׁ֣ר אֶֽהְיֶ֑ה). Mehr «Sein» als «Schein», könnte man sagen. Nicht die Form ist entscheidend, sondern dass Gott «ist». Das Letzte sagt mehr aus als jede Form, die man geben könnte. Der Ausdruck, der meist mit «ich bin, der ich bin» übersetzt wird, ist nicht nur eine Repetition von «ich bin». Es ist nämlich sowohl «sein» als auch «werden» damit gesagt. Wie etwa zwei Verse zuvor, wenn es dort heisst: «Und er sprach: Weil ich mit dir sein werde» (hb. אֶֽהְיֶ֣ה). Im englischen Concordant Version of the Old Testament heisst es deshalb: «I shall Name to be (just) as I am coming to be». Der Name JHWH ist davon abgeleitet und drückt aus, dass Gott der Bleibende ist.

Die Geschichte liest nun weiter:

«Und Gott sprach weiter zu Mose: Also sollst du zu den Kindern Israel sagen: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name in Ewigkeit, und das ist mein Gedächtnis von Geschlecht zu Geschlecht.»
2Mo 3,15

Der unsichtbare Gott, der sich bekannt gibt als «Ich bin, der ich bin», trägt den Namen JHWH, Gott (hb. יְהוָ֞ה אֱלֹהֵ֣י). Er ist in absolutem Sinne Gottheit. Der Name JHWH wurde bereits angerufen (1Mo 4,26), und Abraham erkannte Ihn:

«Und Abraham pflanzte eine Tamariske zu Beerseba und rief daselbst den Namen Jahwes, des ewigen Gottes, an.»
1Mo 21,33 (Elberfelder)

«Und es pflanzt Abraham eine Tamariske in Beerseba; und dort ruft er an den Namen Ieue’s, des äonischen Al.»
1Mo 21,33 (Konkordantes Altes Testament, Deutsch). Vergleiche 1Tim 1,17.

Hier, in 2. Mose 3,14 wird das aufgegriffen, erklärt, festgelegt.

Gott, der sich bekannt gibt

Der unsichtbare Gott bleibt nicht verborgen. Er gibt sich bekannt. Nicht nur in der Natur, sondern auch in der Geschichte. Der Schreiber vom Hebräerbrief fasst dies wie folgt zusammen:

«Nachdem Gott vor alters vielfach und auf viele Weise zu den Vätern durch die Propheten gesprochen hat, spricht Er an dem letzten dieser Tage zu uns in dem Sohn, den Er zum Losteilinhaber von allem gesetzt und durch den Er auch die Äonen gemacht hat. Er ist die Ausstrahlung Seiner Herrlichkeit und das Gepräge Seines Wesens und trägt das All durch Sein machtvolles Wort.»
Heb 1,1-3

Dies im Detail auszuführen, sprengt den Rahmen dieses Beitrages. Der unsichtbare Gott bleibt jedoch nicht unbekannt. Er teilt sich mit. Wenn Paulus später in Athen ist und dort einen Alter «für den unbekannten Gott» entdeckt, nimmt er das als Anlass, diesen als bekannten Gott zu verkündigen (Apg 17,23-31). Denn zwischen der Begegnung am brennenden Dornenbusch in 2Mo 3 und der Begegnung von Paulus in Athen ist viel passiert.

Bibeltexte zugunsten einer Dreieinigkeit kritisch geprüft

Im Christentum wird überwiegend davon ausgegangen, dass Gott zwar Einer, aber doch auf unbekannte Weise Drei ist. Keiner weiss es genau, aber viele sind sich sicher, dass es eine sogenannte «Dreieinigkeit» gibt, auch dann, wenn man dazu in der Bibel keine Angaben findet. Weder die Propheten noch Jesus, noch die Apostel oder irgendjemand anders aus biblischen Zeiten spricht darüber.

Zur Unterstützung der Lehre werden verschiedene Bibelstellen zitiert. Deshalb kann man diese Angaben prüfen. In diesem Beitrag geht es um eine dieser Bibelstellen. Es wird hier einzig abgewogen, ob diese eine Bibelstelle zugunsten einer Dreieinigkeit ausgelegt werden kann. Vielleicht kann sie das, vielleicht kann sie das nicht. Vielleicht hat man am Schluss ein Argument mehr, vielleicht auch ein Argument weniger. Mehr wird hier nicht gemacht. Ich teile hier, was ich als beste, deutlichste Auslegung gefunden habe. Vielleicht hast Du eine bessere Auslegung?

Die Argumente Pro-Dreieinigkeitslehre teilen sich in zwei Gruppen auf:

  1. Argumente rund um die Zahl «3»
  2. Argumente rund die «Gottheit aller Beteiligten»

Was ich dazu zusammengetragen und gefunden habe, ist keine Vorgabe, sondern nur das Ergebnis meiner persönlichen Auseinandersetzung. Dieser Beitrag kann deshalb nur ein kleiner Teil einer viel grösseren Auseinandersetzung zu einer positiven Diskussion gesehen werden, die abwägt, wie wir Gott sehen und erkennen können. In diesem Beitrag, wie auf dieser Website generell, geht es nur darum, eine «Lernkultur» zu fördern. Es geht um Themen und Fragen, die in zahllosen Gesprächen als solche genannt wurden. Das will gehört werden, diskutiert werden. Selbstverständlich ist das anspruchsvoll, gerade bei kontrovers diskutierten Themen. Siehe auch den Einführungstext zum Thema «Wer ist Gott?» und zu den Differenzen in Diskussionen den Beitrag «Leben mit Widerspruch».