Ostern ist vielleicht das wichtigste Fest, das Christen feiern. An Ostern wird die Auferstehung Jesu gefeiert und die ersten Apostel waren «Zeugen Seiner Auferstehung» (Apg 1,22). «Jesus und die Auferstehung» waren das Thema (Apg 4,33; Apg 17,18). Traditionell wird der Tag der Auferstehung an einem Sonntag gefeiert. Das ist aber nicht, was im Neuen Testament aufgeschrieben wurde.

Das Fest der ungesäuerten Brote

Woher kommt eigentlich das Osterfest? Jesus hat nie Ostern gefeiert. Er feierte das Fest der ungesäuerten Brote, heute meist Pessach (Passah) genannt:

«Nun nahte das Fest der ungesäuerten Brote, das Passah genannt wird.»
Luk 22,1

«Als der Tag der ungesäuerten Brote gekommen war, an dem man das Passah opfern musste, schickte Er Petrus und Johannes aus und sagte: “Geht hin und bereitet uns das Passah, damit wir es essen.” Sie fragten Ihn: “Wo willst Du das Passah essen? Wo sollen wir es bereiten?” Da antwortete Er ihnen: “Siehe, wenn ihr in die Stadt hineinkommt, wird euch ein Mann begegnen, der einen Topf Wasser trägt; folgt ihm in das Haus, in das er hineingeht, redet mit dem Hausherrn jenes Hauses und sagt: Der Lehrer lässt dich fragen: Wo ist Mein Gastzimmer, wo Ich das Passah mit Meinen Jüngern essen kann? Dann wird jener euch einen grossen Söller mit ausgebreiteten Polstern zeigen; dort bereitet das Mahl.” Da gingen sie hin und fanden alles so, wie Er es ihnen angesagt hatte, und bereiteten das Passah.»
Lk 22,7-13

Das hebräische Wort «Passah» (davon: Pessach) wird abgeleitet vom Verb «überspringen». Der Begriff erinnert an die Geschichte aus den Büchern Mose, wo das Volk Israel in Ägypten versklavt war. Mose wurde geschickt, um das Volk aus der Sklaverei von Ägypten hinauszuführen und in das Verheissene Land zurückzuführen, was bereits Abraham versprochen war. Die Geschichte ist wie folgt:

Der Pharao wollte das Volk nicht ziehen lassen und es kamen 10 Plagen über das Land Ägypten. Die letzte Plage war der Tod des Erstgeborenen bei Tieren und bei Menschen. Gott sandte einen Engel (des Todes), der in ganz Ägypten an allen Häusern vorbeizog, um den Erstgeborenen zu töten. Israel jedoch bekam die Anweisung, ein Lamm zu schlachten und das Blut an die Türpfosten zu streichen. Kam nun der Todesengel und sah er das Blut an die Türpfosten, würde er das Haus «überspringen» und die Israeliten blieben verschont.

Das Wort Passah hat demnach mit dem Lamm zu tun, das geschlachtet wurde. Das Passah-Lamm wurde am Abend zuvor gegessen, die letzte Mahlzeit gleich vor dem Auszug aus Ägypten. Dies war das Fest der ungesäuerten Brote. Am nächsten Morgen würde das Volk aus Ägypten ausziehen. Den Brotteig nahmen sie «ungesäuert» mit, d.h. es war nicht aufgegangen. Deshalb heisst es «das Fest der ungesäuerten Brote».

Alljährlich erinnert das jüdische Volk an den Auszug aus Ägypten, welches eine grosse symbolische Bedeutung erhielt (2Mo 12,18). Jesus und seine Jünger feierten als Juden dieses Passah-Fest, heute meist Pessach genannt. Christen deuten das Fest im Hinblick auf Tod und Auferstehung Jesu. Es wurde das Fest, an dem Jesus als «Lamm Gottes» gekreuzigt würde, das weit mehr vermochte als es das Blut von Lämmern je konnte. Die universelle Bedeutung des Todes Jesu wird durch die darauffolgende Auferstehung bekräftigt, wozu noch viel zu sagen wäre (vergleiche Röm 4,25).

Eine Klärung vom Ablauf aller Geschehnisse ist nicht Ziel dieses Beitrages. Hier in der Kürze jedoch eine grobe Übersicht: Nach der Seder und der Mahlzeit, womit das Pessachfest begonnen wurde, zogen sich Jesus und die Jünger auf den Ölberg zurück, wo Jesus im Laufe der Nacht von Judas verraten wurde. Nach der Gefangennahme wurde er dem römischen Statthalter vorgestellt, der allein Macht hatte, ein Todesurteil auszusprechen. Jesus wurde gekreuzigt, starb und wurde «am dritten Tage» auferweckt.

Auferweckung an einem Sabbat

Jesus war Jude. Er feierte das Fest der ungesäuerten Brote. Dies ist ein mehrtägiges Fest. Es beginnt mit dem gemeinsamen Essen vom Passah-Lamm. Das Fest dauert danach noch eine ganze Woche. Jesus stirbt an einem der ersten Tage dieses Fest und wird «am dritten Tag» innerhalb der Festwoche auch auferweckt.

Die christliche Tradition sieht nun den Tag der Auferstehung als «am Sonntag». Wie kommt man dazu? Des Begriffs vom «Sonntag» war den Juden unbekannt. Es kam erst viele Jahrhunderte später, als die christliche Kirche sich klar vom Judentum abtrennte. Bereits war der Sonntag ein offizieller Tag, an dem die Sonnenanbetung im Römischen Reich einen Ausdruck erhielt. Dieser Tag wurde später christianisiert. Weitere Hintergründe finden sich im Wikipedia-Beitrag zu «Sonntag».

Im Neuen Testament ist jedoch nichts von einem Sonntag zu lesen. Matthäus schreibt über die Geschehnisse nach der Auferstehung und erzählt von einer Anweisung vom römischen Prokurator Pilatus:

«Pilatus entgegnete ihnen: “Ihr sollte die Wache [über das Grab] haben; geht hin und lasst den Grabeingang sichern, wie ihr es wisst.” Da gingen sie hin und liessen von der Wache die Gruft sichern und den Stein versiegeln. Das war am Abend zwischen den Sabbaten.»
Mt 27,65-28,1

Die religiösen Führer der Juden wollten sicherstellen, dass Jesus tot war und tot blieb. Sie befürchteten, dass der Körper von Jesus gestohlen würde und dadurch alle mögliche Gerüchte im Umlauf kämen. Das wollten sie mit aller Macht vorbeugen. Pilatus gestattete ihnen, die Gruft selbst abzusichern. All das geschah «am Abend zwischen den Sabbaten». Dieser Ausdruck ist speziell. Es gibt im Judentum nicht nur wöchentliche Sabbattage, sondern ebenfalls Sabbattage, die Teil von Festen sind. Es sind spezielle Ruhetage. Ein wöchentlicher Sabbat kann unmittelbar von einem anderen Sabbat gefolgt wird (oder umgekehrt). Der Abend zwischen diesen beiden Sabbaten war «der Abend zwischen den Sabbaten».

Dann geht es weiter:

«Als der Morgen zu einem der Sabbattage dämmerte, kamen Maria, die Magdalenerin, und die andere Maria, um nach der Gruft zu schauen. Und siehe, es geschah ein grosses Erdbeben; denn ein Bote des Herrn, der aus dem Himmel herabgestiegen war und herzu trat, wälzte den Stein vom Eingang fort und setzte sich darauf.»
Mt 28,1,2

Dies ist die Konkordante Übersetzung des Neuen Testaments. Die Übersetzung entspricht dem Grundtext.

  • Griechisch Nestle-Åland 28: «Ὀψὲ δὲ σαββάτων τῇ ἐπιφωσκούσῃ εἰς μίαν σαββάτων ἦλθεν Μαριὰμ ἡ Μαγδαληνὴ καὶ ἡ ἄλλη Μαρία θεωρῆσαι τὸν τάφον.»

In anderen Übersetzungen wird diese Stelle oft ganz anders und analog der Tradition übersetzt:

  • Elberfelder: «Aber nach dem Sabbat, in der ⟨Morgen⟩Dämmerung des ersten Tages der Woche, kam Maria Magdalena und die andere Maria, um das Grab zu besehen»
  • Luther 2017: «Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria Magdalena und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen.»
  • Schlachter 2000: «Nach dem Sabbat aber, als der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria Magdalena und die andere Maria, um das Grab zu besehen.»

Alle diese Übersetzungen erwähnen «nach dem Sabbat» als wäre es eine Einzahl. Im Grundtext wird jedoch zweimal eine Mehrzahl von Sabbaten genannt.

Der «Morgen zu einem der Sabbaten» wird umgedeutet zu «und der erste Tag der Woche anbrach». Der Unterschied ist offensichtlich. Hier wird nicht erste (gr. proton), sondern ein(e) (gr. mian) genutzt.

Obwohl der Text zweimal sehr deutlich von Sabbaten spricht, wird es einmal mit Sabbat und ein zweites Mal mit Woche übersetzt. Dem Leser bleibt so der ursprüngliche Gedanke verborgen. Der Verweis auf den Sabbat ist wichtig, denn von einem «Sonntag» oder «erster Tag der Woche» war nicht die Rede. Es ist vielmehr so, dass Jesus an einem Sabbat, also am «letzten Tag der Woche» oder an einem feierlichen Ruhetag auferstanden ist.

Wenn Gott von seinen Werken ruht

Die Bedeutung vom Sabbat wird bereits im ersten Mose-Buch angegeben:

«Und Gott hatte am siebten Tage sein Werk vollendet, das er gemacht hatte; und er ruhte am siebten Tage von all seinem Werk, das er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an demselben ruhte er von all seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, indem er es machte.»
1Mo 2,2-3

Der Sabbat ist der Tag, an dem Gott von all seinem Werk ruhte. Das Volk Israel sollte es ähnlich tun:

«Sechs Tage soll man Arbeit tun, aber am siebten Tage soll euch ein heiliger Tag sein, ein Sabbat der Ruhe dem Jahwe.»
2Mo 35,2

Diese Ruhe beschliesst die Arbeit. Deshalb ist es bezeichnend, dass Jesus am Sabbat auferweckt wurde, denn da wurde klar, dass Gott von Seinem Werk ruhte. Das Werk war vollbracht.

Paulus schreibt, dass in der Auferstehung unsere Rechtfertigung bestätigt wird:

«Wir an Den glauben, der Jesus, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat, Ihn, der um unserer Kränkungen willen dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt wurde.»
Röm 4,25

Unsere Rechtfertigung kann bestätigt werden, weil Gott Seine eigene Gerechtigkeit bewirkt hat. Davon spricht das Evangelium (Röm 1,16-17). Die Auferstehung ist die Besiegelung von Gottes Werk. Das ist vollbracht. Jetzt ist Sabbat. Jetzt ist Ruhe und wir dürfen mit Gott Frieden haben.

«Gerechtfertigt nun aus Glauben, dürfen wir mit Gott Frieden haben durch unseren Herrn Jesus Christus.»
Röm 5,1