Der Februar 2024 markiert gleich drei Meilensteine. Diese will ich kurz in einen Zusammenhang stellen. Wenn Du länger oder kürzer diese Seite gefolgt bist: Vielen Dank für Rückmeldungen, Anregungen und Unterstützung. Nichts ist selbstverständlich. Alles ist ein Geschenk.

Es gibt diesen Monat folgende Meilensteine:

  1. Die Website kernbeisser.ch gibt es seit 10 Jahren
  2. Die Auslegung zum Römerbrief wurde nach 5 Jahren abgeschlossen
  3. Der Kernbeisser ist ausgewandert!

Kernbeisser.ch

Diese Website gibt es seit 10 Jahren. Ein Meilenstein. Der erste Beitrag wurde am 8. Februar 2014 veröffentlicht:

Die Seele mir bringt Er zurück

Die Website wächst

Nach dem ersten Beitrag folgten mehr. Mittlerweile stehen über 400 Beiträge in jeweils 3 Sprachen zur Verfügung. Alle Beiträge erscheinen in Themengruppen, weil meiner Ansicht nach kein Thema mit einem einzelnen Beitrag recht getan werden kann. Ausserdem helfen fokussierte kleinere Beiträge damit, dass einzelne Aspekte eines Themas vom Leser besser aufgenommen werden können.

Nicht zuletzt sind es häufig ganz bestimmte Fragen, Ansichten oder Meinungen, die Menschen haben, die mit einer «wissenschaftlichen» Arbeit nicht begegnet werden können. Mein Anliegen ist es, Menschen freizusetzen, zu ermutigen, sich selbst auf den Weg zu machen. Das geht häufig besser, wenn man Themen nicht nur theologisch, sondern auch von einer menschlichen Seite oder kulturell betrachtet. Keiner lebt in einer sterilen Umgebung und keiner kann sich dem Zeitgeist entziehen.

Der Name Kernbeisser

Die Kernbeisser Website gibt es seit 10 Jahren. Der Name Kernbeisser gibt es jedoch bereits seit 2003, als ich unter diesem Pseudonym erste Beiträge auf dem Forum von jesus.ch, bzw. livenet.ch schrieb. Das ist der Ursprung des Namens. Ich wählte den Namen, weil er auf den Punkt bringt, was mir wichtig ist: Nicht bei Oberflächlichkeiten hängen bleiben, sondern eine echte Auseinandersetzung wagen. Auf den Kern beissen sozusagen.

Als Tausende meiner Posts auf jesus.ch verschwanden, wurde mir bewusst, dass eine eigene Plattform mehr Sinn ergeben würde. Dort konnte ich auch einfacher Themen gruppieren, einen sinnvollen Aufbau realisieren sowie weitere Funktionen bei Bedarf einbauen. Ein paar Berufe, die ich mir bis dahin angeeignet hatte, kamen mir dabei zugute. Zwar blieb und bleibt alles vollkommen unvollkommen, aber endlich ging es vorwärts.

Themenwahl

Was ich schreibe, ist meine Wahl, lediglich begrenzt durch meine Zeit und meine finanziellen Möglichkeiten. Beiträge und Videos werden weitgehend in der Freizeit produziert. Ich mache diese Arbeit, weil sie wichtig ist, nicht weil ich damit meinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Deshalb übe ich das Loslassen, freue mich über andere Menschen und Websites, worüber ganz andere Glaubensaspekte aufgegriffen und vertieft werden. Immer wieder entscheiden sich Menschen, das Kernbeisser Projekt finanziell zu unterstützen. Das hilft konkret und stimmt dankbar. Denn: Ohne Investition gibt es kein Resultat. Danke für’s Mittragen!

Auf dieser Website teile ich lediglich, was mir im Laufe der Zeit wichtig geworden ist. Ich trete auf dieser Website und in den Videos nach aussen, weil das etwas bewirkt. Denn: Viele Menschen sind auf den Weg zu einem besseren oder neuem Verständnis. Sie suchen. Ich möchte, dass sie etwas finden, das weiter hilft. Ich teile mein Verständnis, ebenso wie viele andere das auch tun. Es erscheint wichtig, hier und dort Akzente zu setzen, damit man weiter darüber nachdenken kann.

Authentisch glauben

Viele Menschen, insbesondere aus dem evangelikalen Umfeld, suchen einen neuen Zugang zum Glauben. Sie suchen einen anderen und mehr kritischen Umgang mit der eigenen Glaubenskultur. Sie haben oft konkrete Fragen, die in den eigenen Gemeinschaften nicht diskutiert werden – dort oft sogar tabuisiert werden. Das engt ein und grenzt aus. Ich kenne das aus eigenem Erleben und treffe laufend Menschen, denen es ähnlich ergangen ist.

Die Frage ist dann, wie man sich positiv mit Lebens- und Glaubensfragen auseinandersetzen kann? Wenn das Umfeld dafür fehlt, kommt einem der Glaube, das Gottvertrauen, leicht abhanden. Man wendet sich von der eigenen Gemeinschaft ab. Die Kirchen strömen leer, Freikirchen spüren das ebenso und sind häufig nur so etwas wie Durchlauferhitzer, wo Menschen kurz erscheinen und dann leise wieder verschwinden. Es fehlt an authentischem Glaubensbezug. Das wird häufig als Mangel an authentischem Lebensbezug empfunden. Christsein und Menschsein gehören zusammen, ansonsten man nur einer Ideologie anhängt. Wer sein Leben aus einem Guss gestalten will, Kongruenz ausleben will, der sucht nach geeigneten Ausdrucksformen. Werden diese in der eigenen Tradition nicht mehr gefunden, löst man sich davon und sucht weiter. Das ist m. E. ein normaler Prozess, aber heute findet das bei besonders vielen Menschen gleichzeitig statt und bisherige Gemeinschaftsformen erweisen sich als brüchig. Wir sind in einer Zeit des Umbruchs.

Heute bezeichne ich mich als Post-Evangelikal oder auch als Post-Denominational. Ich bin nicht mehr an bisherigen Strukturen gebunden und frage mich konkret, wie es weitergeht. Solche Fragen werden vielerorts gestellt. Und wenn man sich schon auf den Weg macht, einige Themen neu ordnet, neu versteht, wie soll und darf das aussehen? Es benötigt dafür mutige Entscheidungen, Offenheit und Auseinandersetzungen nicht nur zuzulassen, sondern auch bewusst zu fördern.

Ich habe kein Bedürfnis, recht haben zu wollen, versuche jedoch nachvollziehbar zu begründen, weshalb ich zu dieser oder jener Ansicht gekommen bin. Lebens- und Glaubensprozesse wollen ernst genommen werden. Es ist im Austausch und im gemeinsamen Lernen (nicht: belehren), dass Erkenntnis wächst. Ich plädiere deshalb für eine offene und neugierige Lernkultur und wünschte mir oft, dieser wäre auch in den Glaubensgemeinschaften, worin ich aktiv unterwegs war, ein Thema gewesen. Leider war es das für mich nicht. Andere machen dieselbe Erfahrung, was mir hier auf dieser Website regelmässig rückgemeldet wird.

Es geht nicht um die richtige Lehre

Manch ein Leser mag denken, dass es mir nur darum geht «richtige Lehre» zu verkündigen. Weit gefehlt. Das ist genauso einseitig falsch als die Ansicht einiger anderen, dass ich ein Irrlehrer sei. Auch das ist bloss Schwarzweiss-Denken, das nicht weiter führt. Es geht nicht um «die richtige Lehre», als gäbe es nur eine Auswahl mit «richtigen» Ansichten, scharf abzugrenzen von allen anderen «falschen» Ansichten. Das hilft nicht.

Vielleicht ist es ein Bedürfnis, sich von gedanklichem Ballast und ungesunden Vorstellungen zu trennen. Ich kann das verstehen. Ich denke jedoch nicht, dass die Welt schwarzweiss ist, oder es nur um eine «richtige Lehre» ginge, wonach man sich gedanklich in den Ruhestand versetzen kann.

Wer auf eine «richtige Lehre» plädiert, schlittert haarscharf an einem gesetzlichen Denken vorbei. Das Letzte verursacht bei vielen Menschen extremes Leid. Jede Woche melden sich Menschen in Kommentarspalten, in E-Mails oder auf andere Art, die mich verketzern, der Irrlehre beschuldigen und sich nicht im Klaren sind, weder was sie selbst denken, noch was ich hier sage. Sie stehen in einer anderen Welt, die oft von Selbstgerechtigkeit und Ausgrenzung geprägt ist. Solche Reaktionen werden nicht mehr veröffentlicht. Mit dem, was die Propheten, Jesus oder die Apostel gelehrt haben, haben diese Reaktionen nichts zu tun.

Warum geht es dann? Das ist eine gute Frage. Paulus etwa betet für die Gläubigen, dass gerade sie Gott richtig erkennen mögen (Eph 1,17). Es ist bei weitem nicht so, dass Gläubige «automatisch» ein richtiges Verständnis haben. Vielfach verweist der Apostel auf praktische Dinge, etwa die Fähigkeit zu unterscheiden, zu erkennen, worauf es ankommt (Phil 1,9-11), oder dass wir verstehen mögen, was Gottes Wille ist (Kol 1,9-11). Paulus spricht über Dinge als Prozesse, nicht als eine Liste von Gesetzen und Anforderungen. Erkenntnis ist lebendig. Glaube ist lebendig. Lebendigkeit heisst, dass es sich entwickelt, stetig neu ausrichtet, sich entfaltet und sich mit der Realität einer komplexen Welt auseinandersetzt.

Römerbrief

Ein weiterer Meilenstein ist der Abschluss einer Auslegung vom Römerbrief im Februar 2024. Der erste Beitrag erschien im Dezember 2018:

An Paulus scheiden sich die Geister

Der Römerbrief bietet ein Fundament für die heutige Gemeinde. Während etwa 5 Jahre wurde der Brief Schritt für Schritt durchgenommen. Es gibt viel zu entdecken. Die Auslegung ist keineswegs umfassend, aber zeigt die Anliegen von Paulus für die Gemeinde in Rom auf. Es ist die Grundlage für die Gemeinde aus allen Nationen.

Als Paulus diesen Brief schrieb, wurde sie vermutlich einfach vorgelesen. Mehr als einen Abend wird man dafür nicht benötigt haben. Da wir jedoch 2000 Jahre später leben, uns der Kontext nicht mehr geläufig und viele Begriffe nicht mehr bekannt sind, ist es hilfreich, sich genauer mit dem Brief auseinanderzusetzen.

Es ist ein Meilenstein auf dieser Website, weil damit ein zusammenhängender Baustein für eine Auseinandersetzung mit Glaubensinhalte gegeben ist. Ich weiss, dass viele sich diese Auslegungsreihe angenommen haben und ebenso durch den Römerbrief hindurch studieren.

Auswanderung

Ein weiterer Meilenstein betrifft mich selbst. Der Kernbeisser ist ausgewandert! Im Februar 2024 bin ich von der Schweiz in die Niederlande umgezogen. Damit wurde eine wichtige und lange Zeit abgeschlossen und es wird auch ein neues Kapitel aufgeschlagen. Es dauert noch etwas, bis ich wieder eingerichtet bin. Vieles erhoffe ich mir von diesem Schritt. Unter anderem hoffe ich mehr Zeit für das Kernbeisser Projekt freisetzen zu können. Es gibt noch viele Themen, die bislang keine Beachtung fanden.

Vielen Dank!

Der Anfang war bescheiden. Ich bin dankbar für 10 Jahre, in denen diese Arbeit stetig wuchs und viele Gespräche stattfanden. Diese Arbeit und Website werden nicht jeden ansprechen. Sie wurde mit einer ganz bestimmten Zielgruppe vor Augen ins Leben gerufen. Es ist das, was ich beitragen kann. Wenn es dir weitergeholfen hat, freut mich das. Alle Themen, die hier verarbeitet wurden, stammen aus eigenen Auseinandersetzungen. Meine Auseinandersetzung ist bestimmt nicht deine Auseinandersetzung. Manchmal jedoch gibt es Überlappungen und ein erstauntes «Was, du auch?» im Gespräch. Möge es dir zur Ermutigung dienen. Vielen Dank für jede Rückmeldung.