Empfinden Sie die heutige Zeit als eine Herausforderung? Dann sind sie nicht allein. Viele sind beunruhigt, verunsichert, sogar alarmiert. Viele erkennen, dass wir in Zeiten des Umbruchs leben. Das gilt für alle Lebensbereiche und für die Welt, worin und worauf wir leben. Es gilt auch für das Glaubensverständnis. Die Selbstverständlichkeit vieler Annahmen ist nicht mehr gegeben. In einem Vergleich: Der Stuhl, auf dem wir sitzen, wurde wacklig und droht jetzt auseinanderzufallen. Ignorieren wir das und bleiben wir darauf sitzen oder stehen wir auf und machen etwas?

Einige spüren, dass sich in ihrem Glaubensverständnis etwas geändert hat und machen sich auf den Weg zu neuen Horizonten. In einem Bildvergleich: Echsen häuten sich, und diese Menschen entdecken, dass sich unter der alten Haut eine neue gebildet hat. Sie streifen die alte Haut ab, damit sie weiterleben können. Die Zeit der Veränderung ist unausweichlich, nötig und gehört zum Leben.

Andere gehen in die Gemeinde und merken, dass für sie da etwas nicht mehr stimmt. Es ist, wie wenn der Schuhe klemmt und das Laufen, der Gang zur Gemeinde, schmerzt. Sie nehmen eine Auszeit, reflektieren, was gerade passiert und entscheiden sich, grössere Schuhe zu kaufen.

Varianten der Veränderung

In früheren Zeiten hätte man vielleicht einfach die Kirche oder Denomination gewechselt. Man fühlt sich in «dieser» Kirche nicht ganz wohl, und geht jetzt ins Nachbardorf, weil man «dort» besser hineinpasst. Das geschieht auch heute noch. In den Landeskirchen gibt es viele Evangelikale, die im evangelikalen Umfeld nicht mehr leben konnten. Sie wechselten zur Landeskirche. Umgekehrt gibt es auch in den Freikirchen Menschen, die vielleicht auf Papier noch zu einer Landeskirche gehören, aber von der Lebendigkeit der freikirchlichen Gottesdienst angezogen sind. Diese Menschen haben die eine Gemeindeform für eine andere Form ausgetauscht.

Dann gibt es Menschen, die institutionelle Kirchen (dazu zähle ich hier Landeskirchen und Freikirchen) den Rücken zukehren, weil die Kultur nicht mehr passt. Man findet sie zu «tot», zu «eng», zu «lebensfremd», zu «abgehoben». Einige stellen fest, dass sie geistlich verkümmern, weil es keinen Austausch über die Bibel mehr gibt, oder seit Jahren nicht «weiterkommen im Glauben». Wären die Gemeinden nicht dafür da, Glaube zu fördern? Weshalb geschieht das nicht viel mehr?

Auch bin ich Leute begegnet, die leitende Funktionen in Kirchen haben, die gerade mit diesem Wachstum gar nichts anfangen können, weil Kirche vor allem eins ist: Fixierte Tradition. Es ist schön, wie es ist, und soll auch immer so bleiben. Die Veränderung, die einige sehnlichst herbeiwünschen, wird von anderen vehement abgelehnt. Für die einen gibt es einen lebendigen Glaubensbezug und ein «Geheimnis des Glaubens», das sich weiterentwickelt, während andere damit wenig anfangen können.

Es gibt noch weitere Optionen. Wer etwa Freikirchen zu oberflächlich und die üblichen Landeskirchen zu lebensfremd findet, wird sich vielleicht für orthodoxe Kirchen begeistern. Dort finden sie, recht ähnlich und doch ganz anders, einen Reichtum in der Tradition, der ihnen in anderen erlebten Kirchenformen abhandengekommen war. Orthodoxe Kirchen pflegen oft einen lebendigen Glauben und haben Hunderte Jahre, wenn nicht bald 2000 Jahre Erfahrung mit christlicher Gemeinschaft.

Selbstverständlich gibt es zwischen den Denominationen viele Unterschiede. Die fege ich hier nicht unter den Teppich. Ich möchte lediglich aufzeigen, dass es verschiedene Biotope christlicher Lebenskunst gibt. Einige wechseln in ein anderes Biotop. Sie passen sich dort an, leben sich ein, und übernehmen vermutlich viele Annahmen, weil sie darin einen Reichtum für sich entdecken. Ist das besser? Oder soll ich vielleicht meine Kriterien nur auf mich selbst anwenden?

Die Ernsthaftigkeit, womit Menschen glauben, will einmal ohne Lehrmeinungen betrachtet werden. Genug mit den Verurteilungen. Jesus hat uns nicht dazu berufen, andere zu verurteilen oder auszuschliessen. Ich habe grosse Achtung vor Menschen, die sich getrauen, einen echten Wechsel im Denken zu vollziehen. Umdenken (gr. metanoia) ist ein biblisches Prinzip. Sie haben bei sich erkannt, was für sie selbst nötig ist. Sie denken um. Diese Menschen klagen nicht, sondern verändern etwas. Das ist positiv. Sie bleiben nicht stehen, sondern fragen sich «Was jetzt?». Sie machen sich auf den Weg in eine bessere Zukunft, ohne zu wissen, wie die genau aussieht. Das ist Lebenskunst.

Dekonstruktion

Seit einigen Jahren wird viel über «Dekonstruktion» und «Rekonstruktion» des Glaubens gesprochen. Was ist Dekonstruktion?

Menschen, die eine Veränderung in ihrem Glaubensverständnis spüren, tun dies oft, weil das bisherige Umfeld nicht mehr lebensfähig erscheint. Das kann die Lehre oder auch die gelebte christliche Subkultur betreffen. Man stellt fest, dass etwas mit der Lehre nicht stimmt, oder man hat genug vom Schwarzweiss-Denken der eigenen Gemeinschaft.

Kommt man zum Schluss, dass etwas nicht stimmt, nicht gesund ist, nicht weiterführt, kann man dieses Umfeld verlassen. Es hat bereits eine Dekonstruktion angefangen. Die Selbstverständlichkeit vieler Annahmen wird hinterfragt, neue Werte werden formuliert. Vielleicht hat man sich mit Themen («Hölle») auseinandergesetzt und gesehen, dass in der Bibel etwas anderes steht. Oder man hat Konzepte wie «Gott ist Liebe» und «Wenn Du nicht zurück liebst, werde ich dich auf ewig peinigen» miteinander verglichen und kam zum Schluss, dass hier konkrete Widersprüche vorliegen.

Bei einer Dekonstruktion nimmt man die bisherigen Annahmen auseinander. Man dekonstruiert das bisherige Glaubenskonstrukt, weil es nicht länger tragfähig ist. Man sagt zu sich «so will ich nicht länger glauben» und macht sich selbst zu einem Reisenden und Entdecker in Glaubensfragen.

Man sagt zu sich «so will ich nicht länger glauben» und macht sich selbst zu einem Reisenden und Entdecker in Glaubensfragen.

Wo man endet, ist oft nicht bekannt. Dekonstruktion ist bloss der erste Schritt. Man sagt «nein» zu etwas, befreit sich aus einem alten Denken. Das benötigt Zeit und Kraft. Wer in diesem Prozess steht, weiss nicht, wohin das führt, aber man kann nicht anders, als sich auf den Weg machen.

Diese Entwicklung ist gesund. Wachstum gehört zum Menschen. Wir waren noch nie so alt, wie wir heute sind. Wir haben keine Erfahrungen, womit man den heutigen Tag und alles, was darin geschieht, einordnen kann. Man versucht das zwar mit bisherigen Erfahrungen, aber diese reichen nicht immer. Man muss das Abenteuer wagen, hier und jetzt. Wir machen das viele Male im Leben und kommen damit gut klar: der erste Schultag, eine Partnerwahl, Ehe und auch Scheidung, Neubeginn, das erste Kind, der erste, zweite, dritte Beruf, eine einschneidende Krankheit oder der erste Tag einer Weltreise und einst auch das Sterben.

Anpassung an das Hier und Jetzt

Wer dekonstruiert, will nicht in einer ungesunden Situation stecken bleiben. Vielleicht hat man ein Wertesystem, eine Subkultur erlebt, die von Enge und problematischen Ansichten geprägt ist. Diese will man hinter sich lassen. Dasselbe geschieht, wenn die eigene Lebenssituation nicht mit Gnade, sondern mit Verurteilung begegnet wird.

Reaktionen auf Menschen, die nicht dem «bibelfesten» Muster entsprechen:

    • Du kannst zwar auf dem Standesamt scheiden, aber vor Gott bleibst Du verheiratet (huch!)
    • Du darfst als Geschiedener weiterhin in die Gemeinde kommen, aber Du darfst nicht mehr auf dem Podium stehen (huch!)
    • Geschiedene dürfen keine repräsentativen Funktionen in der Gemeinde übernehmen (huch!)
    • Geschieden? Dein Leben ist vorbei. Gott will, dass Du jetzt Single bleibst (echt jetzt?)
    • Jetzt, wo Du wieder verheiratest bist, muss ich meine Freundschaft mit der beenden (wieso?)
    • Du bist Single und bewirbst Dich auf eine Pastoren-Stelle? «Da müssen wir nicht einmal antworten.» Das Letzte hörte ich, als ich anrief. «Wir wollen keine Geschiedene und suchen eine Familie mit Kindern». (Ein Single wie der Apostel Paulus hätte keine Chance auf die Stelle gehabt).
    • Du darfst nicht an unserem Ehekurs teilnehmen, weil Du gerade Single bist (echt jetzt?)
    • Wer verbindlich zusammenlebt, aber nicht offiziell verheiratet ist, kann kein Mitglied der Gemeinde werden (was?)

Wenn man nicht dem Idealmuster entspricht, wird man zum Christen zweiten Ranges degradiert. Ich habe das auf viele Arten gesehen und an mir selbst erlebt. Man darf zwar in die Gemeinde kommen und Spenden, aber «geistliche Arbeit» bleibt Dir verwehrt.

Wer dekonstruiert, will auch solche Ideen hinter sich lassen. Man will sein Leben und das, was man glaubt, wieder synchronisieren. Die Realität des Lebens soll wieder Einzug halten. Man will im Hier und Jetzt leben und denken können, vielleicht auch glauben können. Was benötigt es dazu? In so mancher Subkultur darf man diese Fragen nicht stellen. Deswegen gibt es oft keine Alternative für mutige Entscheidungen: Raus aus bisherigen Strukturen und Konstrukten, um eine bessere Zukunft zu gestalten. Die bisherigen Gedanken darf man loslassen, um sie mit besseren zu ersetzen.

Wie jemand sein Leben neu ausrichtet, ist damit nicht gesagt. Es ist zuerst ein Prozess, den man zulässt. Einige verabschieden sich aus allem, was mit Glauben zu tun hat. Sie sind desillusioniert, traumatisiert, und sehen keine Alternative. Andere jedoch möchten mit dem Badewasser das Kind nicht wegwerfen. Sie versuchen nach der Dekonstruktion eine Rekonstruktion zu machen.

Rekonstruktion

Wer eine Dekonstruktion durchlebt, soll dem gebührenden Platz und Zeit gewähren. Danach geht es weiter. Einige versuchen dann eine neue Sicht zu «rekonstruieren». Man hat alles auseinandergenommen, wie man einen Motor auseinandernehmen kann, und sehen sich dann dazu gedrängt, aus diesen Teilen einen neuen Motor aufzubauen – vielleicht auch mit neuen Teilen.

Eines wird jedoch nicht passieren: Man wird nicht den alten Motor wieder zusammenschrauben. Das Alte nämlich ist mit der Dekonstruktion vorbei. Wer sich, wie das Volk Israel, aus Ägypten auf den Weg ins verheissene Land gemacht hat, die Strapazen in der Wüste erlebt, sehnt sich vielleicht – wie Israel einst – die «Fleischtöpfen von Ägypten» wieder herbei (2Mo 16,3). Das geht jedoch nicht mehr. Das ist die Vergangenheit, worin man versklavt war.

Es geht nur vorwärts. Es muss durch die Wüste hindurch gehen. Dahinter jedoch war das verheissene Land. Das war ein Ausblick aufgrund einer Verheissung. Dies waren keine gebuchte Ferien. Die Verheissung war die einzige Zusicherung. Es benötigte Vertrauen, um sich auf den Weg zu machen. Keiner der Israeliten war je dort gewesen. Es war Neuland. Diese Geschichte kann man nachlesen im Buch 2. Mose (Exodus).

Rekonstruktion wäre so etwas wie der Einzug in das verheissene Land, allerdings ohne Anspruch auf Fehlerfreiheit oder absolute Wahrheit. Es gibt vielleicht eine Verheissung. Man muss vertrauensvoll den ersten Schritt machen, danach den zweiten – und so weiter. Man muss sich vorsichtig annähern, das Land erkunden, es in Besitz nehmen, die Äcker bebauen, die Frucht des Landes schätzen lernen. Wer das Land wechselt, hat viele Herausforderungen zu meistern. Wer im Glauben einen neuen Horizont sucht und findet, muss sich dann dort noch einleben. Selbstverständlich ist nichts.

Rekonstruktion ist Neuaufbau. Man steckt Ideen, Erfahrungen, Erkenntnisse neu zusammen. Damit wird nicht das Alte wiederhergestellt. Die Vergangenheit hat man hinter sich gelassen. Wenn man einmal 20 Jahre alt ist, kann man auch nicht mehr 10 Jahre alt werden. Wachstum lässt sich nicht rückgängig machen. Es wird jedoch etwas Neues entstehen.

Rekonstruktion ist Neuaufbau. Man steckt Ideen, Erfahrungen, Erkenntnisse neu zusammen. Damit wird nicht das Alte wiederhergestellt.

Wer bestimmte Lehren oder ein bestimmtes Glaubensverständnis hinter sich lässt, wird damit nicht zum Ungläubigen. Wer etwa in der Bibel entdeckt, dass die Hölle eine Irrlehre ist und in der Bibel nicht zurückzufinden ist, ist dadurch nicht weniger Christ. Die Art, wie man Christ ist, kann sich ändern. Und einige verabschieden sich aus jeder Art von Christsein. Das sind dann persönliche Entscheidungen.

Lasse ich bestimmte Dinge los oder verabschiede ich mich aus einer Subkultur, dann heisst das nicht automatisch, dass ich nicht mehr glaube. Ich glaube vielleicht nicht mehr so, wie ich das früher tat. Es kann deutliche Unterschiede zu vorherigen Erkenntnissen geben. Wer jedoch dekonstruiert und vielleicht wieder rekonstruiert, beantwortet tief menschliche Fragen. Ich würde hier sogar behaupten, dass jemand, der dekonstruiert und rekonstruiert, sein Menschsein erst recht auslebt. Ist das nicht die grösste Ehre, die man seinem Schöpfer machen kann? Deswegen stimmt diese Aussage auch für Gläubige. Natürlich gilt sie erst recht für Ungläubige, die an keinen Schöpfer mehr glauben. Sie sind nur mit sich selbst unterwegs. Dabei will ich hier jedoch nicht stehen bleiben. In diesem Beitrag geht es um die Entwicklung in Gläubigen, die dekonstruieren.

Eine Dekonstruktion ist wichtig, um sich aus ungesunden Strukturen zu verabschieden. Wer meint, dass unser Glaube wichtiger sei als wir selbst, unsere Gottesbeziehung höher ist als alles andere, der verkennt, dass Gott erst Adam erschaffen musste, bevor er ihn im Garten Eden ansprechen konnte. Ich lerne aus dieser Geschichte: Nur als Mensch können wir glauben oder auf Gottes Ruf antworten. Glaube gehört zu unserem Menschsein. Deshalb sind Menschsein und Christsein keine Widersprüche. Ein Widerspruch ist es lediglich, wenn wir zwischen beide eine Kluft erstellen. Diese «superfromme» Haltung hat keine Zukunft. Dekonstruktion ist dort ein Schritt in die richtige Richtung. Man wird wieder Mensch und überbrückt die künstlich erstellte Kluft. Man lässt das «superfromme» hinter sich, um sich in diesem Leben und im Hier und Jetzt wieder aufzurappeln.

Nur als Mensch können wir glauben.
Deshalb sind Menschsein und Christsein keine Widersprüche.

Rekonstruktion führt nicht zum Alten zurück. Rekonstruktion kann vieles sein. Es kann heissen, dass wir uns erneut der Bibel zuwenden, aber aus einer anderen Erwartung heraus. Man kann sich die Frage stellen, wie eine Kirche 2.0 aussieht, wenn man die bisherigen Kirchenformen als Version 1.0 hinter sich gelassen hat.

Was kommt nach der Dekonstruktion?

Dekonstruktion wird zeitlebens stattfinden. Es ist kein einmaliger Akt. Wir dekonstruieren und rekonstruieren immer wieder. In der Bibel wird das mit Wachstum beschrieben. Es ist kein Wachstum hin zu einem evangelikalen Glaubensverständnis. Es ist Wachstum im Glauben, ebenso wie unser Körper verschiedene Wachstumsstadien durchlebt.

Dekonstruktion wird deshalb immer wieder stattfinden. Auch werden wir immer wieder rekonstruieren. Das soll uns nicht verwundern. Was heute meist unter Dekonstruktion und Rekonstruktion verstanden wird, ist nur ein Abschnitt dieses Weges. Heute geht es vor allem darum, eine bestimmte Glaubenskultur (mit lehrmässigen Exponenten) zu hinterfragen und ad acta zu legen. Dort hört es selbstverständlich nicht auf.

Wer einmal «evangelikal» war, wurde so vielleicht «post-evangelikal». Der nächste Schritt ist «post-christlich». Auch dieser dritte Schritt heisst nicht, dass etwa «Unglaube» da ist (was immer das auch sein möge). Post-christlich ist nicht per definitionem dasselbe wie post-Christus. Das «christlich» in «post-christlich» definiert allgemeine Konzepte «des Christentums», welche man hinter sich lässt. Das kann passieren, wenn man weiter denkt.

Auch hier geht es um eine Dekonstruktion, und ebenso um eine Rekonstruktion. Man meint zu besseren Fragen durchzudringen, die man gerne beantworten will. Bastelt man so seinen eigenen Glauben? Nicht unbedingt, denn eine der Aussagen von post-christlichem Denken ist die Kritik, dass bisherige Vorstellungen von Gott, bloss Projektionen und dadurch Götzenbilder sind. Warum geht es jetzt wirklich? Was wird in der Bibel beschrieben? Was wird als Kern des Glaubens durch die Jahrhunderte hindurch weitergegeben?

Fragen nach Gott, nach Christus, nach der Bibel und viele weitere Fragen, suchen nach Antworte. Wir sind und bleiben auf diesem spannenden Weg, worin wir vielleicht (!) die bemerkenswerten Worte von Paulus neu denken lernen:

«damit sie Gott suchen sollten, ob sie wohl doch nach Ihm tasten und Ihn finden möchten, obwohl Er zwar nicht fern von jedem Einzelnen unter uns ist; denn in Ihm leben wir und bewegen wir uns und sind wir, wie auch einige von euren Dichtern gesagt haben …»
Apg 17,27-28

Der ganze Prozess der Dekonstruktion und Rekonstruktion kann man auch aus dem Blickwinkel der menschlichen Entwicklung sehen. Es ist unsere Auseinandersetzung, die niemand an unserer Stelle machen kann. Viele, die dekonstruieren, möchten keine Projektionen mehr machen. Man hat den Wunsch wieder authentisch im eigenen Leben die eigene Verantwortung zu übernehmen. Diese war in vielen Situationen abhandengekommen. Man verabschiedet sich aus ungesunden Konstrukten des Glaubens. Die waren schädlich. Falsche Annahmen helfen nicht weiter.

Wie sollen bessere Annahmen aussehen? Es ist wichtig, dass wir mit uns selbst und mit anderen im Gespräch bleiben. Dabei geht es nicht nur um den Verstand, nicht nur um das Herz. Es geht auch um Gemeinschaft und darum, sich gegenseitig auf unseren Lebens- und Glaubenswege zu begegnen und zu unterstützen – auch wenn die Erkenntnisse nicht gleich sind.

Dekonstruktion und Rekonstruktion

Zu diesem Thema gibt es ein Video:

Vertiefung

  • Martin Buber schreibt: «Alles wirkliche Leben ist Begegnung». Kannst Du dem zustimmen? Warum?
  • Martin Buber schreibt: «Die verlängerten Linien der Beziehungen schneiden sich im ewigen Du». Wie können wir, nach dieser Aussage, jede Art der menschlichen Begegnung werten?

Zitate aus: Martin Buber, «Ich und Du».

  • Wie wacklig ist der Glaubensstuhl, auf dem Du sitzt?
  • Darf es in Deinem Glaubensverständnis Zweifel geben? Warum?
  • Glaube und Vertrauen sind in den Grundsprachen der Bibel identisch (dasselbe Wort). Beschreibe in einem Satz mit dem Wort «Glaube», was für Dich die Essenz des Glaubens ist. Ersetze danach das Wort «Glaube» mit «Vertrauen». Wird dadurch die Aussage eine andere?
  • Wie gehst Du mit Zeiten der Veränderung um? Was löst das in Dir aus?