Der Unterschied zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer ist gegeben. Gott ist anders als wir. Er handelt auch anders. Nicht selten jedoch schliessen Menschen von sich auf Gott. Selbstredend erscheint Gott bei einem solchen Vergleich in einem miserablen Licht. Paulus hat einen anderen Ansatz. Wenn er das Evangelium im Römerbrief darlegt, dann steht nicht der Mensch, sondern Gott in Seinem Handeln zentral. Das bestimmt das «Frohe» an der «Frohen Botschaft» (Evangelium).

«Jedoch ist es mit der Gnadengabe nicht so wie mit der Kränkung.

Denn

wenn durch die Kränkung des einen
die vielen starben,

wieviel mehr fliesst die Gnade Gottes und das Geschenk in Gnaden
(das von dem einen Menschen Jesus Christus ist)
in die vielen [Versöhnten] über!


Auch ist nicht – wie durch das Sündigen des einen – die Schenkung;

denn das Urteil führte von dem einen aus in die Verurteilung
die Gnadengabe aber von vielen Kränkungen aus in den Rechtsspruch.

Denn


wenn durch die Kränkung des einen der Tod nun durch den einen herrscht,

wieviel mehr werden die, die das Übermass der Gnade
und das Geschenk der Gerechtigkeit erhalten,
im Leben herrschen durch den Einen, Jesus Christus!»

Röm 5,15-17

Die Reichweite von Gottes Gerechtigkeit

Zweimal erwähnt der Apostel die Wörter «Wieviel mehr»! Paulus geht es um die Reichweite von Gottes Gerechtigkeit. Die ist weit mehr als alle Übertretung und Kränkung. Darum geht es hier.

Rechtfertigung allein hätte zwar «die rechtliche Seite zwischen Gott und den Menschen geregelt», aber die Entfremdung zwischen Gott und den Menschen wäre bisher nicht gelöst. Deswegen ist die Rechtfertigung die Grundlage, woraus wir mit Gott Frieden haben dürfen (Röm 5,1). Es geht weiter. Frieden ist der nächste Schritt – Frieden mit Gott. Dann auch können wir erkennen, was Gott eigentlich vorhatte: Während wir, als wir Feinde waren, mit Gott durch den Tod Seines Sohnes versöhnt wurden, wie viel mehr werden wir, nun versöhnt, in Seinem Leben gerettet werden! (Röm 5,10). Versöhnung und Leben sind weitere Folgen der Gerechtigkeit Gottes, die Er selbst in Christus gewirkt hat.

Adam und Christus

Der vorherige Abschnitt baut nun darauf weiter und führt uns in die Gegensätze zwischen Adam und Christus ein. Paulus zitiert diese mit einem Ziel, nämlich klarzustellen «wieviel mehr» Gottes Gnade und Sein Geschenk ist. Die Realität von Adam wird durch Christus ganz anders. Es kam zu einer neuen Realität. Davon wurde Ausführlich in Römer 3 gesprochen, worauf der Apostel auch hier im fünften Kapitel Bezug nimmt.

Während der Tod durch einen herrscht, dürfen wir, die wir «das Übermass der Gnade und das Geschenk der Gerechtigkeit» erhalten, im Leben herrschen durch den Einen, Jesus Christus. Es geht nicht um einen Ausgleich, sozusagen um ein Nullsummen-Spiel, sondern es geht um «viel mehr». Was Gott durch Jesus Christus erreicht hat, ist nicht die Aufhebung eines alten Fehlers, und die Wiederherstellung vom paradiesischen Zustand, sondern es ist eine komplett neue Situation.

Gottes Gnade ist anders

Gott denkt nicht wie der Mensch. Er handelt nicht wieder Mensch. Sein Handeln ist anders. Gottes Gnade ist anders. Es geht um ein Geschenk. Wir sind eingeladen, das Geschenk der Gnade Gottes auszupacken. Da ist viel mehr drin, als man erwarten würde.

Es gibt also diese zwei Seiten: Unsere Erfahrung stammt von Adam. Von ihm haben wir den Tod geerbt und mit dem Tod auch die Problematik der Sünde. Es mangelt uns an Leben und Gott-Gleichheit. Wir ermangeln Seine Herrlichkeit (Röm 3,23). Da liegt einiges im Argen und die Verurteilung darüber ist angemessen. Dann gibt es jedoch die andere Seite. Aber … es ist mit der Gnadengabe Gottes ganz anders. Es führt von den vielen Kränkungen in die Rechtfertigung. Es findet geradezu eine Umkehrung statt – und mehr als das. Beachte die Reihenfolge: Es kommt zur Rechtfertigung, Versöhnung und Leben.

Durch die Kränkung des Einen starben die Vielen
Durch die Gnade Gottes werden die Vielen versöhnt.

Paulus fährt fort mit einem weiteren Vergleich:

Das Urteil führt von dem einen aus in die Verurteilung
Die Gnadengabe führte von den vielen Kränkungen aus in den Rechtsspruch.

Und ein dritter Vergleich:

Denn wenn durch die Kränkung des Einen der Tod herrscht
Wie viel mehr werden [die Begnadeten] im Leben herrschen.

In drei Vergleichen macht Paulus klar, dass es bereits lange nicht mehr um den Menschen Adam geht, als ginge es um einen einzigen Menschen. Die Menschheit ist zu einer gewaltigen Menge angewachsen. Dadurch wurde das Problem viel Grösser. Gottes Gnade löst das Problem der Vielen und nicht nur das Problem vom Einen. Die Gnade ist viel grösser als die ursächliche Übertretung. Damit verankert Paulus die Botschaft in der aktuellen Welt. Gottes Gnade betrifft allen, die in der Abstammung von Adam stehen. Sie ist umfassend, erlösend, befreiend, und führt zum Leben.

Das Geschenk auspacken

Es ist alles anders, als man von sich aus denken könnte. Gott ist der Schenkende. Das ist das Merkmal Seiner Gnade. Das ist ganz anders als mit der Kränkung, wofür sie nötig ist. Die Gnade vermag viel mehr. Sie hat in Christus nicht nur eine durch Gott verbürgte Zuverlässigkeit und Wirksamkeit, sondern sie führt von vielen Übertretungen in die Rechtfertigung.

Gnade ist ein Geschenk, womit Gott an uns herantritt (Eph 2,8-9). Gnade ist nicht verdient. Lassen wir uns versöhnen.

Geschenk annehmen. Auspacken. Dankbar sein. Leben.