Frieden zu haben, ist ein kostbares Gut. Heute stehen wir in einer Pandemie. Existenzen sind bedroht. Die Gemütsruhe ist bedroht. Die Sozialkontakte stehen unter Druck. Vieles ist im Umbruch und viele Menschen spüren, wie sie dadurch verunsichert werden. Es sind herausfordernde Zeiten, worin wir aufeinander achtgeben sollten. Auch ich spüre den Druck. Dem einen geht es hier nicht gut, dem anderen dort nicht. Können wir Frieden haben in diesen Zeiten?

In unserer Studienreihe zum Römerbrief geht es hier um eine Ausgangslage, bevor es weitergeht. In Römer 5,1 schreibt Paulus «Gerechtfertigt nun aus Glauben, dürfen wir mit Gott Frieden haben». Das verweist zurück auf die vorherigen Kapitel, jedoch beschreibt es auch, was wir nun «haben dürfen». Das ist die Ausgangslage. Es ist, als hält der Apostel ein Moment inne, verweilt bei dem Erreichten und erklärt, was wir daraus mitnehmen dürfen. Frieden mit Gott. Denken wir etwas darüber nach.

Frieden

Paulus spricht hier nicht über einen äusserlichen Frieden, sondern er spricht von Frieden in Dir und mir. Er meint damit nicht die Abwesenheit von Krieg, Streit oder äusserlichen Unruhen, sondern er meint innerlichen Frieden, und zwar gerade in dieser einen Beziehung: Frieden mit Gott.

Friede in der Bibel (hb. shalom, gr. eirene) hat mit Wohlbefinden zu tun, mit Ruhe, mit einem Gemütszustand, woran man nicht agitiert ist, sondern zuverlässig bleibt. In etwa so, wie in diesem Text:

«In welches Haus ihr auch einzieht, da sagt zuerst: Friede sei diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn des Friedens ist, wird euer Friede auf ihm ruhen, andernfalls aber wird er auf euch zurückkehren.»
Luk 10,5-6, vgl. Mt 10,13

Jesus spricht dies zu seinen Jüngern, wenn er viele in das Land zur Verkündigung des Königreiches hinausschickt. Die Jünger haben Frieden, und überall, wo sie einziehen, möge dieser Friede auch für das Haus gelten. Sollte sich jedoch das Haus nicht in diesem Frieden leben wollen, so soll man diesen Frieden wieder für sich behalten.

Nach Seiner Auferstehung wird von Jesus und seinen Jüngern Folgendes berichtet:

«Während sie noch davon sprachen, trat Jesus Selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!»
Luk 24,36

Nun ist Frieden («Schalom») bis heute ein gewöhnlicher Gruss in Israel. Man wünscht sich Frieden, sprich: Wohlbefinden, Ruhe, Wohlsein. Es geht jedoch noch einen Schritt weiter, wenn Jesus über die Zeit spricht, worin Er nicht mehr auf Erden ist. Darüber lesen wir im Johannes-Evangelium:

«Frieden lasse Ich euch, Meinen Frieden gebe Ich euch. Nicht so, wie die Welt gibt, gebe Ich euch. Euer Herz sei nicht beunruhigt noch verzagt!»
Joh 14,27

Frieden, aber nicht wie die Welt sie gibt, sondern Seinen eigenen Frieden soll uns gelten. Damit ist ein Unterschied ausgedrückt. Es soll uns nicht verwundern, dass es dieser Frieden ist, der später als frohe Botschaft verkündigt wird:

«Ihr kennt das Wort, das Er den Söhnen Israels gesandt hat: den Frieden als Evangelium durch Jesus Christus zu verkündigen.»
Apg 10,36

Es ist dieser Friede durch Jesus Christus mit Gott, der immer wieder zentral steht. Beispielsweise hier, wo es um den Frieden zwischen Glauben aus Israel und aus den Nationen geht:

«Nun aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst in weiter Ferne wart, durch Christi Blut zu Nahestehenden geworden. Denn Er ist unser Friede, der die beiden [Glaubende aus Israel und aus den Nationen] eins gemacht und die Mittelmauer der Umfriedung (die Feindschaft in Seinem Fleisch) niedergerissen hat (indem Er das Gesetz der Gebote in Erlassen aufhob), um die zwei in Sich Selbst zu einer neuen Menschheit zu erschaffen (indem Er Frieden machte) und die beiden in einem Körper mit Gott durch das Kreuz auszusöhnen: so in ihm die Feinschaft tötend. Mit Seinem Kommen verkündigt Er als Evangelium: Frieden euch, den Fernstehenden, und Frieden euch, den Nahestehenden, weil wir beide durch Ihn in einem Geist Zutritt zum Vater haben.»
Eph 2,13-18

Über diese Stellen kann man noch vieles sagen, aber hier – im Kontext dieses Beitrages – können wir erkennen, dass «Friede» wie ein roter Faden durch das neue Testament nachzuspüren ist. Oder auf unser Leben angewendet: Wenn wir Glaubende sind, dann ist Friede in vielen Bereichen ein zentrales Anliegen. Die Verkündigung von Frieden zu anderen ist ebenso wichtig als die Erkenntnis des Friedens, der uns geschenkt wurde.

Geht es hier nun um einen magischen Eingriff in die äusserlichen Umstände unseres Lebens? Nein. Es geht um uns selbst. Uns wird Frieden geschenkt. Innerlich. Und unser Verhalten anderen gegenüber darf ebenso von Frieden geprägt sein:

«Deshalb nehmt die gesamte Waffenrüstung Gottes auf … die Füsse unterbunden in Bereitschaft für das Evangelium des Friedens.»
aus: Eph 6,10-17

Paulus beginnt alle seine Briefe mit dem Gruss «Gnade und Friede». Auch beschliesst er manche Briefe mit solchen Worten:

«Friede den Brüdern und Liebe mit Glaubenstreue von Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus!»
Eph 6,23

Friede und Liebe, mit Glaubenstreue – all das soll uns von Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus zuströmen. Das schreibt Paulus den Empfängern des Briefes. Das erscheint mir bemerkenswert, nicht nur als Zuspruch, sondern auch, weil Paulus sein Glauben so vorlebt – es ist Ausdruck einer Glaubenserfahrung und auch einer Glaubenshaltung.

Friede mit Gott

Zurück zum Römerbrief. In Kapitel 5 geht es um ein neues Thema. Wir stehen an der Schwelle neuer Einblicke, die Paulus auch uns hier mitteilt. Römer 5,1-9 ist eine Zusammenfassung. Es beschreibt die vergangenen Kapitel (worin es um Gottes Gerechtigkeit ging, die in Christus erfüllt wurde), und welche Ausgangslage wird dadurch erhielten (Friede). Es ist die Überleitung zur Versöhnung, worüber er ab Vers 10 spricht.

Friede mit Gott ist das Resultat von «Rechtfertigung aus Glauben». Das muss man hier nicht noch einmal hart erarbeiten. Paulus hatte gerade in den vorhergehenden Kapiteln klar beschrieben, dass es um den Glauben Jesu Christi geht, wodurch wir Gottes Gerechtigkeit umsonst erhalten. Hier geht es darum, dass diese Grundlage der Rechtfertigung bereits gelegt ist, dass dies nun nicht weiter erklärt werden muss, sondern dass dadurch Friede mit Gott das Resultat sein darf:

«Gerechtfertigt nun aus Glauben, dürfen wir mit Gott Frieden haben durch unseren Herrn Jesus Christus.»
Röm 5,1

Wir dürfen! Das soll allen Menschen gesagt werden, die immer noch meinen, sie dürfen nicht, sondern müssen sich auf Schritt und Tritt sündig und fehlerhaft fühlen. Die frohe Botschaft ist jedoch, dass Gott Frieden geschaffen hat durch das Blut des Kreuzes. Das gilt! Wir sind gerechtfertigt und wir dürfen Frieden haben mit Gott.

Es gilt zudem nicht nur für uns, sondern es ist auch der Weg, wie Gott einst mit der ganzen Schöpfung zum Ziel kommt, wie es heisst:

«Die gesamte Vervollständigung hat ihr Wohlgefallen daran, in Ihm [Sohn seiner Liebe Kol 1,13] zu wohnen und durch Ihn das All mit Sich auszusöhnen (indem Er durch das Blut Seines Kreuzes Frieden macht), durch Ihn, sei es das auf der Erde oder das in den Himmeln.»
Kol 1,19-20

Das ist, was das Blut des Kreuzes bewirkt: Friede, die zu gegenseitige Aussöhnung führt. Das ist, was Gott vor Augen steht und dieser Friede soll auch heute uns begleiten und führen. Erscheint das schwierig? Kannst Du das für Dich erfassen? Hier ist die Hilfe von Paulus:

«Wir dürfen mit Gott Frieden haben durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir auch im Glauben den Zugang in diese Gnade erhalten haben, in der wir stehen.»
Röm 5,1-2

Zu diesem Frieden gibt es also einen Zugang. Den sollten wir kennen und nutzen. Vieles fängt in unseren Gedanken an. Geht uns dort ein Licht auf, können wir mit diesem Licht an noch dunklen Orten scheinen – dort Licht hineinbringen. Frieden zu haben mit Gott ist ein grosses Gut, auch dann, wenn wir vielleicht nicht den ganzen persönlich gespürten Stress sofort lösen können. Frieden mit Gott ist jedoch ein grosses Gut, weil es uns Frieden mit uns selbst schenkt und uns zu einem von Frieden geprägten Leben führt. So werden grössere Kreise gezogen, als hier mit wenigen Worten gesagt wird.

Ich wünsche Dir Gnade und Friede und dass Dir darin ein bleibendes Licht aufgehen darf.