Kirchen und Freikirchen leben von Spenden und Mitgliederbeiträgen. Bei Freikirchen gibt es manchmal eine Erwartung, dass man 10% des Einkommens der Gemeinde spendet. Man spricht von den «Zehnten» in Anlehnung an Aussagen aus dem Alten Testament. Nicht wenige Christen fühlen sich durch solche Erwartungen verunsichert und unter Druck gesetzt. Wie ist das mit den Spenden und warum spenden wir?

Spenden

Spenden sind wichtig und gut. Viel Arbeit liesse sich ohne Spenden nicht machen. Keiner wird bezweifeln, dass Spenden gut sind für die Empfänger. Wie ist das jedoch für die Spender selbst? Was ist, wenn Erwartungen an die Spender bestehen? Das ist in einem religiösen Umfeld nicht selten besonders ausgeprägt. Es gibt Erwartungen, dass Menschen spenden und diese Erwartung kann zu einem regelrechten Druck aufgebaut werden. Dann sind Spenden nicht mehr freiwillig, sondern genötigt. Das ist ein Problem.

Spenden sind jedoch unerlässlich, wenn wir Gemeinschaften in dieser Welt gestalten und tragen wollen. Auch dort, wo kein Geld fliesst, investieren Menschen mit Zeit, Know-how, Engagement. Alle diese Dinge sind etwas, das Menschen «spenden». Einmal ist es Geld, ein andermal investieren sie sich selbst. Nichts jedoch ist selbstverständlich. Kritisch wird es, wenn der unentgeltliche Einsatz von Gemeindemitgliedern so selbstverständlich hingenommen wird wie die Auszahlung des eigenen Lohns, wenn man in kirchlichem Dienst steht.

  • In Landeskirchen wird Kirchensteuer erhoben. Da kann man sich nicht wehren, es sei denn, man tritt aus der Kirche aus. Die Struktur macht Spenden zur Pflicht.
  • In Freikirchen habe ich andauernde Spendenaufrufe erlebt, sowie nicht selten die Anforderung und Erwartung, dass Mitglieder 10% des Einkommens spenden. Das wäre «biblisch». Eine solche Erwartung beisst sich mit Freiwilligkeit.

Spenden sollten freiwillig sein, sonst müsste man von Mitgliedschaft und Mitgliederbeiträgen sprechen. Dort, wo eine Kirchensteuer gilt, oder Beiträge von Gemeindemitgliedern gefordert werden, könnte man das so einschätzen. Beobachtet man Gespräche über Geld, Kirchensteuern usw., dann fällt mir immer wieder auf, dass man von «Dienstleistungen» spricht.

Spenden sollten freiwillig sein, sonst müsste man von Mitgliedschaft und Mitgliederbeiträgen sprechen.

Es gibt demnach eine Verknüpfung zwischen dem, was man macht, und wofür man bezahlt. In der regulären Wirtschaft wäre das normal. Im kirchlichen/freikirchlichen Umfeld jedoch ist die Verknüpfung etwas anders. Spenden müssen hier tragen, was nicht direkt verkauft werden kann. Ideelle Dienstleistungen wie von Kirchen sind schwerer einzuschätzen.

Sieht man die Verknüpfung zwischen Dienstleistung und Geldbedarf klarer, lassen sich viele Fragen auch anders stellen.

Warum spenden wir?

Menschen spenden aus verschiedenen Überlegungen. Das ist auch kulturell geprägt.

  • In Landeskirchen spendet man etwa oft, «weil die Kirche Gutes tut». Das sagen etwa Menschen, die zwar «bei der Kirche dabei sind», aber nie im Gottesdienst auftauchen oder am Gemeindeleben teilnehmen. Es sind die Stillen oder Distanzierten. Diese Kirche lebt nicht von aktiven Mitgliedern, sondern von «toten Mitgliedern», die immer noch bezahlen. Bezahlt wird etwa für praktische traditionelle Leistungen (Taufe, Hochzeit, Beerdigung) und soziale Dienstleistungen.
  • In Freikirchen ist das anders. Hier bezahlen nur die aktiven Mitglieder. Andere gibt es kaum. Das ist komplett anders als bei Landeskirchen. Freikirchen setzen auf lebendigen Glaubensbezug und damit auf Transformation des Lebens. Diese ist auch nötig, weil sonst die Hölle droht. Nicht selten wird deshalb im evangelikalen Umfeld mit ideellen Gründen für Spenden geworben («Gottes Reich bauen», «Evangelisation ermöglichen» und dergleichen mehr).

Ausserhalb von Glaubensgemeinschaften wird für bestimmte Zwecke gespendet, für eine bestimmte Arbeit, für bestimmte Menschen, damit sie in einer Not geholfen werden oder positiv bestimmte Dinge beitragen können.

Spenden sind ein zweischneidiges Schwert

«Reden wir über Geld.» Dieser Satz bezweckt etwas sichtbar und diskutierbar zu machen, was häufig in der Wahrnehmung von Kirchen, Freikirchen und christlichen Werken untergeht. Geld ist nötig und wertneutral. Es kann mit Geld Gutes gemacht werden. Aber – wenn Geld regiert, wird es schwierig. Für Glaubensgemeinschaften scheint Geld immer zweitrangig. Es geht nicht um Geld. Oder doch?

  • Wer von Spenden lebt, möchte seine Existenzgrundlage beibehalten. Das ist verständlich.
  • Wer spendet, möchte dagegen, dass seine Spenden für sinnvolle Zwecke eingesetzt werden.

Zwischen beiden Positionen gibt es eine Spannung. Es ist eine gesunde Spannung, die Spende und Dienstleistung im Gleichgewicht sehen will. Das ist jedoch nicht immer der Fall. Es ist nicht im Gleichgewicht, wenn:

  • Die Spendenempfänger Druck auf die Spender ausüben (typisches Merkmal von Sekten)
  • Spendenempfänger nicht mehr die Anliegen der Spender vertreten
  • Spender andere Projekte sehen wollen, die näher bei der eigenen Entwicklung liegen.

Selbstverständlich ist nichts. Ein Projekt kann sich mit der Zeit erfüllt haben. Weitere Spenden erübrigen sich. Es wird ein neues Projekt gestartet. Wer so vorgeht, gibt dem Wandel in der Gesellschaft, in der Kirche, und den Anforderungen unserer Zeit Raum.

Selbstverständlich ist nichts.

Spenden sind ein zweischneidiges Schwert, wenn Spender und Empfänger nicht mehr auf der gleichen Linie sind. Das sollte niemand beunruhigen. Es benötigt lediglich einen gesunden Umgang mit Erwartungen und genug Realitätssinn, zu praktikablen Lösungen zu kommen. Wer nicht mehr spenden will, soll einfach aussteigen. Wenn das Folgen für den Empfänger hat, muss er umdenken. Für mich, als selbstständiger Unternehmer, sind das logische Überlegungen. Ich habe keine Mühe mit Veränderung. Kein Lohn war je selbstverständlich für mich. Ich umarme einen positiven Wandel, hin zu einem besseren Projekt.

Umbruch führt zu neuen Situationen

Unsere Zeit und unsere Welt sind im Umbruch. Das beeinflusst die Kirche, die Glaubensgemeinschaften, die Sicht auf diese Welt und die Art, wie wir Fragen stellen. In diesem Umbruch sind auch Fragen der Finanzierung und damit auch Fragen nach Spenden von Bedeutung. Damit müssen wir vielleicht zuerst einmal umgehen lernen. Was hält von Veränderung ab?

  • Alte Strukturen wollen sich selbst erhalten (rückwärts gerichtet)
  • Man kann sich keine Änderung vorstellen, also gibt es sie nicht (Verneinung)
  • Bestehende Strukturen überdenken, ist anspruchsvoll und unbequem (dies benötigt Mut und Vision).

Die Rede von Spenden im Rahmen von Veränderung ist nötig. Die alten Kirchenstrukturen zerfallen. Nennen wir die institutionalisierte alte Kirche «Kirche 1.0». Das betrifft die traditionellen Kirchen wie auch die Freikirchen. Es geht um ein Konzept von Kirche, was heute auseinanderbricht.

Warum geht es eigentlich?

Die aktuellen Änderungen bedingen ein neues Konzept. Wenn sich die äussere Struktur ändert, die Geldquellen anders werden oder wegbrechen, wie lässt sich dann noch Gemeinschaft finanzieren? Die Frage taucht auf: Warum geht es eigentlich? Wie könnte «Kirche 2.0» aussehen?

Die Kirche der Zukunft

Die Kirche der Zukunft hat vermutlich eine andere Struktur. Während die heutige Kirche stark hierarchisch geprägt ist, und eine kleine Minderheit von den Spenden vieler lebt, könnte eine zukünftige Kirche von den Menschen her geprägt sein, mit einer horizontalen Hierarchie und keine Spendenprivilegien mehr. Vielleicht sind die Gemeinschaften auch zu klein, um Pastoren tragen zu können, wie das heute geschieht. Dann müssen neue Konzepte her, dann benötigt es mehr Eigenverantwortung für Gemeinde und Theologen, um zu neuen Gemeinschaftsformen zu finden.

Eine solche Änderung bedingt auch, dass wir über Spenden und dergleichen reden. Sie dienen, wie wir gesehen haben, einem Zweck. Wenn sich der Zweck ändert, bedingt das auch neue Ansätze zur Finanzierung neuer Ideen. Dabei soll nicht ein Klerus oder eine Institution zentral stehen, sondern die Gemeinschaft selbst. Künftige Theologen müssen bei aller Arbeit vielleicht das Ziel vor Augen haben, den Einsatz zu begrenzen, sprich: Sich selbst möglichst rasch – wie bei einem Projekt – überflüssig zu machen, damit die Kosten nicht explodieren.

Heute versuchen Kirchen den Verfall durch Rationalisierung, Fusion, Vergrösserung der Gemeinden und dergleichen wettzumachen. Man steht auf der Bremse und hofft das Beste. Der Prozess des Zerfalls dürfte jedoch unumkehrbar sein. Geld wird dadurch weiterhin abfliessen und man kann in 10 Jahren nicht mehr das machen, was man heute machen kann. Die Selbstverständlichkeit des Geldflusses ist vorbei. Die Abstützung auf Spenden wird bisherige Strukturen gehörig durcheinander wirbeln.

Bedenkt man, dass ein Pfarrer in der Landeskirche in der Schweiz (soweit die noch selbsttragend sind) ein Jahreslohn zwischen 100’000 und 150’000 CHF/EUR erhält, aber immer mehr Menschen austreten, kann mit verbundenen Augen sehen, dass das nicht gut ausgehen kann. Die Löhne sind den üblichen Löhnen angepasst, die hier in der Schweiz für gleichwertige Ausbildung und Positionen gelten. Wenn alle das verdienen, erscheint es gerecht, dass diese Löhne auch an kirchlichen Positionen bezahlt werden. Aus finanzieller Perspektive war es lange finanziell attraktiv, Pfarrer zu sein. Freikirchlichen Pastoren verdienen in der Regel nicht so viel, aber erhalten doch einen fixen Lohn, oft inklusive 13. Monatslohn und dergleichen mehr. Als selbstständig Erwerbender sage ich: Welch einen Luxus!

Müsste man Eintrittsgebühren auf Basis einer Kostenwahrheit erheben, wie teuer käme dann ein Eintrittsbillett für den sonntäglichen Gottesdienst?

Nicht wenige Gemeinden sehen heute den Gottesdienst am Sonntag als das zentrale Elemente einer Glaubensgemeinschaft. Dienste werden von einer kleinen Gruppe von bezahlten Leuten geleistet. Das ist die alte Kirchenstruktur. Das ist Kirche 1.0. Machen wir ein Gedankenspiel: Kostenwahrheit für diese Struktur würde heissen, dass man den aktuellen finanziellen Aufwand direkt gegen den Gottesdienstbesucher abwiegt. Müsste man Eintrittsgebühren auf Basis einer Kostenwahrheit erheben, wie teuer käme dann ein Eintrittsbillett für den sonntäglichen Gottesdienst?

Es geht nicht um die Kirche

Ich kann mich dem Eindruck nicht wehren, dass heutige Kirchen- und Gemeindestrukturen stark von Geld her geprägt sind. Was dabei erreicht wird, lässt sich oft positiv hervorheben. Das will nicht bezweifelt werden. An dieser Stelle geht es mir um einen anderen Aspekt: Man lebt aus der Sicherheit finanzieller Einkünfte. Das wird zwar immer wieder angepasst, und etwa die EKD in Deutschland hat eine Studie erstellen lassen, wonach im Jahr 2060 extreme finanzielle Einbüsse hingenommen werden müssen. Man realisiert sich, dass die Kirche im Umbruch ist. Wie kann man mit Weitblick vorsorgen?

Das ist alles verständlich und weise. Aber: Es geht nicht um die Kirche. Damit meine ich, dass es nicht um die Institution geht. Es geht nie um die Institution oder um den Erhalt bestimmter Strukturen. Dann ist man bloss strukturverliebt oder klammert sich am eigenen Sessel, an den eigenen vermeintlichen Sicherheiten.

Warum geht es? Es geht um die Gemeinde selbst, um den Körper Christi. Das umfasst auch die vielen Menschen, die nicht (mehr) in Kirchen oder Freikirchen daheim sind. Das sind heute vielleicht die meisten Menschen. Die Kirchen sind Randerscheinungen geworden. Die Gesellschaft steht an einem anderen Ort. In der Gesellschaft, aber ausserhalb der Kirchen und Freikirchen, gibt es eine wachsende Gruppe Christen, die sich gerne engagieren möchten, gerne Gemeinschaft pflegen, aber dies nicht mehr so tun können oder wollen wie in vergangenen Generationen.

Es ging schon immer um die Menschen.

Gemeinschaft ist im Umbruch. Deshalb sollte man über Gemeinschaft nachdenken. Deshalb sollte auch über Spenden nachgedacht werden, darüber wie man Gemeinschaft bauen will, mit welchen Mitteln. Es geht nicht um die Kirche, sondern es geht um die Menschen. Kirche 2.0 wird deshalb von den Menschen selbst getragen. Sie wird auch bestehen, wenn bisherige Strukturen auseinanderbrechen. Wenn kein Geld mehr zur Verfügung steht, werden die Menschen sich trotzdem zusammentun. Es ging schon immer um die Menschen.

Die genügsame Arbeit

Paulus schrieb:

«Ich freue mich aber sehr in dem Herrn, dass ihr endlich einmal aufgeblüht seid, auf das zu sinnen, was mich betrifft, worauf ihr auch bedacht wart, aber keine Gelegenheit hattet. Nicht, dass ich dies eines Mangels wegen sage; denn ich habe gelernt, in der Lage, in der ich bin, genügsam zu sein. Ich weiss auch, wie es ist, erniedrigt zu werden, ich weiss auch, wie es ist, Überfluss zu haben; in alles und in jedes bin ich eingeweiht: sowohl satt zu werden als auch zu hungern, Überfluss zu haben als auch Mangel zu leiden. Alles vermag ich in Ihm, der mich kräftigt, Christus.»
Phil 4,10-13

Hier ging es um Unterstützung für den Apostel. Die Philipper haben offenbar zuvor Paulus etwas zukommen lassen. Paulus war dankbar dafür, wollte aber nicht als genötigt erscheinen lassen. Es sollte nicht sein, weil er einen Mangel hatte und deshalb darum gebeten hat. Vermutlich hat er gar keine Unterstützung verlangt, sondern die Gemeinschaft hat erkannt, wie er es benötigt hat. Paulus bezeugt, dass er mit Überfluss und Mangel beide vertraut ist. Er weiss, was es bedeutet, satt zu werden und zu hungern. Der Apostel hat kein rosiges Leben mit fixem Einkommen gehabt.

Er fährt weiter:

«Indessen, ihr handelt trefflich, an meiner Drangsal mit teilzunehmen. Aber auch ihr Philipper wisst, dass im Anfang der Evangeliumsverkündigung, als ich von Mazedonien auszog, keine herausgerufene Gemeinde mir etwas zu der Rechnung des Gebens und Nehmens beisteuerte als nur ihr allein; denn auch als ich in Thessalonich war, sandtet ihr mir einmal oder zweimal etwas für meinen Bedarf. Nicht, dass ich die Gabe suche, nein, ich suche die Frucht, die für eure Rechnung zunimmt. Ich habe nun alles vollständig erhalten, ich habe sogar Überfluss; mein Mangel ist ausgefüllt, seit ich die Gabe von euch durch Epaphroditus empfangen habe: einen duften Wohlgeruch, ein wohlannehmbares, Gott wohlgefälliges Opfer. Mein Gott aber wird all euren Bedarf ausfüllen, nach Seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus. Unserem Gott und Vater aber sei die Verherrlichung für die Äonen der Äonen! Amen!»
Phil 4,14-20

Direkte Hilfe der Philipper hat Paulus geholfen. Bei den Philippern war dies nicht das erste Mal. So stellte Paulus fest, dass er in ihrer Haltung eine Frucht wachsen sieht. Es geht nicht nur um das, was Paulus erhält, sondern auch um die Auswirkung des Gebens für die Gemeinde in Philippi. Daraus zeigt sich, dass es nicht nur um das Geld, sondern um den Gewinn für die gesamte Gemeinschaft – inklusive Paulus – geht. Hier entsteht so etwas wie eine geistliche Sicht auf das Geben. Paulus selbst betonte jedoch, dass es ihm nicht um die Gabe ging, auch wenn er sie benötigte. Paulus war genügsam. Die Gabe war Teil einer lebendigen Gemeinschaft, eines grösseren Konzeptes.

An anderer Stelle betonte Paulus, dass er es bevorzugte, selbst für seinen Unterhalt zu sorgen:

«Danach schied er aus Athen und ging nach Korinth. Dort fand er einen Juden von pontischer Herkunft namens Aquila, der unlängst mit Priszilla, seiner Frau, aus Italien gekommen war, weil Klaudius die Ausweisung aller Juden aus Rom angeordnet hatte. Paulus ging zu ihnen, und da er das gleiche Handwerk hatte, blieb er bei ihnen und arbeitete; denn ihrem Handwerk nach waren sie Zeltmacher.»
Apg 18,1-3

 

Änderungen haben schon begonnen

Ein Pastor einer Minoritätsgemeinde in der Nähe führt eine Tankstelle. So verdient er sein Brot. Immer mehr Theologen stehen ausserhalb der institutionellen Kirche (Public Theology) und verdienen ihr Brot mit anderen Aufgaben, übernehmen Lesungen, schreiben Bücher, erstellen auf Patreon ein Konto, worüber sie regelmässige Dienstleistungen als kostenpflichtiges Abonnement anbieten. Die Selbstverständlichkeit eines Lohns auf Basis von Spenden ist für diese Menschen längst nicht mehr gegeben. Diese Theologen sind keine Arbeitnehmer mehr, sondern wurden Unternehmer.

Auch diese Website kernbeisser.ch entsteht nicht auf Basis von Spenden. Ich könnte nie von den Spenden für diese Arbeit leben. Spenden jedoch sind sehr hilfreich, manchmal nötig und es geht – wie bei Paulus – um viel mehr. Es ist gegenseitige Ermutigung mit praktischem Wert. Weil ich aktuell nicht von dieser Arbeit leben kann, wird der Einsatz der Realität angepasst. Mal gibt es mehr, mal gibt es weniger Freiraum zu schreiben oder Videos zu erstellen. Das ist ganz so «wie im richtigen Leben» und, wie ich einschätze, auch etwas näher an der Realität einer künftigen christlichen Gemeinschaft. Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich Improvisation liebe? Ich vermute, dass viel mehr improvisiert werden wird. Das wird Gemeinden wie Pastoren betreffen.

Ich denke, dass in der Kirche der Zukunft die Menschen viel bewusster den gemeinsamen Glaubensraum gestalten. Entsprechend bewusster wird gespendet. Jeder spendet mit seinen Gaben. Dies nie als genötigt, sondern freiwillig, zugunsten der Gemeinschaft. Vielleicht gibt es mehr Theologen als reisende Prediger, wie einst Apollos (Apg 18,24-28; Tit 3,13). Nicht die Kirche steht zentral, sondern der Körper Christi, der quer durch die letzten zwei Jahrtausende hindurch, innerhalb und ausserhalb bestehender Kirchen und Gemeinschaften, besteht.

Sind Spenden nun Pflicht oder Kür? Spenden sind Kür. Es ist freiwillig. Es ist Ausdruck einer bewussten Auseinandersetzung, nicht nur mit der Vergangenheit, nicht nur aktueller Herausforderungen, sondern auch Ausdruck einer Zukunftsvision, von einer Art, wie man Christsein heute und künftig gestalten will.

Reden wir über Geld (2)