Jede Art von Geschichte erzählt etwas von dieser Welt. Bücher, Erzählungen, Lieder, Gemälden und Skulpturen, Tanz und Musik. Auf Ihre eigene Art sind das alles Berichte und Eindrücke dieser Welt. Dasselbe gilt auch für das Kino. Dort ist es die kleine Leinwand, worauf Geschichten gezeigt werden, während das Leben die grosse Leinwand ist. In diesem Beitrag geht es um einige dieser Geschichten. Speziell will ich etwas beim Film «Das Buch von Eli» verweilen, ein Kinofilm, der 2010 erschien.

Archetypische Bilder

Unzählige Geschichten, ob in Büchern, in Zeichnungen oder anders erzählt, nutzen archetypische Bilder dieser Welt. Es sind Ängste, Hoffnungen, Freuden, und oft sind es Projektionen. Ur-Menschliche Erfahrungen finden dort einen Ausdruck. Dasselbe passiert auch im Kino. Spielfilme werden von menschlichen Emotionen und Fragen projiziert, weniger vom Projektor selbst. Es sind Geschichten, die wir einander erzählen, die uns die Welt begreifbar machen. Auch ist es Spiegel unserer Erwartungen und Annahmen über diese Welt.

Es ist eine Kunst, gute Geschichten erzählen zu können, die das Leben berühren.

Hoffnungen und Projektionen

Gute Geschichten entspringen unserer Erfahrungen. Das ist allgemein wahr. In der Bibel werden sie in Bezug zu Gott gesetzt und dort in einer längeren Geschichte eingebettet. Anschaulich wird vor Augen geführt, dass unser Leben und unsere Erfahrung in einem grösseren Kontext stattfinden. Wir können sogar entdecken, dass dieser grössere Kontext von Gottes Gnaden geprägt ist. Es gibt jedoch viele weitere Geschichten, die anzuhören, es sich lohnt. Diese Geschichten müssen nicht denselben Ausblick der Bibel zeigen, weisen aber einwandfrei darauf hin, wie andere Menschen diese Welt erhoffen, erträumen oder erspüren. Kinofilme sind eine tolle Art, Geschichten zu erzählen.

Erstaunlich viele Filme lehnen sich an biblische Themen an. Oder wäre es eher umgekehrt, dass die Bibel sich in der Realität dieser Welt erst entfaltet? Man sollte nicht alle Filme mit der Bibel verwechseln, aber es sind oft treffende Aussagen über diese Welt, manchmal nur abstrahiert, in Parabeln oder Ideen. Hier zwei Beispiele:

  • Die Film-Trilogie «Herr der Ringe», basierend auf die gleichnamigen Werke von J.R.R. Tolkien, erzählt beispielhaft eine Geschichte vom Kampf zwischen Gut und Böse. Die Dualität in dieser Welt wird darin sehr eindrücklich abgebildet, sowie auch die Mühe, die es braucht, es zu einem guten Ende zu bringen. Tolkien war als Christ der katholischen Kirche zugetan. Er war auch ein enger Freund von C.S. Lewis. Tolkien hat vermutlich massgeblich dazu beigetragen, dass C.S. Lewis vom erklärten Atheisten zum Christentum konvertierte und infolge eines der bekanntesten Apologeten des Christentums vom 20. Jahrhundert wurde.
  • Die «Matrix-Trilogie» beschreibt eine Welt, die nur geträumt und von Maschinen regiert wird. Die Menschheit lebt unbewusst in einer virtuellen Welt (die «Matrix»), ist darin jedoch auch gefangen. Es gibt eine Rebellen-Gruppe, die sich für die Befreiung der Welt einsetzt. Dann wird das Team mit Neo ergänzt, einem jungen Hacker, der alsbald als «Messias» gilt, die Erfüllung von Prophezeiungen.

Archetypische Themen vieler Filme sind beispielsweise «die Rettung der Welt», «erfüllte Liebe», und dergleichen Dinge mehr. Es tauchen Propheten auf, Messias-Figuren, Retter, Krieger, Liebende. Es werden neue Welten entdeckt. Roadmovies beschreiben oft eine Entwicklung. Es sind bei Weitem nicht nur «fromme» Filme, die wichtige menschliche Fragen und Hoffnungen aufgreifen. Wer Ohren hat zu hören, der höre.

Das Buch von Eli

Ein eindrücklicher Film ist «The Book of Eli». Im Stil eines B-Films entsteht eine packende Geschichte, geladen mit Action. Nach einer Apokalypse gibt es auf der Erde nur noch wenige Überlebende. Es gibt keine Kultur mehr. Städte und Zivilisationen sind zerstört. Menschen versuchen auf ihre Art zu überleben. Bücher werden verbrannt und beseitigt. Dies ist die Welt, in der Eli sich auf den Weg macht, ein Buch an einen sicheren Ort zu bringen. Das Buch selbst sieht man jedoch kaum. Eli trägt das Buch im Rucksack mit. Öfter muss er sich in der rauen Welt verteidigen.

Der Film eignet sich m.E. hervorragend dazu, aufzuzeigen, wie eine Idee in einer Geschichte verpackt werden kann. Es geht hier um einen Action-Film. Man wird dem Film jedoch nicht gerecht, wenn man ihn auf Action und Gewalt reduziert. Es wird eine ganz andere Geschichte transportiert.

Nachfolgende Ausschnitte geben exemplarisch Einsicht in diese Geschichte.

Achtung: Der erste Trailer zeigt Gewalt. Wer das nicht sehen will, sollte das überspringen.

Im nächsten Ausschnitt geht es um einen Dialog über dieses Buch. Man erahnt, dass es hier um die Bibel geht.

Die düstere Atmosphäre erzählt von einer Welt, die lebensfeindlich ist. Alles in der Geschichte dreht visuell um diesen Eindruck. Das Buch jedoch, das Eli mitnimmt und «an einen sicheren Ort» bringen will, ist die Hoffnung, die hier buchstäblich durch die Welt getragen wird.

Eli will das Buch nach Westen tragen, zur einzig verbliebenen Bibliothek der Welt bringen. Dort werden auch Bücher neu gedruckt, damit Hoffnung wieder verbreitet wird.

Hier eine Szene mit dem Buch, und wie Eli dazu kam, mit einem Zitat aus Psalm 23 (Englisch):

Natürlich gelingt die Reise. Das Buch kommt am Ziel an. Zu viel will ich nicht verraten. Hier ein letzter Abschnitt. Das Gebet stammt aus 2. Timotheus 4.

Wie jeder Film erzählt auch dieser Film eine Geschichte. In den folgenden Interviews wird etwas über die Zusammensetzung des Films gesprochen. Ist es ein Action Movie? Soll es ein christlicher Film sein? Denzel Washington, der die Hauptrolle spielt, ist Sohn eines Predigers. Es geht bei der Produktion um die Frage: Welche Geschichte soll erzählt werden?

Geschichten erzählen

Manche Christen wachsen auf mit Aussagen wie «Kino ist vom Teufel!» oder «Kinder soll man keine Märchen erzählen, denn die sind nicht biblisch!». Es wird munter argumentiert, weshalb eine gesetzliche Interpretation der Welt die einzig Richtige ist. Richtig und Falsch, Schwarz und Weiss. Diese gesetzliche Sicht, Glaube zu interpretieren, stelle ich infrage. Gibt es bessere Möglichkeiten miteinander ins Gespräch zu kommen als im Spannungsfeld «richtig oder falsch»?

Warum es wirklich geht, sind die Geschichten, die wir uns erzählen, die uns als Anregung für ein gutes Gespräch, für weiterführende Gedanken dienen können. Geschichten sind oft Gleichnisse, und die werden sogar in der Bibel nicht immer richtig interpretiert (Joh 11,11-14). Manche Christen haben mir gesagt, sie können nichts glauben, was nicht «real» ist. Es hat jedoch Dinge in der Bibel, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt (z.B. Jotams Parabel, Richter 9,7-15). Wir sind beim Lesen der Bibel immer wieder aufgefordert, zu interpretieren, damit wir verstehen, was die wirklichen Anliegen sind.

Fast alles in der Bibel spricht in Form von Geschichte und Geschichten. Es sind Einblicke in menschlicher und göttlicher Erfahrung. Darum geht es. Wir sollten mehr Geschichten erzählen und lernen, dessen Wert zu verstehen.

Weitere Filmzitate hier auf dieser Website:

  • Beiträge mit Filmzitaten

Vertiefung

  • Austausch: Kann man mit einem Action-Film etwas Gutes erzählen?
  • Was für Geschichten prägen Dein Leben? (Erzähle!)
  • Hast Du als Kind Märchen hören dürfen? Warum (nicht)?
  • Gibt es Dinge, die man als Christ nicht sehen darf? Warum?
  • Muss eine bestimmte Ansicht für jeden gültig sein? Warum (nicht)?